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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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ließ.
    Er bestritt natürlich immer noch, daß seine Fähigkeiten das seien, wozu man sie hochgejubelt hatte, ja er bestritt, daß es sie überhaupt gebe, und beteuerte, daß er sich nie und nimmer auf die Sache eingelassen hätte, wenn es nicht darum ginge, die ganze Geschichte zu entkräften - und da andere Leute auf ihre eigene Gefahr an seine Fähigkeiten glaubten, was er persönlich nicht tue, gebe er ihnen außerdem insoweit nach, daß er sie die Operation seiner anbe­tungswürdigen Mutter bezahlen lasse.
    Aus dieser Situation konnte er nur als Sieger hervorgehen.
    Jedenfalls dachte er das.
     
    »Und alle Lauscher sähn die Pracht,
    Und alle schrien: Gebt acht! Gebt acht!
    Sein glühend Aug, der Haare Fracht!«
     
    Die Prüfungsfragen, die Dirk unter Hypnose mittels auto­matischer Schreibweise zu Papier brachte, hatte er sich in Wirklichkeit mit demselben Minimum an Nachforschun­gen angeeignet, die jeder Student, der sich einem Examen unterzieht, machen würde, indem er sich frühere Prüfungs­arbeiten eingehend ansieht, um festzustellen, was, wenn überhaupt, an Gesetzmäßigkeiten dabei zum Vorschein kommt, und intelligente Mutmaßungen darüber anzustel­len, was vielleicht drankommen könnte. Er war ziemlich sicher (wie das jeder wäre), daß er eine Trefferzahl erreichen würde, die genügend hoch wäre, um die Gutgläubigen zu­friedenzustellen, und genügend niedrig, damit die ganze Unternehmung vollkommen unschuldig aussähe.
    Was sie ja auch war.
    Was ihn total vom Stuhl haute und einen Eklat verur­sachte, der damit endete, daß er in einer Grünen Minna aus Cambridge weggebracht wurde, war die Tatsache, daß alle Prüfungsfragen, die er verkaufte, sich als dieselben Aufga­ben erwiesen, die tatsächlich gestellt wurden.
    Exakt. Wort für Wort. Bis aufs letzte Komma.
     
    »Schließt dreimal rings um ihn den Kreis,
    Und schließt die Augen scheu, entsetzt,
    Denn ihn hat Honigtau genetzt,
    Und er trank Milch vom Paradeis ...«
     
    Und das, abgesehen von einem Wirbel sensationeller Zei­tungsberichte, die ihn als Betrüger entlarvten, ihn darauf als den wahren Jakob in die Welt hinausposaunten, so saß sie ihn in einer zweiten Runde noch mal als Betrüger hinstel­len und dann wieder als den wahren Jakob preisen konnten, bis sie die Sache langweilte und sie eine hübsche, knackige Billardspielerin auftrieben, die sie statt seiner schikanierten, war alles.
    In den Jahren seither war Richard Dirk hin und wieder zu­fällig begegnet und normalerweise mit diesem vorsichtigen Halblächeln gegrüßt worden, das gerne wissen möchte, ob man denkt, es schuldet einem Geld, ehe es strahlend zu ei­nem Lächeln erblüht, das hofft, man wird ihm welches lei­hen. Dirks regelmäßige Namenswechsel ließen in Richard den Verdacht aufkommen, saß er nicht der einzige sei, der diese Behandlung erfuhr.
    Er empfand heftiges Bedauern darüber, saß jemand, der innerhalb der engen Grenzen einer Universitätsgemein­schaft so strahlend und lebendig gewirkt hatte, im nor­malen Tageslicht offenbar so viel an Glanz verlor. Und er wunderte sich darüber, daß Reg so plötzlich und aus hei­terem Himmel nach ihm gefragt hatte, und das, wie ihm schien, auf allzu legere und beiläufige Art und Weise.
    Er schaute wieder um sich, auf seinen leise schnarchen­den Nachbarn Reg, auf die kleine Sarah, die in schweigende Aufmerksamkeit versunken war, auf den langgestreckten, in düster schimmerndes Licht getauchten Saal, auf die Por­träts der alten Premierminister und Dichter, die hoch oben im Dunkeln hingen, wobei nur hier und da ein kleiner Funken Kerzenlicht von ihren Zähnen widerstrahlte, auf den Studienleiter in Englisch, der dastand und mit seiner Vortragsstimme das Gedicht vorlas, auf das Buch »Kubla Khan«, das er in der Hand hielt, und schließlich - verstoh­len - auf seine Uhr. Er lehnte sich wieder zurück.
    Die Stimme tönte weiter und trug den zweiten und alles in allem noch sonderbareren Teil des Gedichts vor ...
     
     
    7. Kapitel
     
    Es war der Abend des letzten Tages in Gordon Ways Leben, und er fragte sich, ob der Regen wohl über das Wochenende ausbleiben werde. Die Wettervorhersage hatte wechselhaft gesagt - eine neblige Nacht heute nacht, gefolgt von son­nigen, aber kalten Tagen am Freitag und Samstag, mit viel­leicht ein paar vereinzelten Schauern gegen Sonntagabend, wenn alle wieder in die Stadt zurückfuhren.
    Alle, das heißt, bis auf Gordon Way.
    Die Wettervorhersage hatte das natürlich nicht

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