Der Elfenhuegel
›normalerweise‹?«
Dr. Murphy deutete auf die Ansammlung von Maschinen, an die Patrick angeschlossen war. Die Bildschirme zeigten tanzende Linien, die in rasender Geschwindigkeit hin und her schnellten. »Sehen Sie diese Monitore, Mr. Hastings?« Phil nickte. »Sie verraten uns, was von Minute zu Minute mit Patrick geschieht.«
Er ging hinüber zu einem Bild neben dem Bett. »Das ist ein Elektroenzephalograph, ein EEG.« Sein Finger deutete auf drei zackige Linien auf dem Bildschirm, die sich heftig bewegten. »Wenn bei Patrick ein Gehirntod vorliegen würde, wären diese flach.«
»Dann ist er also in Ordnung?« sagte Phil.
Murphy sagte: »Mr. Hastings, ich bin hier erst in meinem zweiten praktischen Jahr. Im Moment weiß ich noch nicht einmal meinem eigenen Namen. Ich habe noch nie etwas derart Ungewöhnliches wie das gesehen – und ich bezweifle, daß unser Neurochirurg es hat. Dies hier ist so weit von einem normalen Gehirnwellenmuster entfernt…«
»Ist Patrick in Ordnung?«
Murphy trat wieder an Phils Seite, nahm seinen Arm und führte ihn zurück durch die Tür zum Wartebereich. »Mr. Hastings, ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Er nahm Phil mit nach draußen.
Der Vater setzte sich und schaute den Arzt an. »Was tun wir also?«
»Als erstes rufe ich morgen Dr. Wingate herein, er ist der Chef der Neurochirurgie. Er könnte in der Lage sein, herauszufinden, was hier vorgeht, aber darüber hinaus habe ich keine Ahnung.«
Phil lehnte sich zurück. Nach einer Weile schloß er seine Augen. Der Doktor blieb neben ihm sitzen. Durch den Lautsprecher ertönte eine Stimme, sie kündigte einen weiteren Notfall in der Notaufnahme an.
Dr. Murphy stand auf. Hier konnte er nichts mehr tun.
Während Phil benommen im Wartebereich saß, schaute eine der Schwestern durch das Glas bei Patricks Bett. Sie hätte schwören können, für einen kurzen Moment ein Flackern um den Jungen herum gesehen zu haben, als wenn irgendeine Art von Energie vorwärts glühte und dann verschwand. Sie führte es auf den aufreibenden Code Blau und die Müdigkeit sowie all die unheimlichen Bildschirme zurück. Sie schaute hinüber zu Patricks Monitorschirmen und schüttelte ihren Kopf. Wenn irgend etwas falsch lief, wie würde sie es wissen? Die Schirme waren unlesbar. Sie blickte auf ihre Uhr und sah, daß sie in zwei Stunden Feierabend hatte; dann müßte sich jemand anderes den Kopf zerbrechen. Sie kehrte zum Ausfüllen ihres halbstündigen Berichtes zurück.
In dem Bett hinter dem Glas, neben der weißen Decke, bewegten sich Patricks Füße, ein kaum merkliches Zucken der Muskeln, als würde er im Traum fröhlich tanzen, und ein winziges Lächeln durchzuckte seine Mundwinkel für eine Sekunde. Dann hielt die Bewegung inne.
3
Gabbie stand im Türrahmen und blickte auf ihren Vater hinunter, der bei Sean saß und ihn anstarrte. Jack hatte sie am Eingang rausgelassen, während er versuchte, einen Parkplatz zu ergattern. Sie war vor einem Moment gekommen. Sie blickte ihrem Vater über die Schulter auf den schlafenden Jungen, der sich ruhelos bewegte. »Dad?«
Phil blickte auf, und Gabbie fühlte sich, als würde ihr beim Anblick des Schmerzes in seinen Augen das Herz zerbrechen. Schnell stand sie an seiner Seite und kniete nieder. Sie griff nach seiner Hand.
Mit einer Stimme, die durch seine Gefühlserregung ganz rauh war, sagte er: »Hi, Liebes.«
Gabbies Augen füllten sich mit Tränen, denn ohne daß er irgend etwas sagen mußte, wußte sie, daß etwas Schreckliches mit Patrick passierte. Gabbie kämpfte eine lange, stille Zeit gegen den Kummer, bis Jack leise ins Zimmer kam.
Kurz danach erschien Dr. Murphy. Gabbie sprach weich, aber sie zögerte nicht, als sie sagte: »Doktor, ist mein Bruder tot?«
Dr. Murphy schaute an ihr vorbei zu Phil, der nickte. Der Doktor bewegte Gabbie und Jack dazu, ihn in der Halle zu treffen. Vor dem Zimmer sagte er: »Nein, Miss Hastings, Ihr Bruder ist nicht tot. Er litt letzte Nacht an sehr hohem Fieber, welches seinen höheren Gehirnfunktionen anscheinend etwas Ungewöhnliches zugefügt hat. Im Moment haben wir ihn an eine Reihe von Überwachungsgeräten angeschlossen, aber um ehrlich zu sein, wir haben nicht den leisesten Hinweis auf das, was Ihrem Bruder fehlt.«
»Wird er wieder in Ordnung kommen?« wollte Gabbie wissen.
Der Doktor schien einen Moment unsicher zu sein. »Miss, wir wissen es im Moment einfach noch nicht.«
Gabbie stand wie vom Schlag getroffen da. Schließlich fragte
Weitere Kostenlose Bücher