Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
nicht um Gnade gebeten, Zebrov. Ich bedaure den Tod Ihres Sohnes, das ist alles. Ich hoffe, Sie glauben mir.«
    »Ich will es versuchen, Kapitän Hamilton. Haben Sie noch Wünsche?«
    Idris dachte kurz nach. »Richten Sie bitte meiner Frau aus«, sagte er dann, »daß es mich zutiefst betrübt, solches Unglück über sie gebracht zu haben. Und daß ich überzeugt bin, daß die Erde lebt und die Menschheit einmal wieder auf ihrem fruchtbaren Boden erblühen wird.«
    »Nach minervischen Gesetzen haben Sie keine Frau, Kapitän Hamilton. Die Person, auf die Sie sich beziehen, ist mir jedoch bekannt. Ihre Bitte wird erfüllt. Haben Sie weitere Anliegen?«
    Idris zwang sich zu einem matten Lächeln. »Ich würde mir gerne Ihr Fernraumschiff für einen Flug zur Erde ausleihen.«
    »Abgelehnt«, sagte Harlen Zebrov mit unveränderter Miene. »Ich unterbreche nun die Verbindung. Leben Sie wohl, Kapitän Hamilton.«
    »Leben Sie wohl, Zebrov. Vielleicht begreifen Sie eines Tages, was Sie und Ihre TT-Partei der Menschheit angetan haben.«
    Der Bildschirm verdunkelte sich. Mit im Verlauf von vielen Jahren erworbener Routine begann Idris den Raumanzug und das Zubehör zu inspizieren. Während der mehr als fünftausend Jahre seit seinem ersten Tod war die Technologie erheblich fortgeschritten. Die Gerätschaften waren allen ihm von damals bekannten weit überlegen.
    Kurze Zeit kämpfte Idris mit der Versuchung, den Anzug gar nicht anzulegen. Sobald die Schleuse geöffnet wurde, käme der Tod schnell. Vielleicht war es besser, auf diese Weise zu sterben als über die Oberfläche des Planeten zu irren, die Stunden und schließlich die Minuten zu zählen, bis der Sauerstoff zu Ende ging. Würde er den Mut besitzen, den Anzug zu öffnen, wenn seine Zeit abgelaufen war, oder würde er nach dem letzten winzigen Sauerstoffrest japsen? Er wußte es nicht. Wie konnte ein Mann das jemals wirklich wissen?
    Aber ihm war danach zumute, in seinen letzten Stunden noch einmal die Sterne zu sehen. Für einen erfahrenen Raumfahrer waren die Sterne beinahe wie alte Freunde, Leuchtfeuer in ewiger Nacht, ferne Lichter, die darauf aufmerksam machten, daß man nicht allein war. Ja, die Sterne waren Freunde, die sich in fünftausend Jahren so wenig verändert hatten wie er, Idris Hamilton. Zwischen den Sternen bedeuteten fünftausend Jahre weniger als ein Nichts.
    So untersuchte er die Mechanismen, testete die Verschlüsse, machte sich mit der Funktionsweise des Versorgungssystems vertraut, hüllte sich in den Anzug und bereitete sich darauf vor, Minervas Oberfläche zu betreten. Als er fertig war, setzte er sich auf den Karren und wartete geduldig darauf, daß man die äußere Schleusentür öffnen würde. Die Tür, die ins Vergessen führte.
     

 
10.
     
    Die fünf atomaren Lampen, jede auf einem dreihundert Meter hohen Pfeiler in der Nähe der Sichtkuppel einer jeden der fünf Städte, schienen hell wie unbewegliche Miniatursonnen. Idris lächelte und starrte begeistert durch seine Sichtfläche auf die fahle Pracht der Oberfläche des zehnten Planeten.
    Die kristallinen Formen aus Oxygen und Nitrogen fingen das Licht der Atomlampen und schimmerten und flackerten, als sei ihr Inneres aus Feuer. Mit jedem Schritt, den er tat, blitzten und glitzerten die Kristallfelsen in vielen Kilometern Umkreis. Es war, als läge der ganze Planet unter dem Glanz eines gewaltigen Feuerwerks, um den Abgang des letzten Mannes der Erde zu feiern.
    Die Atomlampen waren in jenem Augenblick aufgeflammt, als Idris aus der Schleuse der Sichtkuppel von Talbot City trat. Vielleicht hatten die Minervier gedacht, in der Dunkelheit habe er mehr Furcht vor dem Tod. Sie waren keine Raumfahrer. Sie konnten nicht ahnen, daß ein dunkler Himmel voller Sterne für einen Raumfahrer wie eine Heimat war. Immerhin, eine nette Geste ... Die Troglodyten meinten es gut.
    Im Norden bemerkte er einen anderen Lichtschein am Himmel. Dort dürfte nichts sein, dachte er benommen, dort dürfte ganz einfach nichts sein. Er spürte einen Taumel, als befände er sich im Zustand der Trunkenheit ...
    Hastig kontrollierte er die Sauerstoffzufuhr. Sie war entschieden zu hoch. Vielleicht hatte er sie unbewußt selbst so eingestellt. Vielleicht hatten die Minervier ihm einen Gefallen erweisen wollen. Er verminderte die Zufuhr. Verdammt noch mal, ein Mann soll vor seinem Tod nicht betrunken sein! Oder doch?
    Nein. Klarheit der Gedanken bedeutete noch etwas. Es wäre würdelos gewesen, sich die Situation

Weitere Kostenlose Bücher