Der Elfenhuegel
reflektiert. Weich, fast zu sich selbst, sagte Sean: »Das waren nicht die Zweige. Es war das Böse Ding.«
Keiner schien ihn zu hören, obwohl Gabbie ihren Druck auf seine Hand verstärkte. Patrick lag auf dem Schoß seiner Mutter, und er protestierte nicht, wie ein Baby behandelt zu werden, was er normalerweise getan hätte. Sean zog sich in sich selbst zurück und war sich sicher, daß er nicht wiederholen sollte, was er über das Böse Ding gesagt hatte. Es gab Dinge, die waren dazu bestimmt, in einem selbst zu bleiben, und er hatte den Verdacht, daß die letzte Konfrontation mit dem Bösen Ding allein ihm und Patrick zugewiesen wurde und daß kein Erwachsener ihnen helfen konnte.
11
Patrick unterdrückte das Erschrecken über sein Erlebnis unter der Brücke besser, als es normal war. Er hatte es abgelehnt, mit irgend jemandem darüber zu sprechen. Phil fing an zu glauben, daß der Unfall das Kind stärker als zuerst angenommen verwirrt hatte.
Nach einer Woche wurden die Verbände abgenommen, und die Narben begannen unter der Sonnenbräune zu verschwinden. Aber aus dem lauten und spielfreudigen Jungen war ein nachdenkliches, in sich gekehrtes Kind geworden. Sean war auch etwas milder geworden, aber da er üblicherweise Patrick die Führung überließ, dachte sich Phil nichts dabei.
An diesem Tag hatten die Jungen mit großer Ausdauer die Baseball-Spiele im Fernsehen verfolgt. Jetzt schaltete ihr Vater das Gerät aus.
»Geht ihr in den Park?«
Patrick zuckte mit den Achseln. »Vielleicht«, antwortete Sean.
»Nun ja, dann braucht ihr das hier wohl.« Der Vater stieß die Tür zum Abstellraum auf, holte einen brandneuen Schläger heraus und reichte ihn Patrick, der seinen Schläger und die Handschuhe bei dem Unfall unter der Brücke verloren hatte. Beide Jungen bedankten sich artig.
Dann gab der Vater Patrick einen neuen Fängerhandschuh und empfahl ihm, diesen erst einzuspielen.
Patrick sah dankbar aus; Sean versuchte, keinen Anflug von Neid und Enttäuschung zu zeigen. Phil schwieg einen Moment, dann zog er einen nagelneuen Spielerhandschuh für Sean hervor. »Ich dachte, ihr könntet sowieso beide neue gebrauchen. Sean, warum stiftest du deine alten nicht für den Jungenclub?«
Sean grinste und schlug seine Faust in das straffe neue Leder.
»Sicher.«
Phil sagte: »Laßt euch das eine Lehre sein. Man kann in einen Schlamassel geraten und manchmal doch dabei vorankommen. Laßt es bloß nicht zur Gewohnheit werden, okay?« Beide Jungen stimmten zu.
Phil dachte über seine Söhne nach, als sie weggingen. Was ihm die größten Sorgen bereitete, war, daß die Jungen seit dem Unfall vor zwei Wochen nicht mehr im Park gespielt hatten. Bald würde die Schule wieder anfangen, und Phil hatte gehofft, daß die Jungen noch einen normalen Sommer erleben könnten, bevor sie sich an die neue Schulumgebung anpassen mußten. Er beobachtete sie, wie sie zur Vordertür hinausgingen. Langsamer als sonst, weniger ausgelassen und übermütig. Selbst die neue Ausrüstung schien ihnen nicht zur alten Fröhlichkeit zu verhelfen. Gerade als er darüber nachdachte, ob er mit einem Psychologen reden sollte, durchschnitt Patricks Stimme die stille Luft.
»Post ist da!«
Phil lächelte. Einige Dinge hatten sich nicht geändert. Patrick würde nie durch die Tür zurückgehen, um seinem Vater etwas zu sagen, wenn er es über den Hof schreien konnte.
Phil lief hinaus und traf seine Frau, die von der Rückseite kam, wo sie und Gabbie den Aufbau einer neuen Umzäunung neben der Scheune beaufsichtigt hatten. Gloria lächelte ihn an. »Ich wurde beinah umgerannt.«
»Die Jungen?«
»Ja. Sie hatten es ziemlich eilig, wegzukommen.«
Phil spürte Erleichterung; allein die Tatsache, daß sie sich wieder in vollem Tempo von Ort zu Ort bewegten, schien ihm ein beruhigendes Zeichen zu sein. Er und seine Frau erreichten den Briefkasten und mußten lachen, als ihre Hände zusammenstießen, weil sie gemeinsam den Kasten öffnen wollten. »Nach dir, mein lieber Alphonse«, sagte Gloria.
»Danke, Gaston.« Phil öffnete den Kasten und nahm die Post heraus.
Er sortierte sie schnell. Schließlich öffnete Gloria einen Brief und las.
»Hör zu«, sagte sie, »Tommy kommt nächste Woche hier vorbei und schaut bei uns rein.«
»Das ist schön«, sagte Phil. »Wie geht’s dem Superagenten?«
»Sagt er nicht. Und ich frage mich, was ihn wohl nach hier draußen verschlägt?«
»Tja, wie ich Tommy kenne, sind es irgendwelche äußerlichen
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