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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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und schaffte es irgendwie, seiner Stimme ein wenig Leichtigkeit zu verleihen.
    »Ich hatte diese … dieses Erlebnis …, ich weiß nicht, Halluzination oder so was. Oder einen Traum oder eine falsche Erinnerung oder…«
    »Henry, erzähl mir doch einfach, was passiert ist.«
    Er rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. »Na ja, nachdem die Sache mit Mama herausgekommen war, ging ich zu Mr. Fogarty. Ich sollte seinen Schuppen ausräumen. Und als ich dort war, tauchte Hodge auf und hatte irgendwas im Maul. So was wie einen Schmetterling. Du weißt ja, wie Katzen sind. Er hatte was gefangen, aber es war nicht tot, also hab ich versucht es ihm wegzunehmen.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Und in dem Moment habe ich gesehen, dass es eine Elfe war.«
    »Du hast es für eine Elfe gehalten?«
    »Ja.«
    »Erzähl weiter«, sagte Charlie nach einer Weile.
    »Ich glaube, es war einfach nur ein Schmetterling«, sagte Henry. »Aber ich habe mir eingeredet, dass der Schmetterling ein Elfenprinz ist, der Pyrgus heißt …«
    »Pyrgus!«, wiederholte Charlie.
    Henry nickte.
    »Hatte er sonst noch einen Namen?«
    »Pyrgus Malvae«, sagte Henry.
    »So heißt ein Schmetterling«, sagte Charlie. »Das ist der lateinische Name für den Malvenwürfelfalter.«
    »Ehrlich?«, sagte Henry erstaunt. Dann fügte er nach einer Weile hinzu: »Ich denke, das muss ich gewusst haben. Unbewusst. Haben Malvenwürfelfalter Flügel mit kleinen braunen Punkten?«
    Charlie nickte. »Ja.«
    Henry schüttelte verblüfft den Kopf. »Irgendwie hab ich das wohl in meine Fantasie mit eingebaut. Der Malvenwürfelfalter wird zu einem Elf, und dann gebe ich ihm den Namen des Schmetterlings.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Ich sitze ganz schön in der Patsche, Charlie.« »Das glaube ich auch«, sagte Charlie leise.

 
ELF
     
    H enry verpasste den letzten Bus nach Hause.
    Er wohnte fast vier Meilen außerhalb der Stadt, und als er seine Mutter in der Hoffnung anrief, dass sie ihn abholen würde, meldete sich nur der Anrufbeantworter (immer noch mit der Stimme seines Vaters drauf, was echt ein Hammer war). Deswegen lief er nun durch den Regen. Nicht, dass es ihm groß aufgefallen wäre, denn das Einzige, was ihm durch den Kopf ging, waren Charlies Worte: »Das glaube ich auch.«
    Charlie war das liebste, netteste Mädchen, das er kannte. Wenn es irgendeinen Weg gab, ihm etwas schonend beizubringen, dann hätte sie ihn zweifellos gefunden. Aber Charlie war wirklich der Meinung, dass er Probleme hatte. Sie dachte – und das hatte sie sehr diplomatisch ausgedrückt –, dass er möglicherweise »Hilfe benötigte.« Womit sie die Hilfe eines Psychiaters meinte, obwohl sie das Wort nicht ausgesprochen, sondern stattdessen »Therapeut« gesagt hatte.
    Hinter ihm war Motorenlärm zu hören, und Scheinwerfer leuchteten auf. Henry trat an den Straßenrand, ohne sich umzudrehen. Er trug eine helle Jacke, also würde der Fahrer keine Schwierigkeiten haben, ihn zu erkennen. Charlie hatte auch nichts von »psychischen Problemen« gesagt. Sie redete sehr einfühlsam von »emotionalem Druck« und »Belastungen«. Genau die Dinge, über die er selbst auch schon nachgedacht hatte. Sie hatte gelassen, optimistisch und beruhigend gewirkt – genau so, wie man sich Verrückten gegenüber verhalten sollte. Aber unterm Strich kam trotzdem dasselbe raus: Sie hielt ihn für komplett durchgeknallt.
    Das Auto hörte sich an, als wäre es langsamer geworden, aber es fuhr nicht vorbei. Henry warf einen Blick hinter sich.
    Er sah eine leuchtende Silberscheibe, die über der Straße schwebte.

 
ZWÖLF
     
    E s war genau wie damals, als er vor seinem Vater davongelaufen war. Gerade noch hatte man mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen und versuchte, den Mann an der Bar davon zu überzeugen, dass man alt genug war, Bier zu bestellen. Und im nächsten Moment ragte plötzlich eine Horde bulliger Soldaten vor einem auf, die einen übertrieben höflich mit Sir ansprachen, obwohl sie bereit waren, einem die Arme zu brechen, wenn man nicht genau das tat, was sie verlangten.
    Nur dass es diesmal nicht sein Vater war, der sie gesandt hatte, sondern seine kleine Schwester, verflucht noch mal! Er hatte doch die ganze Zeit gewusst, dass die Krönung zur Kaiserin ihr zu Kopf steigen würde. Schon als Prinzessin hatte sie ständig alle herumkommandiert.
    Pyrgus lächelte die sechs kräftig gebauten Soldaten an, die seinen Tisch in der Schänke umringten, und gab sich Mühe, selbstsicherer

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