Der Elefanten-Tempel
schien sich zu freuen »Wusstest du, dass Tao am Samstag zum Mönch geweiht wird? Das bringt Gulap tham bun , gutes Karma, und ihm selbst natürlich auch.«
Ricarda erschrak. Heute war Mittwoch, also fand die Mönchsweihe schon sehr bald statt! »Tao wird Mönch? Für immer? Aber er ist doch noch so jung, kann er das jetzt schon entscheiden?« Von Karma hatte sie schon einmal gehört, das war so eine Art spirituelles Bankkonto, für gute Taten bekam man Pluspunkte und wurde mit etwas Glück nicht als Tier oder Dämon wiedergeboren.
»Nein, nein, er bleibt nur einen Monat im Tempel. Bei uns machen die meisten Männer so etwas einmal im Leben, oft nur für ein paar Tage oder Monate.«
Ob Tao sich schon darauf freute? Oder war es eine lästige Pflicht, ein bisschen so wie Ferien im Kinderheim? Ricarda war schon gespannt und hoffte, dass sich so etwas irgendwie ohne Worte fragen ließ.
Hintereinander schritten die Elefanten den Waldpfad entlang. Ricarda klammerte sich mit den Beinen an Daengs Hals fest und stützte sich auf ihrem Kopf ab, wenn ein steiles Stück kam. Kaeo ging zu Fuß neben Daeng her und summte eine leise Melodie vor sichhin. Sie waren direkt hinter Ruang, der würdevoll und aufrecht auf Mae Suchada saß wie ein General, der seine Truppen in die Schlacht führt. Ausnahmsweise hatte er seine Thermoskanne daheim gelassen.
Hinter Ricarda schaukelte Sofia auf ihrer Mae Jai Di entlang – diesmal allein, weil Chanida in der Schule war –, danach kamen alle anderen Elefanten mit ihren Mahouts . Gelassen stampfte Mae Suchada voran, ihr Schwanz schwang einem Pendel gleich hin und her und ihr graues Hinterteil sah mit seiner losen, faltigen Haut aus, als trüge sie Baggy Pants wie ein Ghetto-Rapper. Während des Laufens ließ sie – ähnlich einem Pferd – ein paar riesige dunkelbraune Kotballen fallen.
Leider gingen Devi und Nuan ganz weit hinten; um sie sehen zu können, hätte sich Ricarda ständig umdrehen müssen.
Schon nach zehn Minuten waren sie da, der schlammig braune Strom erstreckte sich vor ihnen. Über eine flache sandige Stelle konnten sie hinein in den Fluss, dessen Ufer dicht grün bewachsen waren mit Teakbäumen und Bananenstauden, die ihre breiten Blätter bis zum Himmel reckten. Mit schwungvollen Schritten marschierte Daeng mitten ins Wasser hinein, bis das Wasser ihr zum Bauch ging und Ricarda an den Füßen kitzelte. Sofort begann Daeng zu trinken und das Wasser genüsslich in den Rüssel zu saugen.
»Oh, ich glaube, du wirst gleich geduscht!«, lachte Sofia – und tatsächlich, Daeng sprühte sich dieFlanken und den Rücken ein, sodass Ricarda klatschnass wurde. Die Kleider klebten ihr am Körper. Aber das machte gar nichts, Ricarda grinste über das ganze Gesicht.
Auf ein Kommando von Kaeo ging Daeng auf die Knie, bis nur noch ihre Stirn nass und dunkelgrau aus dem Wasser herausschaute und Ricarda bis zu den Hüften im Wasser saß. Geschickt balancierte Kaeo auf allen vieren auf dem Rücken der Elefantin und begann sie mit den Händen abzureiben. Hartnäckig klebenden Schlamm schrubbte Kaeo mit dem Ankush ab. Ricarda machte es ihm nach und freute sich daran, wie Daeng das Bad genoss.
»Das Rückgrat nicht mitwaschen, ist empfindlich«, riet Kaeo. »Am besten gar nicht berühren.«
»Und den Kopf?«
»Ja, der gut! Fest reiben, das mögen sie.«
Begeistert tollten die Elefanten im Wasser herum, tauchten unter, legten sich auf die Seite. Mit mehr als zehn Elefanten im Fluss war es eine große Planscherei, die wahrscheinlich jeden Fisch im weiten Umkreis vertrieb. Doch ein dunkler Punkt im Wasser stellte sich nicht als Fisch heraus, sondern als Rüsselspitze. Die kleine Noi war noch nicht groß genug, um mit den Füßen den Boden zu erreichen. Aber das machte ihr gar nichts aus, sie schwamm einfach und benutzte den Rüssel als Schnorchel, durch den sie atmen konnte.
»Elefanten können kilometerweit schwimmen«,erzählte Kaeo. »Man hat schon sie dabei beobachtet, wie sie zusammen eine Meerenge durchquerten.«
»Toll!« sagte Ricarda und sah lächelnd zu, wie ausgelassen Nuan mit Devi spielte. Devi tauchte prustend unter, sodass Nuan, der auf ihr balancierte, bis zur Hüfte im Wasser stand. Seine ausgeblichenen Jeans waren schon völlig durchtränkt. Nuan schimpfte Devi grinsend aus, dann ließ er sich übermütig rücklings in den Fluss fallen und schwamm ein paar Runden. Als der Kopf seiner Elefantin wie ein riesiger dunkler Fels wieder an der Oberfläche erschien,
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