Der Elfenpakt
es ihn wahrscheinlich schlimmer erwischt als die beiden anderen. Um einer Gefangennahme zu entgehen, kämpfte er immer wie ein Dämon.
Sie zwang sich aufzustehen und drehte sich mit funkelnden Augen zu Lord Hairstreak um. »Was habt Ihr mit ihnen gemacht?«, fuhr sie ihn an. Wenn Pyrgus oder Henry tot waren, würde sie Hairstreak köpfen lassen, zum Hael mit den politischen Konsequenzen.
»Gar nichts habe ich mit ihnen gemacht«, erwiderte Hairstreak ungeduldig. »Euer Bruder und seine Freunde sind auf meinem Grundstück herumgeschlichen, offensichtlich mit der Absicht zur Spionage oder Sabotage. Sie wurden von meinem automatischen Sicherheitssystem aufgespürt und neutralisiert.« Seine Lippen kräuselten sich zu einem hämischen Grinsen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendetwas ohne Euer Wissen unternommen haben sollten, Majestät. «
Da kennt er Pyrgus aberschlecht, dachte Blue. Doch sie war zu aufgebracht, um sich auf eine Diskussion einzulassen. »Sicherheitssystem?«, fuhr sie ihn an. »Euer Sicherheitssystem hätte sie umbringen können!«
»Ach, Unsinn!« Hairstreak schüttelte kurz den Kopf. »Sie liegen bloß im Koma. Das System benutzt eine Abart des Trinianergiftes.« Er warf einen angewiderten Blick auf Kitterick. »Ironie des Schicksals.«
»Trinianergift ist tödlich«, keuchte Blue ; die plötzlich von unbändiger Wut erfüllt war.
»Eine Abart, sagte ich!«, brüllte Hairstreak, der sich nicht einmal mehr bemühte, höflich zu sein. »Deren schlimmste Wirkung ist, sie für eine Weile in Schlaf zu versetzen.«
»Er sagt die Wahrheit«, ließ sich Flapwazzle von irgendwo auf der Höhe von Blues Bauch vernehmen.
Doch auch nach den beruhigenden Worten des Endolgs war Blues mörderische Wut nicht verflogen. »Sie sind verletzt!«, schrie sie Hairstreak an.
»Pelidne, geh und hol den Hausarzt«, befahl Hairstreak mit einem Blick über seine Schulter. Und an Blue gewandt sagte er scharf: »Dieser verdammte Zwerg hat vier von meinen Schnappern zugrunde gerichtet, wenn wir hier schon mit Schuldzuweisungen anfangen.«
Blue nahm an, dass es sich bei den »Schnappern« um einen Teil des Sicherheitssystems handelte. Es war wirklich eine Unverschämtheit, so etwas zu erwähnen. Ebenso gut konnte man jemandem ein Schwert in den Körper rammen und sich hinterher bei ihm über die blutbefleckte Klinge beschweren. Dennoch beruhigte sie sich etwas und sah ein, dass er nicht ganz Unrecht hatte. Was hatte Pyrgus hier zu suchen? Und wo kam Henry plötzlich her? Möglicherweise hatten die beiden irgendwelche romantischen Fantasien gehabt, sie zu retten. Und nun musste sie selbst die Retterin spielen – wie immer.
Ein dicker, fast schon kahlköpfiger kleiner Mann, dessen Gewand mit einer Alraune bestickt war, kam aus dem Inneren des Hauses herbeigeeilt. Er sah aus, als hätte man ihn aus seinem Mittagsschlaf gerissen.
»Bring sie wieder in Ordnung«, befahl Hairstreak kurz und knapp und deutete mit einem Kopfnicken auf die am Boden liegenden Körper. »Und erstatte mir Bericht, wenn du fertig bist.« Ohne viel Federlesens griff er wieder nach Blues Arm. »Kommt mit, Nichte … Ihr schuldet mir einige Erkläru … huch!« Seine Hand zuckte zurück, denn Flapwazzle hatte ihn gebissen.
»Den Kaiserlichen Körper zu berühren ist verboten«, sagte Flapwazzle, der sich um den Kaiserlichen Bauch gewickelt hatte, von seinem Platz aus.
Pelidne kam auf sie zu, und die Art, wie er sich bewegte, wirkte erschreckend schnell und geschickt. Doch Hairstreak scheuchte ihn mit einer Handbewegung fort. »Das Wesen hat ganz Recht … Ich habe mich vergessen.« Er warf Blue einen kalten, wütenden Blick zu. »Dessen ungeachtet, Eure Majestät, ist es wohl klar, dass wir uns unterhalten müssen. Wenn Eure Majestät also die Güte hätten, mir zu folgen …?«
»Klar, Onkel«, sagte Blue salopp, denn trotz seiner wiederentdeckten Manieren wusste sie, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb.
Er führte sie in den Raum zurück, in dem sie sich zuvor aufgehalten hatten, und verschloss sorgsam die Tür. Dann wandte er sich zu ihr um. »Nun?«
Es war genau der Tonfall ihres Vaters, wenn er sich früher über sie geärgert hatte, für gewöhnlich einhergehend mit der Anrede »junge Dame.« Nun hatte ihren Onkel die Wut gepackt, und davon abgesehen, dass Blue selbst wütend war, wusste sie sehr wohl, dass sie sich in einer heiklen Lage befand. Pyrgus, Henry und Kitterick hatten kein Recht gehabt, Hairstreaks Anwesen ohne
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