Der Elfenpakt
Manche behaupteten, er hätte den Grundstock für sein Vermögen gelegt, indem er Dung in Gärtnereien schleppte. Dung! Hairstreak hatte es nicht leicht gehabt, Zosines Teilnahme an dieser Konferenz durchzusetzen. Die Abgeordneten des Hohen Hauses sahen es als unter ihrer Würde an, sich mit jemandem an einen Tisch zu setzen, der keinen Titel führte. Aber nun war Zosine hier. Und ganz gleich, was mit Hamearis war, auf Zosine konnte er sich absolut verlassen.
Ärgerlicherweise war es Hamearis, der die Initiative ergriff. »Ah, Blackie«, sagte er, als wäre er der Vorsitzende der Konferenz, »hast du es getan?«
Hairstreak fragte sich im Stillen, ob ein vergiftetes Stilett die gepolsterte Rüstung vielleicht durchdringen würde. Aber er schaffte es, eine gelassene, ja fast freundliche Miene zu bewahren, als er seinen Blick wieder auf den Herzog von Burgund richtete.
»Natürlich«, sagte er.
»Schon irgendeine Antwort?«
»Wohl kaum«, erwiderte Hairstreak leichthin. Er zog sich den Sessel heran, der am Kopfende des Tisches stand. »Die Botschaft wurde doch gerade erst übermittelt.«
»Weshalb diese Verzögerung?«, fragte Hecla Colias, die jederzeit auf Streit aus war, mit scharfem Unterton.
Hairstreak bedachte sie mit einem warnenden Blick. »Weil ich den Zeitpunkt bislang nicht für den richtigen gehalten hatte.« Mit einiger Genugtuung stellte er fest, dass sie sofort die Augen niederschlug. Er klappte die Sessellehne nach hinten, um es sich bequem zu machen, und ließ den Blick über die Versammlung schweifen. »Kronprinz Pyrgus …« Er hielt inne, lächelte ein wenig und verbesserte sich: »Ich sollte wohl lieber sagen Exkronprinz Pyrgus, hat die Einzelheiten unseres Angebotes mitgeteilt bekommen und ist nun unterwegs, um es der jungen Kaiserin zu unterbreiten. Was ich …«
»Hat er es schriftlich?«, unterbrach ihn jemand. Hairstreak erkannte die Stimme von Cardamines, der mehr ein Ärgernis denn einer seiner Gegner war. Er neigte nur etwas zur Pedanterie.
Hairstreak zwang sich zu einem Lächeln. »Ich wüsste nicht, wozu, Anthocharis. Im Moment haben wir gerade mal angeboten, Verhandlungen zu führen.« Cardamines nickte mit einem Grunzen. Dann durchlief ihn ein Zucken. Hairstreak wandte sich wieder an die anderen. »Der Zweck unserer Versammlung hier ist es, unsere Position genauer festzulegen, falls Ihre Majestät einwilligen sollte …«, er hielt kurz inne, »… und zu entscheiden, wie wir verfahren, wenn sie ablehnen sollte.«
Der Zweck der Versammlung war zwar ein ganz anderer, aber zumindest klang es so plausibel. Hairstreak klappte den Mund zu und wartete auf die Reaktion, die folgen musste.
Und sie folgte. Wenn auch leicht verzögert. »Ich dachte, dass wir uns über unsere Haltung dazu längst verständigt hätten«, knurrte Electos barsche Stimme. »Für beide Fälle.«
»Das dachte ich auch«, ereiferte sich Lesbia, die ebenso giftig war wie ihre Schwester, aber etwas besser im Bett, wie Hairstreak sich erinnerte.
»Vielleicht nicht ganz für beide Fälle«, korrigierte Cardamines mit einem Zucken.
Und schon ging es los. Hairstreak schloss die Augen und ließ die Diskussion über sich hinwegrollen. Natürlich hatte es bereits einen Beschluss gegeben. Es war die schlimmste Niederlage gewesen, die er im Rat der Nachtelfen je hatte hinnehmen müssen. Umso schlimmer, als sie so völlig unerwartet gewesen war. Friedensverhandlungen? Ihn schauderte. Aber nachdem der Vorschlag erst einmal gemacht worden war – von irgendeinem niederen Adeligen, der offensichtlich auf Anweisung handelte –, hatten die anderen seine Zustimmung erzwungen. Selbst Hamearis hatte ihn im Stich gelassen, und Hairstreak konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum.
Das Ergebnis war eindeutig gewesen. Unter den Nachtelfen hatte ein Gesinnungswandel stattgefunden. Irgendwie hatten sie ihr Rückgrat verloren, ihre Kämpfernatur. Für seine letzten beiden Versuche, den Thron an sich zu reißen, war Hairstreak sogar angeprangert worden. Und nun wollten sie Frieden. Schlimmer noch, sie wollten ihn um jeden Preis. Das Angebot, Verhandlungen zu führen, kaschierte nur ihre vollständige Kapitulation. Wenn Blue den Frieden wollte, konnte sie ihn haben. Wenn sie schnell zustimmte, konnte er verdammt noch mal nichts dagegen ausrichten. Er hatte seinen Rückhalt verloren – und ohne diesen Rückhalt war er nichts.
Aber so wie Hairstreak seine Nichte kannte, würde sie so rasch nicht einwilligen. Sie war immer
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