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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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verschwunden, und ich lag nicht mehr in dem Stahlcontainer, sondern in einer Ecke des Zelts, mit Frosts Stiefelabsatz auf der Brust.
    »Das war’s?«, fragte Frost. »War das alles?«
    »Alles«, bestätigte der Zigeuner.
    Blinzelnd schaute ich zu den beiden hoch, blieb aber still liegen und versuchte mir einen Fluchtplan zu überlegen.
    »Er nützt mir nichts«, fauchte Frost. Sie hatten beide auf den Monitor im Container gestarrt, dessen Deckel noch offen stand. Doch nun schlug der Tipnotyst ihn zu und schloss meine Erinnerungen in seinem Inneren ein.
    »Die übliche Bezahlung?«, fragte Frost, woraufhin der Zigeuner grinste. Frost zog einen Beutel aus der Gesäßtasche und schleuderte ihn auf die Erde. Anschließend hockte er sich neben mich und hob sein Messer, damit ich es mir genau ansehen konnte. Der schmutzige Perlmuttgriff war wohl mal mit einem Muster verziert gewesen, doch inzwischen war er völlig abgenutzt. Die Klinge schimmerte im Neonlicht.
    »Ist dein Alter also abgehauen und hat dich zurückgelassen, was?« Frost setzte eine mitleidige Miene auf.
    »Er ist nicht abgehauen«, erwiderte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Er wurde entführt.«
    Frost lachte. Mit einem seiner dicken Finger strich er über die Messerklinge. Dann kniete er sich auf meine Brust, drückte eine Hand auf mein Gesicht und zwang mich nach unten, obwohl ich mich heftig zur Wehr setzte.
    »Ich sag dir was, Mister B. Wenn ich deinen Alten aufgespürt habe, werde ich ihn von dir grüßen.«
    »Lass ihn in Ruhe.« Crow stürmte herein. Seine Stimme hallte wie ein Donnerschlag durch das Zelt.
    Frost zögerte, die Klinge gegen meinen Hals gedrückt. Krampfhaft versuchte ich, nicht zu atmen.
    »Irgendwelche Neuigkeiten?« Frost blickte fragend zu Crow hoch.
    »Jepp. In Vega gibt es eins. Der Truck steht bereit. Also lass den Jungen gehen. Miss Zee ist wieder da, und du willst doch nicht, dass sein Blut an deinen Händen klebt, Mann.«
    »Weißt du was, Wächter?« Mühsam kämpfte sich Frost auf die Füße. »Du hast vollkommen recht.«
    Er warf Crow das Messer zu.
    »Du machst das«, fügte er hinzu und stampfte zum Zeltausgang. »Vielleicht bist du dann beim nächsten Mal nicht so nachlässig.«
    Verstohlen sah ich mich im Zelt um. Der Tripnotyst war nirgendwo zu sehen, genauso wenig wie Zee oder ihre Mutter.
    Also nur ich und Crow. Wie in alten Zeiten.
    Kopfschüttelnd kam Crow zu mir rüber. Ungeschickt stemmte ich mich auf die Knie und versuchte auf die Straße hinauszusehen, während ich gleichzeitig den Wächter im Auge behielt. Ich brauchte zu lange, um mich zum nächsten Schritt durchzuringen, ganz abgesehen davon, dass ich ohnehin nicht wusste, worin der bestehen sollte. Und dann ragte Crow schon über mir auf und wog das Messer abschätzend in der Hand.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass du keinen Mist bauen sollst, kleiner Mann.« Crow schüttelte immer noch den Kopf, als wäre es eine wahre Tragödie für ihn, mich zu töten. »Also, warum ziehst du dann los und baust Mist?«
    Ich antwortete nicht.
    »Wärst mal besser beim Bäumebauen geblieben«, stellte Crow fest und warf einen kurzen Blick zum Zelteingang. Er hob das Messer über den Kopf, dann schleuderte er es nach unten. Die Klinge drehte sich und bohrte sich funkelnd neben mir in den Boden.
    Crow ging in die Hocke und zog die Waffe aus dem Sand. Während er die Klinge an dem Stoff abwischte, der in seinen Bart eingeflochten war, musterten mich seine braunen Augen durchdringend. Dann setzte er die Sonnenbrille auf und erhob sich.
    »Wir sehen uns im nächsten Leben, kleiner Mann«, sagte er und marschierte zum Ausgang. Ich sah zu, wie er die Zeltklappe anhob und in das helle Tageslicht hinaustrat.
    *
    Ein paar Sekunden vielleicht. So lange lag ich dort, während mir mein Herz fast ein Loch in die Brust hämmerte. Dann sprang ich auf und stürzte zum Ausgang. Ich schlitterte über den Sand und zerrte an der Zeltklappe, bis sie weit genug oben war, um nach draußen spähen zu können.
    Alles war noch da – Sonne, Staub und Wind. Ich setzte meine Brille auf und hustete gegen die Staubwolken an. Am Ende der Straße entdeckte ich einige Barackenbewohner, die hastig Platz machten, als dröhnend ein Truck vorbeirumpelte und eine Qualmwolke zurückließ, während er am Horizont verschwand.
    »Kommen Sie ruhig raus.« Der Tripnotyst lag an der Ecke in einer Plastikhängematte und rauchte eine Crystalpfeife.
    »So bezahlt er Sie?«, fragte ich, während ich aufstand und zu

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