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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Unmengen nackter Säuglinge, die Münder geöffnet, die Augen fest geschlossen. Erschrocken stellte Blue fest, dass sie die Flüssigkeit einatmeten. Ob es menschliche oder Elfenbabys waren, ließ sich nicht sagen.
    »Weder noch«, antwortete ihr Henry, der ihre Gedanken gelesen hatte. Er kam soeben in einem zweiten blauen Lichtstrahl durch die Wand hereingeschwebt, gefolgt von zwei der schwarzäugigen Gräulinge. Alle drei landeten sanft wie Distelflaum.
    Als sie Henry ansah, war er nicht mehr er selbst – so viel war ihr nun klar. Hinter seinen Augen verbarg sich etwas Fremdes. »Was denn dann?«, fragte sie wütend.
    »Hybriden«, sagte Henry. »Ein Teil unseres Zuchtprogramms.«
    Unseres Zuchtprogramms? Das Wesen, das durch Henry hindurch sprach, war ein Dämon. Sie musste dafür sorgen, dass er weiterredete. Ein Gespräch lenkte ihn vielleicht ab. Außerdem konnte sich jede Information später als nützlich erweisen. »Eures Zuchtprogramms?«, wiederholte Blue.
    Das Wesen bemühte sich gar nicht mehr, so zu tun, als wäre es Henry. Sogar die Stimme veränderte sich. Sie wurde zu einem tiefen Knurren, was umso erschreckender klang, als es aus dem Mund eines Jungen kam. »Für eine robustere Nachkommenschaft«, sagte es. Henry blickte sie mit kalten, starren Augen an.
    Blue schaute wieder zu den schwimmenden Babys in den Röhren. Manche wirkten gut genährt, andere blass und kränklich. Langsam bewegten sie sich durch die Flüssigkeit. Ihre Fäuste öffneten und schlossen sich. Eine schreckliche Erkenntnis dämmerte ihr.
    »Sie sind …«
    »Halb Gegenwelt, halb Hael«, sagte der Dämon. Henrys Augen starrten zu ihr herüber. »Und nun beginnen wir mit Phase zwei.«
    »Was ist Phase zwei?«
    Das Ding verzog Henrys Lippen zu einem Lächeln. »Ein Kind von Hael, geboren von einer Elfenmutter.« Seine Augen blitzten zu Black John hinüber, der ihre Hand drückte.
    Blue versuchte sich loszuwinden und zu schreien, aber sofort war sie wieder wie gelähmt.

 
SECHSUNDFÜNFZIG
     
    O hne Kitterick gestaltete sich der Alltag immer äußerst schwierig. Madame Cardui nahm Lanceline auf den Arm und streichelte ihr durchsichtiges Fell. Das Problem war, dass die eigenen Fähigkeiten ab einem gewissen Alter zu verkümmern begannen. Ein kleines Wehwehchen hier, ein paar Schmerzen dort … natürlich nichts, womit man sich nicht arrangieren konnte, besonders nun, da man diese fantastischen Schönheitspflästerchen mit verjüngender Wirkung erfunden hatte. Aber mit der Verwirrtheit im Kopf war es etwas anderes. Im ganzen Elfenreich gab es keinen Zauber, der daran etwas ändern konnte. Deswegen war Kitterick ja auch solch ein Segen. Seine Speicherkapazität war erstaunlich. Listen … Aufnahmen … Merkzettel … alte Fotogramme … neue Pläne … er schluckte alles. Man hätte wirklich meinen können, dass ihm der Kopf platzen müsste. Aber mitnichten, alles ging hinein und kam exakt im richtigen Moment wieder zum Vorschein. Es war erstaunlich, selbst für einen Trinianer. Ohne ihn wäre sie vollkommen aufgeschmissen gewesen. Jetzt war sie vollkommen aufgeschmissen. Aber Pyrgus’ Auftrag hatte Vorrang.
    Pyrgus, ein so aufgeweckter junger Mann. Und so fehlgeleitet, wie es bei jungen Männern häufig der Fall war. Diese Verbindung zu einer Nachtelfe beispielsweise. Einfach furchtbar. Alan hatte natürlich Recht – es war der Reiz des Exotischen. Verbotene Früchte. An viel mehr dachten junge Männer selten (außer, wie in Pyrgus’ Fall, auch noch an Tiere). Madame Cardui seufzte, als der Ouklou zum Stehen kam. Sie war in ihrer Jugend genauso schlimm gewesen. Wie sehr ihr Vater sich gewunden hatte, als sie ihm von dem Großen Myphisto erzählt hatte! Eine Bühnenkarriere war damals noch etwas Anrüchiges gewesen. Und Myphisto war um ein Vielfaches älter als sie.
    Sie stieg aus dem Wagen und klopfte an die Seite, damit er weiterfuhr. Natürlich hätte sie es Alan gleichtun und für die Dauer des Ausnahmezustands im Palast bleiben sollen. Aber gerade in kritischen Zeiten brauchte man sein eigenes Bett. Das eigene Bett und die eigenen vier Wände.
    »Ich hab bestimmt noch ein bisschen Mäusegehacktes für dich, wenn wir nach Hause kommen«, versprach sie Lanceline, als sie die schmale Treppe emporstieg. Die Katze, die alles, wirklich jedes ihrer Worte, verstand, begann zu schnurren.
    Ihr Türsteher stand wie festgeschweißt am Treppenabsatz, und sie deaktivierte ihn ungeduldig. Es war wirklich grässlich, von wie vielen

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