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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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richtig gehandelt hatte, als er zurückkehrte, selbst wenn er glaubte, mich deswegen verlassen zu müssen. Es war richtig gewesen, diese Hölle aufhalten zu wollen, die er zusammen mit GenTech geschaffen hatte. Denn irgendwann stößt der Konstrukteur an seine Grenzen. Irgendwann muss man zum Kämpfer werden. Musste kämpfen.
    »Wir müssen Crow rausholen«, sagte ich.
    »Crow?«, rief Zee schrill. »Er ist hier?«
    »Ja. Du würdest ihn wahrscheinlich nicht wiedererkennen, aber er ist hier.«
    »Und sonst? Sind da noch andere, die du kennst?«
    »Nein.« Obwohl ich sofort an Alpha denken musste, erwähnte ich sie nicht. Die Angst, dieses Mädchen zu verlieren, hatte ich inzwischen so verinnerlicht, dass ich sie wohl nie wieder loswerden würde.
    Aber Alpha hatte an mich geglaubt. Dieses Vertrauen machte mich stark, und jetzt musste ich stärker sein als jemals zuvor. Denn ich wusste genau, was ich tun würde. Ich musste zu Ende bringen, was Pa angefangen hatte. Und das bedeutete, dass ich Alpha als Insider brauchte.
    Für den Aufstand.

Kapitel 49
    Z ee erzählte mir, dass die weißen Bäume vor der Großen Dunkelheit überall im Westen gewachsen waren, sogar dort, wo heute der Große Graben lag. In der alten Welt nannte man sie Populus, Populus Tremuloides. Oder auch Zitterpappel, denn damals gab es noch so viele Bäume, dass man ihnen gleich zwei verschiedene Namen gab.
    Der Apfelbaum gehörte allerdings einer Art an, die schon vor der Großen Dunkelheit selten gewesen war. Er wuchs in abgelegenen Regionen in den Bergen. Malus sieversii. Eine Wildapfelart, die lange Zeit vollkommen unverändert geblieben war, bevor der Mensch herausfand, wie man an so etwas herumdoktert.
    Aber hier auf Promise Island, auf diesem eisigen Schrotthaufen, brauchten die Bäume keine Namen. Sie waren schließlich die einzigen, die noch übrig waren. Und in dieser Nacht, nachdem Zee die Agenten dazu gebracht hatte, Crow rauszuholen und ihm sein Bewusstsein zurückzugeben, trug ich die Überreste des Wächters in den Wald, damit er die Überreste der Bäume sehen konnte.
    Es war bewölkt, und ohne Mond und Sterne schien es noch kälter zu sein. Ich hatte Crow in Decken gewickelt und sie mir über die Schultern geschlungen und am Bauch festgeknotet. Nach und nach kam ich wieder zu Kräften, und so schaffte ich es, den Abhang langsam, aber ohne Pause hochzulaufen. Oben war es so dunkel, dass die Äste unter uns nicht zu sehen waren.
    »Halt durch«, rief ich über die Schulter nach hinten. »Wir sind fast da.«
    Der Schnee war zu Eis gefroren, deshalb rutschte und schlingerte ich über den Abhang, bis wir endlich unten ankamen. Am Rand des Waldes löste ich die Decken und legte Crow ab. Dann hielt ich ihn aufrecht und zog seine Kapuze zurück.
    Unser Atem dampfte weiß in der Dunkelheit.
    »Näher«, murmelte Crow, und ich trug ihn dichter ran. »Lehn mich dagegen«, bat er, also richtete ich ihn so auf, dass er sich an dem Baum festhalten konnte und nicht umfiel.
    »Willst du tiefer rein?«, fragte ich.
    »Jetzt noch nicht.«
    Ich grub ein paar alte Blätter aus und zeigte sie ihm, aber Crow starrte immer nur auf die Borke unter seinen Fingern. Da es so dunkel war, ließ es sich nur schwer sagen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Crow weinte.
    »Ich bin bereit«, sagte er schließlich, also hob ich ihn hoch und trug ihn vor dem Bauch, während ich langsam durch den Wald ging.
    Auf der Lichtung brauchte ich eine Verschnaufpause, also setzten wir uns mitten in das Loch, das zwischen den Bäumen klaffte.
    »Danke, dass du mich hergebracht hast, Banyan.« Crows Stimme hatte sich verändert, sie klang nicht mehr so, als würde er gleich anfangen zu lachen. Eher so, als würde er nie wieder lachen.
    »Wie findest du sie?«, wollte ich wissen.
    »Für mich sind sie Zion«, erwiderte er. »Sie machen das Leben lebenswert. Und ich denke, wenn du mich nicht aus diesem Wagen gezogen hättest, wäre ich jetzt nicht hier.«
    »Ich glaube, wir können sie retten«, sagte ich nur.
    »Nein. Sie müssen nicht von uns gerettet werden.«
    »Oh, doch. Die Bäume brauchen uns. Und die Menschen brauchen uns noch viel mehr. Sonst wird GenTech jede Menge Leute töten, um jede Menge Bäume zu besitzen.«
    »Sie haben seit der Großen Dunkelheit Leute umgebracht und alles besessen. Wahrscheinlich sogar schon lange davor. Es ändert sich also nichts.«
    »Wir sind ihnen zahlenmäßig überlegen.«
    »Wir? Sagtest du nicht, deine eigene Mutter wäre hier der

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