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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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hangelte sich Nuan akrobatisch vorne über ihren Rüssel und ihre Stirn hoch, bis er wieder auf ihrem Kopf saß. Flusswasser strömte in Kaskaden von beiden herunter.
    Nach dem Bad war Daeng schön sauber und man sah ihre rosigen Stellen besonders gut. Doch das blieb nicht so. Kaum waren sie wieder daheim im Refuge, da begann Daeng sich mit dem Rüssel Sand und Staub über den Rücken zu werfen, bis sie glücklich und paniert wie ein Wiener Schnitzel im Schatten des großen Bodhi-Baumes stand.
    »Du Schweinchen«, seufzte Ricarda, die zum Glück schon vor der Dreckorgie abgestiegen war.
    Sofia nickte anerkennend – wahrscheinlich fand sie es toll, dass ihre grunzenden Lieblingstiere und Elefanten etwas gemeinsam hatten.
    Zufällig kam gerade Ruang vorbei, er verstand die deutschen Bemerkungen zwar nicht, doch anscheinend erriet er, was Ricarda durch den Kopf ging.»Schimpf sie nicht«, meinte er. »So eine Sand- oder Schlammkruste brauchen die Chang als Schutz gegen die Sonne und damit nicht ständig Moskitos sie ansaugen; wenn die Kruste trocknet und abfällt, gehen sämtliche Zecken und andere Blutsauger auf der Haut gleich mit ab.«
    »Sollte ich auch mal probieren«, sagte Sofia und schlug nach einer Mücke, die sie höchst interessiert umkreiste.
    Ricarda lächelte. »Jede Menge Matsch auf der Haut? Dann lasse ich dich aber nicht mehr in die Hütte rein.«
    »Schon okay, Mae Jai Di wird mir helfen die Tür aufzubrechen«, gab Sofia ganz cool zurück.
    Ruang war schon auf dem Weg zum Haupthaus, da drehte er sich noch einmal um. »Ach ja, übrigens, ich habe entschieden, dass Nuan und Devi erst mal bleiben dürfen. Sie passen gut zu uns.«
    »Na, da haben die beiden ja Glück.« Sofia schien sich nicht weiter für die Neuigkeiten zu interessieren. Ricarda dagegen musste sich zwingen, nicht über das ganze Gesicht zu strahlen.

    Auf dem Platz vor dem Haupthaus durfte Sofia – stolz auf ihren brandneuen Moped-Führerschein – Chanidas kleines Motorrad ausprobieren und knatterte vergnügt damit im Kreis. »Hey, das Ding ist cool«, meinte sie. »Aber nach einem Gewitter damit zu fahren kann man wahrscheinlich vergessen. Wie oft bist du schon im Matsch stecken geblieben?«
    Chanida grinste. »Noch nicht so oft. Man muss eben absteigen und schieben. Neulich musste ich so durch den Wald und hatte nur Sandalen an. Als ich heimkam, hatte ich fünf Blutegel an den Füßen!«
    »Wie kriegt man die denn wieder ab?« Ricarda schauderte.
    »Ganz einfach. Man braucht nur Streichhölzer oder ein Feuerzeug. Anzünden und kurz an den Egel dranhalten. Sobald es ihm zu warm wird, lässt er los.«
    Diesmal hielt Ricarda beim großen Essen im Haupthaus vergeblich nach Nuan Ausschau. Vielleicht aß er mit den anderen Mahouts zusammen? Fast schade, dass Kaeo Sofia und sie wieder ins Haupthaus eingeladen hatte, eigentlich hatte es ihr gefallen, in der Suppenküche der Mahouts zu essen. Es fühlte sich eigenartig an, dass Nuan nicht da war. Auf einmal war die Welt weniger bunt, schmeckte das Essen fad, wurde die Sonne von Wolken gefressen.
    Sofia spürte nichts davon, sie war bestens gelaunt. »Wollen wir uns am Freitagnachmittag Lampang anschauen?«, schlug sie vor, während sie an ihrem vierten Satay -Spießchen – gegrilltem Hühnerfleisch mit Erdnusssoße – knabberte.
    Schon wieder in die Stadt? Ricarda schüttelte den Kopf. »Nee. Ich glaube, ich trainiere lieber mit Daeng.« Dafür war sie schließlich hier.
    »Okay, dann gehe ich mit Chanida, das ist doch okay für dich, oder?«
    Ricarda nickte kurz und senkte dann den Kopf überihr Essen. Es tat ihr fast leid, dass sie nicht Ja gesagt hatte zu dem Ausflug nach Lampang. Jetzt hatte sie sich selbst ausgeschlossen und Sofia unternahm schon wieder etwas mit Chanida.
    So war es früher schon einmal gewesen. Vor zwei Jahren, gerade zu einer Zeit, als ihre Freundschaft besonders eng gewesen war, als sie täglich telefoniert, fast jeden Tag miteinander verbracht hatten. In diesem Herbst hatte sich Sofia mit Kelly, einer kanadischen Austauschschülerin, angefreundet. Ein paar Wochen später fiel es Ricarda auf, dass immer sie es war, die bei Sofia anrief, die vorschlug, was sie unternehmen könnten. Über Fabian bekam sie mit, dass Sofia und Kelly sich oft zu zweit trafen. Erst als Kelly nach ein paar Monaten nach Kanada zurückgekehrt war, hatte sich das Gefühl, abgemeldet zu sein, wieder gelegt. Doch die Vertrautheit von früher, die ganz enge Freundschaft, war nie mehr

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