Der Elfenhuegel
irgendein Paket. Jack griff hinein und holte behutsam ein anscheinend eingewickeltes Bündel Papier heraus. »Schatzkarten, oder was denkst du?« fragte Phil.
Jack betrachtete das Paket. Es war ein weißgeflecktes Bündel aus einem Kleidungsstück. »Komm, wir bringen es runter ins Arbeitszimmer.«
Sie brachten es nach unten und legten es auf den Tisch. Jack betrachtete die weiße Substanz auf seiner Hand und sagte: »Ich glaube, das ist Wachs.«
Phil ließ behutsam den Stoff durch seine Finger gleiten. »Fühlt sich ziemlich brüchig an. Muß alt sein.«
»Vielleicht nicht.« Jack verrieb die Flocken zwischen seinen Fingern und roch an den Rückständen. »Paraffin«, stellte Jack fest. »Es wird zum Imprägnieren benutzt. Das einzige Problem ist, daß es sehr gut brennt. Bei den Pfadfindern haben wir immer Streichhölzer darin getaucht.«
»Ich wußte nicht, daß du ein Pfadfinder warst«, sagte Gabbie neckisch.
»Es gibt viele Dinge, die du nicht weißt, Darling«, stichelte Jack zurück.
»Können wir das Paket öffnen?« fragte Phil.
»Ich denke schon«, antwortete Jack. »Das Wachs ist brüchig, nicht das Papier oder was immer es ist.« Es stellte sich heraus, daß Jacks Vermutung richtig war, denn der Einwickelstoff war leichtes Ölzeug.
Innen fanden sie mehrere Dokumente.
Jack und Phil blätterten sie rasch durch, und Gabbie sagte: »Was ist es?«
Jack zuckte mit den Schultern. »Sie sind alle in Deutsch geschrieben.
In dem Fach bin ich aber über ein C minus auf der High-School nicht hinausgekommen, und außerdem ist es schon eine Weile her. Kannst du Kraut lesen?«
Gabbie schüttelte mit dem Kopf.
Sie konnten das Geräusch eines Autos in der Auffahrt hören. Gabbie schaute aus dem Fenster und sagte: »Wir sind gerettet. Es ist Mark.« Sie rannte aus dem Zimmer.
Jack lächelte, und Phil warf einen Blick auf seine Uhr. »Er ist ein bißchen früh.«
Mark und Gary betraten das Zimmer, Gabbie an Marks Seite. Jack schaute sie an, überprüfte dann seinen Eindruck nochmals und bemerkte mit einigem Unbehagen die Art und Weise, wie Gabbie an Marks Arm hing. Seit sie mit den regelmäßigen Therapiesitzungen begonnen hatten, redete Gabbie sehr viel über Mark. Jack sträubte sich gegen diesen unsachlichen Schmerz der Eifersucht.
»Gabbie sagte, ihr hättet etwas Interessantes gefunden«, begann Gary.
Phil wies auf den Beutel, und Mark hob das Papier auf. Er überflog es schnell und gab es Gary. Einer nach dem anderen blickten sie sich an und fingen dann laut an zu lachen. »Das ist wunderbar!«
»Was ist es?« fragte Gabbie, die aufgeregt von einem Bein aufs andere hüpfte.
»Fredrick Kesslers Aufzeichnungen. Der alte Gauner war ein sorgfältiger Mann.«
Gary deutete auf ein Blatt Papier. »Er war, um es ganz offen zu sagen, ein Betrüger.«
»Was?«
»Ich muß das hier erst sorgfältig durchlesen, aber es sieht so aus, als hätte er ungewöhnliche Transaktionen mit verschiedenen Banken zur gleichen Zeit vorgenommen. Und wenn ich nicht falsch liege…
hmm…« – er verglich drei verschiedene Papiere »benutzte er für drei Anleihen dieselbe zusätzliche Deckung.« Mit einem breiten Grinsen sagte er: »Und ich bin davon überzeugt, daß diese Art Geschäft mißbilligt wird.«
»Zumindest von den Banken«, sagte Mark, dessen Lächeln jetzt verschwand. »Schau dir das an.«
Gary tat es und pfiff. »Oh, verdammt. Das ist unglaublich.«
»Was?« fragte Gabbie, die sich über den Fund freute.
»Es ist eine Aufzeichnung eines Bankpräsidenten, äh, eines Herrn Schmidt bei der German Manufacturers Trust in New York, welche beglaubigt, daß er das Gold gesehen hat, das als Deckung verwandt wurde.« Er durchforschte kurz die anderen Dokumente. »Schau, hier sind noch andere. Dies ist von der First German American Bank in Brooklyn.«
»All diese Bankiers hatten deutsche Namen, und alle Dokumente sind in Deutsch.«
»Das war allgemein üblich«, sagte Mark. »Immigranten machten gern mit ihren eigenen Leuten Geschäfte. Die Bank of America wurde vor Jahren als Bank of Italy in San Francisco gegründet.«
»Könnten sie daheim in Deutschland noch Verbindungen gehabt haben?« fragte sich Gary verwundert.
»Ich weiß es nicht, aber es ist eine Möglichkeit. Vielleicht gegenseitige Geschäftsbekanntschaften aus der alten Heimat. Vielleicht deutsch-amerikanische Banken mit Niederlassungen in beiden Ländern. Wie auch immer, eins ist sicher: Dieser alte Gauner benutzte dasselbe Gold verschiedene
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