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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Fisch im Wasser, könnte man sagen.«
    »Nachdem die delikaten Dinge nun geklärt sind, Eure Majestät«, sagte Hairstreak, »wären Eure Leute ja vielleicht so freundlich, uns mitzuteilen, warum sie mein Grundstück unbefugt betreten haben und was…«
    »Wir haben eine vertrauliche Nachricht für Ihre Majestät«, unterbrach Pyrgus ihn mit lauter Stimme. »Wir liefen gerade…«
    »Halt den Mund, Pyrgus.« Nun war es Blue, die ihn unterbrach. Sie hatte keine Ahnung, was für eine Geschichte Pyrgus sich zusammenphantasiert hatte, um sein Auftauchen zu erklären, aber die Lage war einfach zu heikel, um zuzulassen, dass er hier wie ein Bauerntrampel hereinplatzte. Sie musste die Situation dringend unter Kontrolle bringen. Sie musste verhindern, dass Pyrgus irgendetwas sagte, das alles nur noch schlimmer machte. Und sie musste ihren Onkel umstimmen, was das Verhör anging. Bislang war alles ziemlich chaotisch gelaufen, doch Blue war zufrieden mit dem Ergebnis ihres Besuches: Das Angebot der Nächtlinge war ernst gemeint, und Hairstreak hatte genügend Unterstützung, um zu seinem Wort zu stehen. Nun mussten sie so schnell wie möglich zum Purpurpalast zurückkehren, ohne Hairstreak noch weiter zu provozieren. Ihr kam eine Idee, und sie wandte sich an ihren Onkel.
    »Lord Hairstreak«, sagte sie förmlich. »Wenn wir vielleicht…«
    Henry löste sich aus der kleinen Gruppe an der Tür. »Es wird Zeit, dass wir gehen, Blue«, sagte er leise und nahm ihren Arm. Sie starrte ihn verdutzt an, während er mit ihr Richtung Ausgang schritt.
    »Pelidne«, sagte Hairstreak scharf.
    Pelidne glitt zwischen sie und die Tür. Plötzlich bewegte Henry sich so übermenschlich schnell, dass sein Arm nur noch verschwommen zu erkennen war. Blue bemerkte nicht mal, wie er zustach. Doch als er zurücktrat, sah sie, wie Pelidne entgeistert auf den Holzpflock starrte, der in seiner Brust steckte. Er taumelte nach vorn, die Augen weit aufgerissen. Urplötzlich schoss eine Blutfontäne aus der Wunde, die sich genauso abrupt in stickige Rauchschwaden verwandelte. Pelidnes feine Gesichtszüge begannen zu welken und wurden in Sekundenschnelle zu denen eines uralten Mannes. Seine Nase fiel ein, seine Lippen wurden erst dünn, dann faltig, und entblößten spitze, faulende Zähne. Plötzlich sank er zu Boden und zerfiel in seinen Kleidern zu Staub. Ein scharfer Verwesungsgeruch erfüllte den ganzen Raum.
    »Was …?«, keuchte Blue.
    Henry hatte sie wieder am Arm gepackt und zog sie zur Tür. Hairstreak schien fassungslos, zog aber blitzschnell ein Stilett aus einer geheimen Tasche in seinem Wams. Pyrgus wich mit aufgerissenem Mund einen Schritt zurück. Selbst Kitterick wirkte überrascht.
    Blue fand ihre Sprache wieder. »Nein, Henry!«, schrie sie. Das war eine Katastrophe! Der Diener ihres Onkels war ermordet worden. Von einer Sekunde auf die andere waren alle Aussichten auf einen Vertrag zunichte gemacht worden. Sie versuchte ihren Arm loszureißen, aber Henrys Hand umklammerte sie wie ein Schraubstock. »Lass mich los!«, befahl sie.
    Lord Hairstreak hatte den Raum bereits halb durchquert, als Pyrgus sich von seinem Schock erholte. Er machte einen Schritt auf Henry zu, doch Kitterick war schneller als er.
    Und plötzlich waren Blue und Henry nicht mehr da.

 
NEUNUNDDREISSIG
     
    W as soll das heißen: Nicht mehr da? « So hatte Pyrgus Madame Cardui noch nie erlebt. Bevor er sich auf die Suche nach ihr gemacht hatte, war ihm nicht einmal klar gewesen, dass sie im Purpurpalast ein Büro besaß. Aber nun saß er hier, nicht in einem einfachen Büro, sondern in einer Suite, die rein geschäftlich genutzt wurde. Von den verrückten Farbzusammenstellungen, die Madame Cardui in ihrer Stadtwohnung pflegte, oder ihrem sonst so verschwenderischen Einsatz von Zaubern war hier nichts zu sehen. Alles war klar, nüchtern, funktional. Und obwohl Madame Cardui nach wie vor die Bemalte Dame war – rotes Haar, wallendes Kleid, Sandalen, die ihre Füße streichelten und freundlich lächelten, wenn man hinuntersah –, hatte sie nun etwas Hartes an sich. Kein Wunder, dass Blue sie zur Leiterin des Kaiserlichen Spionagedienstes ernannt hatte.
    »Einfach … nicht mehr da«, jammerte Pyrgus.
    »Meinst du unsichtbar? Hat er einen Unsichtbarkeitszauber benutzt?«
    Pyrgus schüttelte den Kopf. »Nein. Sie wissen doch, auf welche Art und Weise man mit einem Unsichtbarkeitszauber verschwindet … Man verblasst, zerfällt und löst sich in Funken auf. Also, da war

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