Der Elfenhuegel
Sinn.«
»Gut«, sagte Gary, der auf einem Stuhl neben der Frisierkommode saß. »Dann kannst du es mir erklären.«
»Wer immer diese Leute sind, sie bringen Menschen dazu, den Kontakt mit ihnen zu vergessen. Verstehst du nicht, deshalb betrachtet man sie als Mythen, weil sich keiner erinnern kann, sie gesehen zu haben. Alles, was wir je gehört haben, sind Teilerzählungen, Fragmente, Häppchen und Stückchen. Und in Anbetracht des Aberglaubens früherer Jahrhunderte haben die Leute lieber nicht so viele Fragen gestellt. Stell dir mal für eine Minute vor, du seist ein Landbauer im Mittelalter, und jemand kommt in deine Hütte gerannt, brabbelt dir etwas von kleinen leuchtenden Kobolden oder so vor und kann sich am nächsten Tag jedoch an nichts mehr erinnern. Genauso wurde die Legende ausgeheckt.«
Gary schaltete die Bandmaschine ein und fragte: »Was weißt du noch von der letzten Nacht?«
Mark dachte nach. »Wir gingen los, um Gabbies Angreifer zu suchen.
Wir… wurden getrennt.« Seine Augenbrauen runzelten sich. »Ich dachte… ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, vielleicht mehr als eine Person. Ich versuchte zu folgen. Ich… denke ich… Dort war noch etwas anderes. Er… sagte etwas. Dort war ein Geräusch. Vielleicht der Wind. Dann war ich allein, und die Cops und du tauchten auf.«
Gary drehte das Band um und spielte es noch einmal. Mark hörte zu, und wieder wich ihm die Farbe aus dem Gesicht. »Wir müssen davon Kopien machen, ich darf es nicht verlieren. Dann wirst du mich hypnotisieren und die Voraussetzung dafür schaffen, daß ich nichts vergesse. Und ich werde dasselbe mit dir machen. Es mag nicht viel helfen, aber es kann auch nicht schaden.« Er sah Gary an. »Du und ich, wir werden all unsere Zeit darauf verwenden, etwas über Kessler herauszufinden und über die Zeit zwischen seiner Ankunft in Amerika und seinem Auftauchen in White Horse. Und wir werden etwas über Wayland Smith herausbekommen. Und wir stöbern auf dem Dachboden und dem Keller der Hastings herum, um… ich weiß es nicht.« Er rieb sich das Gesicht, als ob er nicht geschlafen hätte.
»Hinter all dem muß ein Sinn stecken.«
»Mark, was zum Teufel geht hier vor?«
»Wenn du deine reichlich vorhandene Phantasie mit dem hier vergleichst, wirst du keine Schwierigkeiten haben, das Wesentliche zu erkennen. Was immer es auch war, das damals zur Jahrhundertwende in Deutschland passiert ist, passiert jetzt wieder genau hier in William Pitt County, New York.«
Gary grinste. »Wenn du recht hast, könnte das der Coup des Jahrhunderts für dich sein.«
»Ich möchte im Moment nicht einmal an alle Möglichkeiten denken.
Ich möchte nur mit dem, was wir bis jetzt erfahren haben, fertig werden, und ich denke, die Antwort ist Fredrick Kessler. Egal, ob wir es mit Geistern, Außerirdischen vom zehnten Planeten oder Elfen zu tun haben, Kessler ist der Schlüssel…«
Garys Augen weiteten sich. »Der Schlüssel! Das hatte ich ganz vergessen.«
»Wir müssen noch ein bißchen mehr herumstöbern und das Schloß finden, zu dem dieser Schlüssel paßt.«
Gary stand auf. »Weißt du, ich bin durch all das irgendwie ganz aufgeregt. Es ist verblüffendes Zeug.«
Mark hatte seine Schnürsenkel zugebunden. »Erinnere dich nur daran, was in Deutschland passiert ist.«
»Du meinst all die alten Volksriten und das Zeug?«
»Ich meine, viele Menschen sind dort gestorben.«
Gary machte einen niedergeschlagenen Eindruck. »Ja, ich verstehe, was du meinst.« Ohne weiteren Kommentar ging er die Treppe hinunter.
September
1
»Mark!«
Mark stieß sich von Phils Schreibtisch ab, er dachte nicht einmal daran, das Programm zu sichern, derart dringend war der Ton von Gabbies Stimme.
Er betrat die Küche und fand Gabbie, die Jack dabei half, sich an den Tisch zu setzen. Schweiß rann ihm in Strömen übers Gesicht, und sein Hemd klebte an seinem Körper. In Anbetracht der Hitze und Feuchtigkeit dieses Tages war es nicht verwunderlich, daß er schwitzte, wohl waren die Schweißmengen erstaunlich, die er vergoß. Obwohl sie Seite an Seite mit ihm am Zaun gearbeitet hatte, zeigte Gabbies Gesicht nur einen leichten Hauch von Feuchtigkeit.
»Was ist los?« fragte Mark.
»Jack ist krank, aber er will nicht nach Hause gehen.« Ihr Ton war ebenso zänkisch-gereizt wie besorgt.
Jack versuchte, seine schlechte Verfassung zu überspielen. »Ich bin in Ordnung. Es ist nur ein Bazillus. Gebt mir ein paar Minuten zum Luftholen, und wir können
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