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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Beteuerungen – bei ihnen eingezogen war.

 
NEUN
     
    W er seid Ihr?«, flüsterte Blue. Eigentlich hätte sie sagen wollen: Was bist du!, aber das hätte unhöflich geklungen und war vielleicht gefährlich. Das Wesen im Zentrum der Spirale war nicht länger der Gewürzmeister. Es ragte in die Höhe wie ein gefiederter Riese und funkelte sie wild an.
    »Ich bin Yidam«, antwortete das Wesen.
    Blue hatte diesen Namen nie zuvor gehört und war sich nicht sicher, ob es ein Name oder eine Bezeichnung war. Madame Cardui hatte ihr zwar erzählt, dass Gewürzmeister Memnon von einem Gott beseelt war, wenn er seine Weissagungen machte: Es war einer der alten Götter, die noch vor dem Erscheinen des Lichts die Welt durchwandelt hatten. Soweit Blue wusste, waren die alten Götter so wild, dass sie ebenso gut auch Dämonen hätten sein können. Diesem hier sah man es jedenfalls an.
    »Lord Yidam«, sagte Blue, nur zur Sicherheit, »könnt Ihr in die Zukunft blicken?«
    »Ich existiere außerhalb der Zeit«, sagte Yidam.
    Blue zögerte. Sie wollte das Wesen nicht wütend machen, aber Klarheit war in diesem Punkt einfach notwendig. »Könnt Ihr meine Zukunft sehen?«
    Zu ihrer Überraschung lächelte Yidam. »Kommt, setzt Euch zu mir, Elfenkaiserin«, sagte er.
    In der Kammer war nichts zu hören als das Pochen ihres Herzens. Nach einer Weile entschied sich Blue, lieber ehrlich als diplomatisch zu sein.
    »Der Gewürzmeister meinte, Ihr würdet mich möglicherweise töten, wenn ich das Labyrinth betrete.«
    »Der Gewürzmeister hat sich geirrt.«
    Sie standen vor ihr im Raum: fünf einfache Worte, klipp und klar. Sollte sie dem Gewürzmeister glauben? Oder Yidam? Durfte sie es riskieren, sich diesem Wesen zu nähern?
    Plötzlich wurde ihr klar, dass nichts weiter sie von Yidam trennte als ein spiralförmig auf dem Boden ausgelegtes Muster. Mit einem einzigen Sprung hätte das Wesen die Entfernung überwinden können. Jede Sicherheit, die sie empfand, war ohnehin nur eine Illusion. Sie schluckte ihre Angst herunter und betrat die Spirale.
    Als sie sich neben ihm niederließ, merkte Blue, dass das Wesen den alten Gewürzmeister ganz und gar verwandelt hatte. Es überragte sie, und aus der Nähe konnte sie sehen, dass in seinen Augen Flammen loderten. Sie zwang sich, nicht zurückzuzucken, als es seine gewaltigen Würgerpranken nach ihr ausstreckte.
    Doch die Hände berührten nur sanft ihren Kopf. Blue spürte das Kribbeln gebundener Blitze, die ihr das Rückgrat hinabschossen, und ahnte, dass sie gerade einen Segen erhalten hatte. »Habt Dank, Lord Yidam«, murmelte sie. Eine Segnung war ja etwas Schönes, aber wenn das Wesen nicht in ihre Zukunft sehen konnte, verschwendete sie hier ihre Zeit.
    Yidam beugte sich ein wenig vor. »Mutig seid Ihr, Elfenkaiserin.« Es erschien ihr unglaublich, doch einen Moment war ihr, als nähme sie in den wilden Augen tatsächlich die Andeutung eines Zwinkerns wahr. »Doch seid Ihr auch mutig genug, dem zu begegnen, was ich sagen könnte? «
    Blue blinzelte. Die Worte Yidams beunruhigten sie. Sie sprachen etwas an, was in ihrem Innersten an ihr gezehrt hatte, seit sie den Beschluss gefasst hatte, den Gewürzmeister aufzusuchen. Wollte sie wirklich etwas über die Zukunft erfahren? Über eine Zukunft, die möglicherweise Einzelheiten über ihren eigenen Tod einschloss? Oder, noch schlimmer, über den Tod von Pyrgus und Henry? Konnte sie mit einem solchen Wissen leben?
    Wollte sie wirklich erfahren, wie es um die Zukunft des Reiches bestellt war? Was, wenn Yidam ihr mitteilte, dass es an Feinde oder dämonische Horden fallen würde? Oder wenn dem Elfenreich Korruption und Zerfall bestimmt waren? Wie sollte sie weiterleben, wenn sie wusste, dass all ihre Bemühungen vergebens sein würden?
    Aber nun war sie hier, und sie brauchte Rat. Das war wichtiger als alles andere.
    »Lord Yidam«, sagte Blue. »Was wird geschehen, wenn ich gegen die Nachtelfen in den Krieg ziehe?«

 
ZEHN
     
    G laubst du eigentlich an Elfen?«, fragte Henry. »Wie bitte?«
    Henry beugte sich vor. »Glaubst du an Elfen?«, wiederholte er und senkte seine Stimme. Sie waren im Ropo’s, einem neuen Cafe, das bei den Schülern gerade extrem in war. An den Nebentischen saßen mindestens acht andere aus Henrys Schule, ein paar im Gothic-Look, und er wollte auf keinen Fall, dass sie das Gespräch mitbekamen.
    »Elfen?« Charlie sah ihn befremdet an. »Solche, die man als Weihnachtsbaumspitze nimmt?«
    Henry nickte. »Nur in

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