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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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irgendeine Rolle spielte. Auch er konnte warten, länger als all die anderen zusammen.
    Pelidne stand in der Türöffnung. Hairstreak musterte ihn mit einem Anflug von Abscheu. Schade, die Sache mit Cossus Cossus. Einen neuen Torhüter auszubilden war verdammt nervenaufreibend, aber einem Mann mit einem Wurm im Hintern durfte man auf keinen Fall vertrauen. Und die mangelnde Erfahrung glich Pelidne durch seine Ergebenheit wieder aus. Und, nicht zu vergessen, durch seine vielfältigen Talente, die mit Sicherheit sehr hilfreich sein würden.
    »Sind sie hier?«, schnauzte Hairstreak ihn an.
    Pelidne nickte. »Ich habe sie ins Konferenzzimmer geleitet, Sir.«
    »Ist die Leibgarde zur Stelle?«
    »Ja, Sir.«
    »Und haben die Gardisten Vorsorge getroffen, nicht verfolgt zu werden?«
    Pelidne wirkte verdutzt. »Das nehme ich an, Sir.«
    »Du sollst nichts annehmen«, tadelte Hairstreak ihn. »Sie sind Idioten, allesamt. Lass eine Wachmannschaft das Grundstück durchkämmen. Falls irgendjemand gefunden wird, soll er verhört und dann unter Schmerzen gemeuchelt werden. Die Leichen kannst du an meinen Rutscher verfüttern. Das arme Ding hat seit Tagen nichts mehr gefressen.«
    »Ja, Sir.«
    Das Konferenzzimmer lag mehr als neun Meter unterhalb der Fundamente des Herrenhauses, war funktional eingerichtet und gegen Zauber geschützt. Als Hairstreak zur Tür hereinschritt, wurde es urplötzlich still, als hätten die anderen gerade über ihn gelästert. Was nicht unwahrscheinlich war. Er gestattete seinen Augen, mit kaltem Blick von einem zum anderen zu wandern, ohne zu lächeln. Der alte Herzog Electo war anwesend, eingehüllt in seine tiefroten Roben, in denen er altertümlicher wirkte als Gott. Inzwischen verließ er seine Burg nur noch selten, was die Wichtigkeit verdeutlichte, die er den gegenwärtigen Entwicklungen beimaß. Hairstreak nickte ihm anerkennend zu.
    Der Rest, wenn man von ein paar bemerkenswerten Ausnahmen absah, bestand aus der üblichen Schar: Anthocharis Cardamines samt seinen nervtötenden Zuckungen, die grässlichen Colias-Zwillinge, Hecla und Lesbia, die ihn boshaft anfunkelten, Croceus, dieser Trottel, der seinen Vater ermordet hatte, und all diese anderen aus inzestuösen Verhältnissen hervorgegangenen Schwächlinge, mit deren Anwesenheit er nur aufgrund ihrer Titel gestraft war. Aufgrund ihrer ererbten Titel. Keiner von ihnen verfügte über irgendein Talent.
    Doch die Ausnahmen waren interessant. Hamearis, der Herzog von Burgund, hatte es sich am Ende des Tisches in einem Sessel bequem gemacht. Hael, was für ein stattlicher Mann! Sogar im Sitzen schien er alle anderen zu überstrahlen. Natürlich legte er es auch darauf an. Seine Schultern verdankte er zu einem guten Teil den Innenpolstern seiner Rüstung. Aber deswegen durfte man ihn keineswegs unterschätzen. Er hatte in so mancher Schlacht gekämpft und verfügte über eine große Schar von Anhängern, die ihn als Helden verehrten. Früher einmal war er Hairstreaks engster Verbündeter gewesen. Inzwischen aber konnte sich Hairstreak seiner nicht mehr sicher sein. Ihre Einschätzungen der gegenwärtigen Lage waren sehr unterschiedlich ausgefallen.
    Dann war da noch Fuscus, der liebe, süße Fuscus mit dem Babygesicht, der eine Privatarmee und einen ganzen Schrank voller Uniformen besaß. Es hieß, er trüge jeden Abend eine andere und würde beim Stolzieren auf den Zinnen theatralisch sein Bernsteinschwert schwingen. Hairstreak bezweifelte, dass Fuscus je einen echten Schwerthieb ausgeteilt hatte. Aber seine Privatarmee war eine andere Sache: eine Eliteeinheit, gut trainiert, gut bewaffnet und stets bereit zur Ausführung der Befehle ihres Herrn. Wodurch Fuscus zu einer Macht wurde, auf die man bauen konnte. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Hairstreak erwogen hatte, ihn zu einem engen Verbündeten zu machen, aber inzwischen war Fuscus ein Gefolgsmann des Herzogs von Burgund, von dem Hairstreak nicht mehr wusste, wie er ihn einzuschätzen hatte.
    Die letzte der Ausnahmen war sogar noch interessanter: Zosine Typha Ogyris, der einzige anwesende Elf ohne jeden Titel. Aber seine Stammbaum-Mängel glich er durch ein enormes Vermögen aus. Er saß da, eine kleine krötenartige Gestalt mit schütterem Haar, die Hände ruhig im Schoß gefaltet. Er wirkte zwar harmlos, verfügte aber über mehr Mittel als sechs Adelshäuser zusammen. Der Mann war unglaublich. Er war tatsächlich ohne einen Penny im Elfenreich angekommen, ein Flüchtling aus Haleklind.

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