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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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der Liebe, haha«, flüsterte Chanida ihnen verschmitzt zu. »Kaeo hat nicht nur eine Freundin, sondern gleich zwei, nur das dürfen die nicht wissen. Das wäre sonst mai dii , nicht gut für ihn!« Sie lachte so sehr, dass sie sich an einem Stück Hühnchenfleisch verschluckte.
    Zwei Freundinnen? Das hätte Ricarda dem ruhigen, freundlichen Kaeo gar nicht zugetraut.
    »Und wozu brauchst du so viele Amulette gegen Gefahren?«, fragte Sofia ihn weiter aus.
    »Khanom ist ein guter Kerl, will nur spielen, aber ihm nicht klar, dass er zum spaßigen Raufen ist zu groß«, grinste Kaeo und erklärte etwas ernsthafter, dass sein Elefantenbulle zurzeit wenig zu fressen bekam, vor allem grüne Melonen, weil dadurch die Musth schneller vorbeiging.
    Chanida und Sofia begannen den Ausflug nach Chiang Mai zu planen. Es klang, als hätten sie sich schon mal dazu abgesprochen, sie diskutierten jetzt nur noch die Details.
    »Mich würden ein paar Tempel interessieren«, meldete sich Ricarda leise zu Wort. Zu leise, niemand hörte sie. Ricarda überlegte, ob sie es noch mal probieren sollte, doch jetzt wandte sich Sofia gerade jemand anderem zu – Nuan.
    »Magst du auch mitkommen nach Chiang Mai?«
    Sie hatte ihn einfach gefragt. Ricarda erstarrte vor Entsetzen. Einfach so! Um so zu tun, als interessiere das ganze Thema sie nicht, begann sie hoch konzentriert eine Mini-Banane zu schälen – es gab Obst zum Nachtisch. Gleichzeitig spitzte sie die Ohren, um mitzubekommen, was Nuan antwortete. »Well, at least I’d like to«, sagte er.
    Ricarda traute ihren Ohren nicht. Sein Englisch war mindestens so sicher wie ihres und er hatte einen deutlichen amerikanischen Akzent. Verblüfft blickte sie von ihrer Banane auf. Nuan stellte gerade seine Schale beiseite, verabschiedete sich mit einem Wai sowie ein paar Dankesworten und ging.
    »Mann, wieso geht er jetzt?« Sofia zog die Augenbrauen hoch. »So insgesamt ist der schon ein bisschen seltsam und arrogant.«
    »Ja, dass er seltsam ist, findet Por auch, er hat heute ein paar Besucher über das Gelände geführt und wollte ihnen auch Nuan und Devi vorstellen, aberdie waren einfach weg. Wie Geister. Später waren sie dann wieder da und Nuan hat behauptet, sie wären die ganze Zeit da gewesen.«
    »So, so.« Sofia grinste. »Aber gut sieht er ja aus, das muss man ihm lassen.«
    Chanida spielte mit der Kette, die sie trug. »Schon, aber er hat ziemlich schiefe Zähne und seine Haut ist sehr dunkel.«
    »Ja, und?«, entfuhr es Ricarda. »Was genau ist verkehrt an dunkler Haut?«
    »Das ist nicht suay «, versuchte Chanida zu erklären. »Schön. Helle Haut ist suay .«
    Ricarda und Sofia tauschten einen Blick. »Ich habe mal gehört, dass es bei den Afroamerikanern in den USA ähnlich ist«, sagte Ricarda auf Deutsch. »Für die ist helle Haut auch attraktiver als dunkle. Verstehe ich zwar nicht, ist aber so.«
    »Bescheuert«, fand Sofia und Ricarda nickte, erfreut darüber, dass sie sich auch mal wieder über etwas einig waren. Doch sie schafften es nicht, das Chanida verständlich zu machen, und gaben schließlich auf. Viel interessanter war es, über ihre Zukunftspläne zu sprechen.
    Sofia peilte Psychologie oder Sozialpädagogik an; es dauerte eine Weile, bis sie Chanida erklärt hatte, welch seltsame Berufe das waren. Ricarda hatte schon oft in der Buchhandlung in der Nähe ihrer Wohnung ausgeholfen und überlegte, ob ihr eine Buchhändlerlehre Spaß machen würde. Andererseits interessiertesie sich für Sprachen und Kunst und mochte Kinder; Lehrerin oder Kunstpädagogin zu werden würde ihr auch gefallen.
    »Für mich wäre das nichts, Lehrer verdienen bei uns nicht viel«, tat Chanida es ab. »Ich will einen Job mit viel sanuk , Spaß, bei dem man auch ein gutes Gehalt bekommt.«
    »Also willst du nicht mit den Elefanten weiterarbeiten?« Ricarda war enttäuscht. Chanida wurde ihr allmählich unsympathisch.
    »Nein, wenn ich mit der Schule fertig bin, ziehe ich nach Chiang Mai oder Bangkok. Aber klar, vermissen werde ich die Elefanten schon! Besonders meine süße Mae Jai Di. Ich werde kommen ganz, ganz oft zu Besuch.«
    Um den Gedanken loszuwerden, dass auch sie bald ohne die Elefanten auskommen musste, überwand sich Ricarda und stürzte sich ins Gespräch. Sie planten weiter, was sie sich alles in Chiang Mai anschauen würden. Jedes Mal, wenn sie daran dachte, dass Nuan mitkommen wollte, zog ein Kribbeln der Aufregung durch ihren Körper.
    Mist, du bist dabei, dich zu verlieben,

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