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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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diese Lethekegel, die er damals bei seiner Mutter benutzt hatte, um sie vergessen zu lassen, dass er …
    Henry erstarrte und spürte, wie ihn die Aufregung packte. Er war doch nicht etwa …?
    Er unterließ es lieber, die Türklinke herunterzudrücken, um nicht mit nacktem Hintern irgendjemandem zu begegnen, aber in dem Zimmer stand ein Schrank, und als er ihn öffnete, lagen darin seine Sachen, frisch gewaschen und sorgfältig gebügelt, und außerdem noch andere Kleider – in seiner Größe! – wie zum Beispiel dieser coole grüne Waffenrock. Es stimmte tatsächlich: Er war wieder im Elfenreich! Zurück im Purpurpalast, obwohl er keine Ahnung hatte, wie er hierher gekommen war.
    Henry warf den Seidenkittel ab und zog sich so schnell an wie nie zuvor in seinem Leben. Dann riss er die Tür auf, starrte den prunkvollen Korridor hinunter und war sich nun absolut sicher, wieder im Purpurpalast zu sein. Wie wunderbar!
    Vielleicht konnte er ja versuchen, Blue zu finden.

 
ACHTUNDSIEBZIG
     
    W as machen wir jetzt?«, flüsterte Pyrgus. Er kam sich wirklich blöd vor, es vor Nymph zuzugeben, aber er hatte keinen blassen Schimmer. Der Plan, die Kristallblumen zu finden, hatte ihn so in Anspruch genommen, dass ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen war, sie könnten womöglich entfernt worden sein.
    »Ich weiß nicht genau«, flüsterte Nymph zurück. Sie lagen bäuchlings nebeneinander im hohen Gras und starrten auf die Überreste von Ogyris’ Gewächshaus. Glassplitter und Blumen waren verschwunden, aber der gemauerte Sockel und Teile des Grundgerüstes standen noch da. Ihre Truppen lagen hinter ihnen in unterschiedlichen Verstecken. »Meinst du, Kaufmann Ogyris könnte sie in seinem Haus gelagert haben?«
    Pyrgus hatte keine Ahnung, aber ihm fiel ein, dass sie für einen erfolgreichen Angriff sehr viel mehr Männer brauchten, falls Kaufmann Ogyris seine Blumen tatsächlich ins Haus hatte bringen lassen. Und plötzlich wurde ihm entschieden klar, dass Kommando-Unternehmen zwar Spaß machten, dass er sich aber eigentlich nicht zum Militärführer berufen fühlte. Er drehte sich auf die Seite, um Nymph anzuschauen, und wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, als sie ihn fragte: »Wie hast du überhaupt von den Blumen erfahren, Pyrgus?«
    Er fühlte, wie ihm das Blut in den Adern gefror, als wäre soeben Hairstreaks gesamte Armee am Horizont aufgetaucht. Das unglaublich Peinliche war, dass Pyrgus spürte, wie er puterrot anlief. »Ich habe das Anwesen rein zufällig besucht«, murmelte er. Dann fügte er hastig hinzu: »Meinst du, es wäre eine gute Idee, wenn …?«
    »Kaufmann Ogyris ist doch ein Nachtelf, oder?«, unterbrach ihn Nymph.
    »Ja«, sagte Pyrgus. »Ich hab nur grad überlegt …«
    Nymph verzog keine Miene. »Weshalb besucht ein Lichtprinz ›rein zufällig das Anwesen eines Nachtelfs?«, fragte sie.
    Pyrgus gab es auf, das Thema wechseln zu wollen, und verlegte sich wieder aufs Murmeln. »Was Geschäftliches«, sagte er. Er schaffte es nicht, ihrem Blick standzuhalten, und drehte den Kopf weg.
    Nymph ließ nicht locker. »Mit Kaufmann Ogyris?«
    »It eina Nochter«, murmelte Pyrgus in einen nahe gelegenen Busch.
    »Wie bitte?«, fragte Nymph höflich.
    »Mit seiner Tochter«, wiederholte Pyrgus, nur wenig deutlicher.
    »Oh«, sagte Nymph. »Kaufmann Ogyris hat eine Tochter? «
    Das Ganze entwickelte sich so langsam zu einer Riesenkatastrophe. Erst waren die Blumen nicht da gewesen, und nun war Nymph auf dem besten Wege, die Sache mit Gela zu erfahren. Irgendwie musste er sich da durchlavieren. »O ja, ich glaube, ja. Ich meine, ich weiß es. Ich hab sie mal getroffen. Ein- oder zweimal. Nicht oft. Unscheinbares kleines Ding. Sehr unscheinbar. Noch ziemlich jung. Echt noch ein Kind.«
    »Und was für … Geschäfte hattest du mit diesem sehr unscheinbaren kleinen jungen Kindchen zu erledigen?«
    »Och, du weißt schon …« Pyrgus zuckte mit den Schultern.
    »Nein, weiß ich nicht«, erwiderte Nymph kühl. »Warum erzählst du es mir nicht?«
    Zu Pyrgus’ unendlicher Erleichterung kam einer der Soldaten durchs Gras gerobbt und gesellte sich zu ihnen. Er salutierte hastig und unbeholfen.
    »Kanal, Sir«, sagte er.
    »Kanal?«, wiederholte Pyrgus. Das alles war bis jetzt ja ganz nett gewesen, aber als Anführer einer militärischen Operation war er nun definitiv der falsche Mann.
    »Ja, Sir, Kanal, Sir«, sagte der Soldat wieder, ein kleiner, drahtiger Kerl mit tief liegenden Augen.

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