Der Elfenpakt
die Gartenanlagen des Purpurpalastes, in Begleitung von Madame Carduis Zwerg Kitterick, der seine Verschwiegenheit seit langem bewiesen hatte und der beste Beschützer war, wenn es Ärger gab.
»Da bin ich nicht so sicher«, erwiderte Fogarty. »Ich habe nur eine Bemerkung über Orakel gemacht.« Eine Weile schritt er schweigend weiter, dann fuhr er fort: »Ich weiß, dass du sie zum Gewürzmeister geschickt hast, Cynthia, aber Blue ist niemand, der sich leicht beeinflussen lässt. Sie hat noch nicht gelernt, nicht immer gleich alles für bare Münze zu nehmen. Und sie hört natürlich, was sie hören will. Im Moment ist die Situation im Elfenreich schwierig. Ich möchte nicht, dass sie bei ihren Entscheidungen auf den Rat irgendeines Gespenstes hört.« Er runzelte die Stirn. »Was grinst du denn so?«
»Für bare Münze nehmen. Was für eine blumige Ausdrucksweise, mein Lieber!«
»Ganz normal in meiner Welt«, erwiderte Fogarty kurz angebunden, aber seine Züge glätteten sich schon wieder. Pyrgus beobachtete den Wandel seiner Mimik mit Interesse. Fogarty sagte: »Selbst wenn euer Orakel euch klipp und klar mitgeteilt hätte: ›Ihr macht Hairstreak platt wie eine Flundern, hätte das trotzdem nicht grünes Licht bedeutet. Ihr dürft nicht vergessen, wie Blues Frage lautete: ›Was passiert, wenn?‹ Jemandem zu sagen, was als Folge irgendeines Ereignisses passieren wird, heißt nicht, dass man es tun sollte. Vielleicht werden wir gewinnen, wenn wir die Nächtlinge angreifen, aber vielleicht werden wir genauso gewinnen, wenn wir verhandeln – und das mit erheblich weniger Todesopfern.«
»General Vanelke hat dich beeindruckt«, sagte Madame Cardui; es klang nicht unfreundlich.
»Ja, das hat er«, gab Fogarty zu. »In meiner eigenen Welt habe ich einen Krieg miterlebt. Da habe ich mir diese Narbe eingehandelt und einen Zeh verloren. Ich hatte verdammtes Glück, nicht das ganze Bein zu verlieren. Da vergehen einem die Flausen. Krieg ist nichts Ehrenhaftes und keine -Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln‹ …«, seine Stimme versprühte Zorn, »Krieg ist Chaos. Normalerweise beginnt ihn irgendein Idiot, der selbst nicht zu kämpfen braucht. Die Rechnung bezahlen die armen Schweine, die zufällig im Kampfgebiet leben.«
»Ich wusste gar nicht, dass du ein Krieger warst«, sagte Madame Cardui.
»Scheiß auf den Krieger!«, schnaubte Fogarty. »Ich war bloß ein jämmerlicher Soldat. War gar nicht hingegangen, wenn sie mich nicht dazu gezwungen hätten.« Er wandte den Blick ab und starrte eine ganze Weile vor sich hin.
»Haben Sie ihr denn gesagt, dass sie verhandeln soll?«, fragte Pyrgus.
»Ja«, sagte Fogarty. »Ich habe kurz bevor wir gingen mit ihr gesprochen.« Offenbar hing er immer noch seinen Erinnerungen nach, denn er fügte unverständlicherweise hinzu: »›Lieber palavern als Krieg führen‹, sagte schon Churchill.«
»Und meinen Sie, sie wird es tun?«
Fogarty funkelte Pyrgus wütend an. »Das hast du mich doch schon gefragt.«
»Ja, ich weiß. Aber vielleicht sollten wir, na ja, sie dazu bringen, es zu tun.«
Fogarty belohnte ihn mit einem spöttischen Blick. »Hast du es je geschafft, deine Schwester zu irgendwas zu bringen?«
Tatsache war, dass Pyrgus es nicht geschafft hatte, nicht einmal, als sie noch klein gewesen waren. Er zweifelte nicht daran, dass Blue ihn liebte, aber sie war eigensinnig wie niemand sonst. Trotzdem, wie die Dinge sich entwickelten, gefiel ihm ganz und gar nicht. »Nein, habe ich nicht«, beantwortete er Mr. Fogartys Frage. »Aber ich glaube, ich kenne jemanden, der sie überzeugen könnte. «
»Henry?«, sagte Madame Cardui lächelnd. Pyrgus nickte. »Weiß er denn, dass sie in ihn verliebt ist?«, fragte sie.
»Ich glaube nicht.« Pyrgus grinste. Er hatte nun schon eine ganze Weile ein gutes Gefühl, wenn er an die beiden dachte. Er mochte Henry.
Mr. Fogartys Blick kehrte aus der Ferne zurück. »Hormone«, sagte er.
»Sei nicht so zynisch, Alan«, tadelte ihn Madame Cardui. »Wenn man sich in ihrem Alter nicht verlieben kann, wann denn sonst?«
Irgendwie wurde ihm bei diesen Worten immerhin so warm ums Herz, dass er leicht zu grinsen begann. »Da hast du wohl Recht.«
»Wollen Sie nach ihm schicken lassen, Mr. Fogarty?«, fragte Pyrgus hastig. »Oder soll ich übersetzen und ihn holen?« Er hatte nicht übel Lust auf eine weitere Reise in die Gegenwelt, auch wenn sein Aufenthalt nur kurz sein konnte.
Aber Mr. Fogarty sagte: »Das ist
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