Der Elfenhuegel
Hastings. Ich nehme an, daß wir es mit einem ziemlich robusten Virus zu tun haben, das hart und schnell zuschlägt. Aber bevor wir nicht einige Laboruntersuchungen vorgenommen haben, sind das nur Vermutungen. Alles, was wir im Moment tun können, ist, es den Jungen bequem zu machen, sie im Auge zu behalten, sie aufgrund von Symptomen zu behandeln und am Morgen als erstes mit der Arbeit zu beginnen.«
Mit ihren weitgeöffneten Augen und einem fast panikartigen Blick war Gloria unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen. Sie schien zu zittern. Der Arzt sagte. »Ma’am, wir tun alles Menschenmögliche.« Sie antwortete nicht, brachte nur ein angedeutetes Nicken zustande. Der Arzt sagte: »Ich stelle Ihnen ein Rezept für ein Beruhigungsmittel aus, Mr. Hastings. Ich denke, es ist für Sie und Ihre Frau von Vorteil, heute nacht jeweils eine Tablette einzunehmen. Wir werden vor morgen nachmittag nicht die leiseste Ahnung haben, um was es hier geht.«
Gloria lehnte sich schwerfällig gegen Phil, der »Danke, Doktor« sagte.
Der Arzt erhob sich und ging hinüber zur Schwesternwache, wo er etwas auf einen Rezeptblock kritzelte. Er reichte Jack das Rezept. »Sie können das in der Apotheke in der Eingangshalle einlösen. Sie haben die ganze Nacht geöffnet.« Jack entfernte sich rasch. Der Arzt sagte:
»Ihr solltet wirklich alle nach Hause gehen. Ich befürchte, das hier nimmt viel Zeit in Anspruch. Sie sollten damit rechnen, daß Patrick mindestens ein paar Tage hierbleibt.«
Gloria lehnte sich an Phil, ihren Kopf an seiner Schulter. Sie schloß für einen kurzen Moment ihre Augen und sah wieder das Bild von der Dunkelheit in der Ecke des Zimmers der Jungen. Eine schwache Erinnerung an ein Geräusch, wie der Rhythmus des Windes, und ein vager, würziger Geruch von Blumen wurden ihr ins Gedächtnis gerufen, und für eine Sekunde spürte sie einen Stich, der Panik bedeutete.
Gloria hatte die Orientierung verloren, als sie versuchte, die Erscheinung zu zentrieren. Phil sah die Panik in ihren Augen: »Es wird alles gut werden, Liebling. Sie tun alles Menschenmögliche.«
Gloria schien ihren Mann nicht zu hören. Sie blickte wirr durch das Zimmer. Plötzlich ließ sie einen qualvollen Schrei heraus. »Patrick!« Sie bewegte sich nach vorne, als wolle sie zur Intensivstation rennen.
Gabbie und Phil hielten sie zurück, und ihre Stimme überschlug sich hysterisch, während sie immer lauter wurde.
Der Arzt rief in Richtung Schwesternstation nach einem Sedativ, welches von einer Schwester schnell gebracht wurde. Er injizierte es der tobenden Gloria, und innerhalb einer Minute befand sie sich in einem halbbetäubten Zustand. Jack kehrte mit dem Rezept zurück und erfaßte sofort, was geschehen war. Der Arzt sagte: »Ich denke, Sie sollten jetzt alle nach Hause gehen und retten, was die Nacht an Schlaf noch hergibt. Und bevor Sie zurückkommen, wäre es besser, eine von diesen Tabletten zu nehmen, die ich verschrieben habe, allerdings sollte Sie jemand fahren.«
»Danke«, sagte Phil. Zu Jack sagte er: »Sieh zu, daß Gloria und Gabbie nach Hause kommen, ja?«
Gabbie legte ihre Hand auf den Arm ihres Vaters. »Dad?«
»Ich bleibe.«
Der Arzt wollte protestieren, aber etwas in Phils Augen ließ ihn nachgeben. »In Ordnung, ich spreche mit den Schwestern auf der Kinderstation, daß Sie die Erlaubnis haben, die Nacht in Seans Zimmer zu verbringen. Aber die Intensivstation ist verboten.« Phil sah aus, als wolle er Einspruch erheben, aber der Arzt sagte: »Das ist nicht übertragbar. Keine Besucher dürfen länger als zehn Minuten auf die Intensivstation, und das auch nur während der Besuchszeiten. Keine Ausnahme, Mr. Hastings.«
Phil stimmte zu und schickte Gloria, Gabbie und Jack fort. Er dankte dem Arzt und nahm den Aufzug zur Kinderstation, wobei er auf der Hinweistafel an der Wand des Aufzuges las, daß sich die Intensivstation zwei Etagen tiefer befand. Er meldete sich im Schwesternzimmer, und man sagte ihm, daß Sean in Zimmer 512 liege. Er ging hin und fand seinen schlafenden Jungen in einem Zweibettzimmer vor. Das andere Bett war leer.
Phil lehnte sich an das Gitter des Bettes. Er schaute auf das Gesicht seines Sohnes, und er sah in Seans Gesicht das von Patrick. Er bedeckte seine Augen und begann zu weinen. Sein ganzes Leben lang hatte sich Philip Hastings für einen vernunftbestimmten Mann gehalten, jemanden, der mit der Verrücktheit seiner ersten Frau mit dem launischen Temperament und mit einer Karriere auf
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