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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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wurde glasig, als sie weiterging.
    Sie trat in den Kreis, und sofort hallte ein schriller Heulton durch den Raum, der kurz anschwoll und dann zu einem Summen im Hintergrund abfiel. Sie stellte die Laterne auf den Boden und schritt auf den Altar zu. Ihre Miene wirkte wie die einer Schlafwandlerin, aber sie lächelte.
    Neben dem Altar wirkte sie wie ein Kleinkind. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um an das riesige Buch heranzukommen. Sie zog es zu sich herunter, sorgfältig darauf bedacht, die Seite nicht zu verschlagen. Das Pergament der Seiten war aus der Haut irgendeines unbekannten Tieres gefertigt und roch nach Grabesstaub und feuchter Erde. Der Einband bestand aus schwerem Leder.
    Einen kurzen Moment verspürte sie einen Anfall von Panik. Das Buch war handgeschrieben, in einer prunkvollen und unbekannten Schrift, mit feinen Bebilderungen an den Seitenrändern, die so fremdartige Szenen und Geschöpfe darstellten, dass sie einen fast in den Wahnsinn trieben. Wie sollte sie das nur lesen? Nichts davon war verständlich.
    Doch dann, als besäße das Buch ein Eigenleben, begannen die Wörter sich langsam und fast unmerklich neu zu ordnen. Nichts veränderte sich im Wesentlichen, aber mit einiger Anstrengung vermeinte Blue nun bis zu einem gewissen Grad etwas herauslesen zu können:
    Micma Goho Mad Zir Comselha Zien Biah Os Londoh Norz Chis Othil Gigipah Vnd-L Chis ta Pu-Im Q Mospleh Teloch …
    Es waren Worte einer so archaischen Sprache, dass sich nicht einmal ihre Wurzeln erahnen ließen. Sie hatten keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeiner Sprache, von der Blue je gehört hatte, und dennoch klang ihr die Bedeutung der Worte auf seltsame Art und Weise im Kopf:
    Siehe, so spricht dein Gott, ich bin der Kreis, auf dessen Händen die Zwölf Königreiche ruhen. Sechs sind der Sitz des lebendigen Atems. Die restlichen gleichen scharfen Sicheln oder den Hörnern des Todes …
    Das aufgeschlagene Buch vorsichtig auf beiden Händen haltend, ging Blue einen Schritt zurück, dann einen zweiten. Im nächsten Moment stand sie außerhalb des Messingkreises mit dem Pentagramm und dem Altar darin. Ihre Brust zog sich zusammen, aber sie beachtete es gar nicht. Sie atmete tief ein. Obwohl sie nie zuvor gehört hatte, wie die Worte ausgesprochen wurden, begann sie, die Beschwörungsformel zu intonieren, die vor ihr auf der Seite stand:
    »Micma Goho Mad Zii Comselha Zien Biah Os Londoh Noiz …«
    Die Flamme ihrer Laterne begann wild zu flackern, und der Summton im Hintergrund wurde deutlich höher und lauter.
    »Chis Othil Gigipah Vnd-L Chis ta Pu-Im …«
    Im nächsten Augenblick begann das Pentagramm aus Messing zu glühen.

 
ACHTUNDNEUNZIG
     
    E s war bereits vollkommen dunkel geworden, als Pyrgus und seine zwei Begleiter endlich den Weg zu der Anhöhe zurückfanden, von der sie Beleths Armee beobachtet hatten, aber um diese Jahreszeit gingen die Monde schon früh auf, deswegen hatten sie genügend Licht, um alles zu erkennen.
    Unterhalb von ihrer Anhöhe erstreckte sich das Lager der Dämonen.
    Pyrgus lag bäuchlings auf dem Boden, auf beide Ellbogen gestützt, mit Nymph zu seiner Rechten und Woodfordi zu seiner Linken. Er sah das Flackern der Lagerfeuer und die steifen, roboterhaften Bewegungen der Wachtposten.
    »Sieht für mich ganz realistisch aus«, murmelte Woodfordi, womit er genau das wiedergab, was Pyrgus dachte.
    »Wenn ich das richtig verstanden habe«, flüsterte Nymph in sachlichem Tonfall, »sollen solche Gaukeleien ja gerade realistisch wirken.«
    »Sämtliche Gaukeleien sollen realistisch wirken«, sagte Pyrgus. »Aber es gibt solche und solche.« Als Nymph ihn mit einem langen mitleidigen Blick bedachte, fügte er hinzu: »Ich meine, Koboldwachen gehören zu den Gaukeleien, die einen umbringen können. Sobald sie aktiviert sind, könnten die Kobolde für die Dauer der Gaukelei ebenso gut auch echt sein. Sie sind dazu in der Lage, einen anzugreifen, zu vernichten und genau so zu agieren, als wären sie echt, nur mit dem Unterschied, dass man sie nicht töten kann. Aber bei einer ganzen Armee könnte man das nicht machen.«
    »Wieso nicht?«, fragte Nymph.
    »Es kostet zu viel«, antwortete Pyrgus bloß.
    »Beleth ist bestimmt nicht knapp bei Kasse.«
    Pyrgus schüttelte den Kopf. »Es geht nicht nur um Geld, sondern um die Energie, die man aufwenden muss. Alle Zauber benötigen enorme Energie. Man kann sie nicht beliebig immer größer machen. Irgendwann braucht der Zauber dann mehr Energie, als die

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