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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Gedanke erschien ihr derart normal, dass es ihr kalt den Rücken hinunterlief.
    Ein blauer Lichtstrahl ergoss sich über den Boden. Blue konnte nicht sehen, woher er kam. Das Ding an ihrer Seite kroch in ihren Kopf und streichelte über die Oberfläche ihres Gehirns. »Ich bin Black John«, sagte es lautlos. »Lass uns zusammen ins Licht gehen.«
    Genau das war das Beste, was sie tun konnten, ganz klar. Sie machte einen kleinen Schritt vorwärts, dann einen zweiten. Henry beobachtete sie. Er hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen und lächelte.
    Blue versuchte sich zu erinnern, was Pyrgus ihr darüber erzählt hatte, von Dämonen besessen zu sein. Als es ihm passiert war, hatte er sich die größte Mühe gegeben, nicht an seinen Namen zu denken, denn wenn sie den erst einmal wussten, hatten sie die völlige Kontrolle über einen. Diese Information nutzte ihr wirklich ungeheuer viel. Die Dämonen wussten ihren Namen doch längst. Holly Blue, Kaiserin des Elfenreiches, die im Moment gerade wie ein Kind in einen Lichtstrahl trat.
    Sie merkte, dass es im Moment keinen Sinn hatte, sich ihnen zu widersetzen. Sie wurde von ihnen gesteuert, wurde gezwungen zu gehen. Später, wenn die Dämonen ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten würden, ergab sich vielleicht eine Möglichkeit zur Flucht. Hand in Hand mit Black John schritt Blue vorwärts.

 
FÜNFUNDFÜNFZIG
     
    B lue wurde im Lichtstrahl elegant nach oben gezogen – was für eine seltsame Zaubertechnologie. Etwas Derartiges gab es im Elfenreich nicht. Es machte einen so entspannt und verträumt, trug einen sanft immer höher, höher und höher.
    Sie erreichte die Decke des Würfelzimmers und glitt hindurch, als bestünde sie aus Nebel. Und die ganze Zeit hielt Black John ihre Hand in seiner Katzenklaue.
    Das plötzliche grelle Licht blendete sie und tat ihr in den Augen weh. Sie stöhnte erschrocken auf und entzog dem Dämon ihre Hand. Sofort umklammerte Black John mit aller Gewalt ihren Verstand, und sie wurde stocksteif, konnte sich nicht mehr rühren, nicht mal mehr die Augen schließen. Black John griff wieder nach ihrer Hand, und der Zustand der Lähmung ließ nach.
    Blue bewegte die Augenlider, und ein paar Tränen lösten sich. Sie verspürte eine kalte innere Ruhe. Der Zwischenfall hatte kaum länger als eine Sekunde gedauert, doch ihr war etwas klar geworden. Solange der Dämon ihre Hand hielt, konnte er sie sanft dirigieren. Als sie die Hand weggezogen hatte, war seine Reaktion fast panisch gewesen. Das Fesseln von Geist und Körper war eine Überreaktion. Auch dann hatte er sie unter Kontrolle, jedoch auf eine rohe, brutale Art und Weise.
    Blue zwang sich, den Schmerz in ihren Augen nicht zu beachten und lieber nachzudenken. Das Problem war, dass über Besessenheit nicht gerade viel bekannt war. Die Nachtelfen kannten einige Techniken und Zauber, um sich davor zu schützen, doch selbst sie wussten nicht ganz genau, wie es funktionierte. Auch Henry wurde von Dämonen gesteuert, offenbar bereits seit geraumer Zeit, obwohl er offenbar nicht berührt werden musste. Mr. Fogarty war von einem Dämon besessen gewesen, als er ihren Vater umgebracht hatte, aber keines dieser Wesen hatte sich damals in seiner Nähe aufgehalten oder ihn berührt. Weshalb musste der Dämon sie also anfassen? Henry und Mr. Fogarty waren Menschen. Vielleicht lag der Fall bei Elfen anders.
    Sie zerbrach sich den Kopf, was damals mit Pyrgus genau geschehen war. Er hatte erzählt, dass die Dämonen sich auf ihn gestürzt hatten, also hatten sie ihn doch berührt. Aber hatte später einer seine Hand gehalten? Davon hatte er nichts erwähnt, was nicht bedeutete, dass es nicht passiert war. Außerdem hatte Pyrgus sich in Hael aufgehalten, als er von ihnen besessen war – in der Heimat der Dämonen. In Hael funktionierte es vielleicht ohnehin ganz anders.
    Egal. Trotzdem ließen sich Schlüsse ziehen. Ab und zu schienen die Dämonen Körperkontakt zu brauchen, um jemanden voll und ganz zu kontrollieren. Vielleicht konnte ihr dieses Wissen ja irgendwie nützen.
    Blue wandte den Kopf und blinzelte sich die Tränen aus den Augen. Langsam stellte sich ihre Umgebung scharf. Sie befand sich in einer seltsamen Metallkammer, die durch ein grelles Violett erleuchtet wurde. Als ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, konnte sie sehen, dass es von einer Ansammlung großer durchsichtiger Röhren herrührte, die mit einer träge blubbernden Flüssigkeit gefüllt waren. Darin schwammen

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