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Der Elfenhuegel

Der Elfenhuegel

Titel: Der Elfenhuegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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einem Gebiet, wo abrupte und unvorhergesehene Veränderungen an der Tagesordnung waren, zurechtkommen mußte. Er hatte sich selbst für einen Mann gehalten, der fähig ist, am Unerwarteten zu wachsen. Aber das hier zwang ihn in die Knie.
    Es war nie seine Stärke gewesen, starke Emotionen zu zeigen, und nun kämpfte Phil darum, sich zusammenzureißen. Er betrachtete einen Moment lang das leere Bett, entschied sich dann aber anders. Etwas hielt ihn davor zurück, ein Krankenhausbett zu benutzen. Er ging hinüber zu dem großen Sessel neben Seans Bett und machte es sich bequem. Innerhalb weniger Minuten verlangte die vorgerückte Stunde ihren Tribut, und er glitt in einen Halbschlaf.
    Phil spürte, wie er in eine graue Landschaft abdriftete, in einen Ort im Halbschatten, der übersät war mit vom Blitz zerschmetterten schwarzen Bäumen, ein finsterer und lebloser Wald, in dem sich schattenhafte Figuren aus seinem Gesichtsfeld herausbewegten.
    Flüstertöne, die sich ungewöhnlich anhörten und kaum zu verstehen waren, täuschten Vertraulichkeit vor. Dann rief ihn eine entfernte Stimme. Es war Patrick! Er konnte ihn rufen hören: »Daddy!«
    Phil richtete sich geschwind wie ein Pfeil auf, sein Herz raste, während die ruhige Stimme der Lautsprecheranlage ihre Botschaft wiederholte. Er blinzelte und stellte fest, daß er von kaltem Schweiß durchnäßt war; er schüttelte seinen Kopf, um sein vernebeltes Gehirn zu klären. Erneut wiederholte die Stimme ihre Nachricht. »Code Blau, Intensivstation. Dr. Murphy zur Intensivstation, dringend.«

    Phil ging an dem Schwesternzimmer vorbei, bevor die beschäftigte Schwester mit ihm sprechen konnte. Er ließ den Lift links liegen und nahm die Treppen, zwei Stufen auf einmal. Zwei Etagen unterhalb Seans Zimmer drückte er auf die Querstange der großen Tür und betrat einen Vorraum. Doppeltüren wiesen darauf hin, daß er vor der Intensivstation stand, und daß das Betreten verboten war. Er ging hindurch und befand sich neben dem Schwesternzimmer mit sechs Monitoren gegenüber einer Glaswand, durch die er sechs Betten sehen konnte. Eine Gruppe von Ärzten beugte sich geschäftig über ein Bett, während eine Krankenschwester Phil ermahnte, ihr zu gehorchen.
    Ohne Entschuldigung griff sie nach ihm. »Sir, Sie können hier nicht bleiben.«
    Phil, noch halb betäubt, ließ sich von der kleinen Frau durch die Türen zurückdrängen. Draußen sagte er: »Was…«
    »Der Doktor kommt so bald wie möglich zu Ihnen.« Sie lief durch die Türen und ließ Phil im Wartebereich allein zurück.
    Eine Stunde später kam Dr. Murphy heraus und setzte sich zu Phil.
    »Mr. Hastings… Sehen Sie, ich war noch nie gut darin, Angehörige zu beruhigen, also sage ich es einfach gerade heraus: Patrick hatte, was wir einen Herzzwischenfall nennen.«
    »Einen Herzanfall?« fragte Phil ungläubig.
    Der Doktor sah müde aus. »Nicht ganz. Eine leichte Fibrilation. Es ist unter Kontrolle, und wir beobachten Patrick genau. Der Körper des Jungen mußte während der letzten sechs Stunden viele Strapazen durchmachen… und manchmal passieren dann solche Sachen. Eine Menge der regulativen Funktionen wurde durcheinandergebracht.«
    »Aber er ist in Ordnung?«
    »Soweit es den Herzteil betrifft, denke ich schon. Es werden einige Tests vorbereitet, die wir durchführen, um zu bestimmen, ob die Herzmuskulatur einen dauerhaften Schaden davongetragen hat.
    Aber…«
    »Was?« sagte Phil und spürte die furchtbare Gewißheit, daß etwas Schreckliches passiert war.
    Der Doktor erhob sich. »Kommen Sie mit mir, Mr. Hastings.«
    Phil folgte dem jungen Arzt zurück auf die Intensivstation, wo er einen anderen Arzt und mehrere Krankenschwestern erblickte, die die Anzeige über Patricks Kopf mit versunkenem Gesichtsausdruck beobachteten.
    Mit einem müden Tonfall in seiner Stimme sagte Dr. Murphy: »Mr.
    Hastings, Patricks Fieber war schrecklich hoch und hält an… wer weiß wie lange? Ich befürchte, daß wir einen ziemlich ernsten neurologischen Schaden vorfinden werden.«
    »Neurologisch?« Phil flüsterte, als wäre das Wort ihm fremd und die Bedeutung ihm gänzlich unbekannt.
    »Gehirnschaden, Mr. Hastings«, erläuterte der Arzt, dem diese Worte offensichtlich zuwider waren.
    Phils Augen schlossen sich, und er zuckte bei diesen Worten zusammen. »Wie schlimm geschädigt?« fragte er ruhig.
    Der Doktor schüttelte den Kopf. »Normalerweise würde ich nicht glauben, daß er durchhält.«
    »Was meinen Sie mit

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