Der Elfenpakt
nichts dergleichen. Ich glaube nicht, dass es sich um so etwas handelte. Es sah einfach nicht so aus. Außerdem hatte Hairstreaks Vampirkerl die Tür geschlossen, nachdem wir hereingekommen waren. Wir hätten sehen müssen, wie sie sich öffnete, wenn sie auf diese Weise den Raum verlassen hätten, ob nun unsichtbar oder nicht.«
»Und einen anderen Ausgang gab es nicht?«
»Nicht mal ein Fenster«, sagte Pyrgus. »Es war ein Gemach für private Unterredungen.«
»Was ist mit irgendeiner Form der Dematerialisation?«, fragte Madame Cardui. »Alan redet die ganze Zeit über seinen tragbaren umgebauten Transporter … Könnte es so etwas gewesen sein?«
Dieselbe Frage hatte Pyrgus sich auch schon gestellt. Wo war Mr. Fogarty überhaupt? Bei ihrer Rückkehr war er weder im Palast noch in seinem Pförtnerhaus gewesen. Kitterick hatte den Vorschlag gemacht, Madame Cardui aufzusuchen.
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich glaube nicht.« Es sei denn, Mr. Fogarty hatte die beiden gebeamt. Dass jemand zum selben Zeitpunkt genau dieselbe Technologie entwickelt hatte, war eher unwahrscheinlich. Oder aber der Apparat war gestohlen worden. Die vielen Möglichkeiten brachten Pyrgus ganz durcheinander. »Da müssen Sie Mr. Fogarty fragen.«
»Ja, das werde ich, sobald ich ihn ausfindig gemacht habe. Aber du hältst es für möglich?«
»Ich weiß nicht«, wiederholte Pyrgus stirnrunzelnd. »Könnte schon sein, meine ich.« Das Problem war, dass er nicht wusste, wie es aussah, wenn man von Mr. Fogarty weggebeamt wurde. Vielleicht verschwand man einfach, so wie Blue und Henry. Vielleicht verblasste man auch wie bei einem Unsichtbarkeitszauber. Er hatte einfach keine Ahnung.
»Ich denke, Alan hätte es erwähnt, wenn er vorhatte, die beiden mithilfe des Transporters zu retten«, sagte Madame Cardui. Dann, wie ein Echo von Pyrgus’ Gedanken, fügte sie hinzu: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hairstreak den Apparat inzwischen schon gestohlen haben könnte.«
»Sie denken, dass Hairstreak dahintersteckt?«, fragte Pyrgus.
»Eigentlich nicht«, sagte Madame Cardui. »Warum sollte er sie entführen lassen, wenn sie bereits in seiner Gewalt waren?« Ihr Blick wanderte zu Pyrgus. »Ich habe einfach nur laut gedacht … Wie hat Henry es denn geschafft, einen Vampir zu töten?«
»Wie bitte?« Pyrgus sah sie fragend an.
»Sie sind dafür bekannt, dass man sie nur sehr schwer umbringen kann. Ich mag Henry, ein netter Junge, aber er ist doch wohl kaum der große Actionheld. Erzähl mir genau, was vorgefallen ist.«
Pyrgus hatte bereits genau berichtet, was vorgefallen war, aber er erzählte es auch noch mal. Viel zu erzählen gab es allerdings nicht. Die Geschwindigkeit, mit der Henry sich bewegt hatte, war unglaublich gewesen. (Und woher hatte er so schnell den Holzpflock genommen, als er ihn brauchte?) Und ebenso unglaublich war die Art und Weise, wie Henry und Blue dann verschwunden waren.
Madame Cardui starrte ihn eine Weile nachdenklich an, dann drehte sie abrupt den Kopf. »Kitterick, hast du alles aufgezeichnet?«
Kitterick streichelte gerade ihre durchsichtige Katze, die sich auf verruchte Art und Weise in ihren Kissen räkelte. Er blickte auf. »Selbstverständlich, Madam.«
Madame Cardui erhob sich. »Ich denke, es wird Zeit, dass wir den ganzen Zwischenfall einmal abspielen.«
Pyrgus folgte ihr in ein fensterloses Zimmer, das etwas abseits vom zentralen Büro lag. Dort befand sich eine Projektionsanlage, und als sie eintraten, begann sich in der Mitte des Bodens eine neuartige Realitätskugel aufzublähen.
»Von diesem Raum hier wusste ich gar nichts«, sagte Pyrgus und blickte sich ehrfürchtig um.
»Deine Schwester hat die Finanzierung am Tag ihrer Krönung genehmigt.« Madame Cardui dimmte das Licht mit einer Handbewegung. »Kitterick, auf deinen Platz, bitte.«
»Ja, Madam.« Der Zwerg kletterte auf einen großen Sessel, der an den Hauptprojektor angeschlossen war. Als er sich setzte, schossen Haltegurte hervor, die ihn an Hand- und Fußgelenken festbanden, während sich zwei glänzende Metalltentakel in seine Ohren schoben. Er schloss die Augen.
»Bist du bereit, Kitterick?«, fragte Madame Cardui.
»Ja, Madam.«
Madame Cardui beugte sich über ihn und zog eine kleine Karte aus dem Kabelsalat, der den Apparat umgab. Sie war durch drei verschiedenfarbige Drähte, einen roten, einen grünen und einen blauen, mit dem Projektor verbunden. Madame Cardui scheitelte Kittericks Haar und steckte die Karte in
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