Der Elfenpakt
verschwenderische Oberflächenzauber in Auftrag gegeben, die das eigentliche Baumaterial mal in Kupfer, mal in Silber, in Gold, in Platin, in Oreichalkos und dann wieder zurück in Kupfer verwandelten – in Sieben-Minuten-Intervallen. Im Moment erstrahlte der Bau in poliertem Kupfer, und die Reflexionen der letzten Sonnenstrahlen ließen ihn aussehen, als stünde er in Flammen.
»Na, dann also los«, sagte Pyrgus und stieg zu der massiven Tür hinauf.
Die Frau, die auf sein Klopfen öffnete – eine Bedienstete, nahm Pyrgus an –, war klein und mollig, und in ihren Augen lag irgendetwas, das ihn an Gela erinnerte. Sie hatte die grünliche Hautfarbe und die typischen Nasenfalten einer Halekbäuerin, und genau das war sie möglicherweise auch – es konnte gut sein, dass Ogyris sie aus seinem Heimatland mitgebracht hatte. Sie trug eine gestärkte blau gestreifte Schürze, und ihre Hände waren von feinem Mehlstaub bedeckt.
»’tschuldige, dass du warten musstest«, sagte sie munter. »Ich back grad Scones.«
Pyrgus schenkte ihr ein unsicheres Lächeln. »Ich möchte Gela besuchen«, sagte er. Er wollte endlich wissen, ob sie ihn empfangen würde.
»Nich da«, sagte die Frau prompt. »Ihr Vater hattse nach Haus geschickt.«
Pyrgus begann nervös zu zwinkern. Dies hier war doch Gelas Zuhause!
»Nach Creen«, sagte die Frau. Das war der Ausdruck der Einheimischen für Haleklind. »Hat gemeint, das war sicherer.« Als Pyrgus sie fragend ansah, fügte sie hinzu: »Der Kriech.«
»Der Krieg?«
»Na, der Kriech, der im Anmarsch is.« Sie sagte es so nüchtern, dass Pyrgus erschauderte. Aber ehe er richtig reagieren konnte, begann sich ihr Körper bedenklich stark zur Seite zu neigen. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass sie versuchte, an ihm vorbeizuschauen. »Bist du das, Kitterick?«, fragte sie und begann plötzlich zu strahlen.
»Ja, in der Tat, Genoveva«, sagte Kitterick mit einem Lächeln und trat hinter Pyrgus hervor. »Schön, dich wieder zusehen.«
»Na«, sagte Genoveva, »das is aber echt ’ne schöne Überraschung! Komm rein, komm rein mit deinem feschen Freund. Ich brau uns Rauch, und ihr könnt meine Scones probieren und mir sagen, ob ich nochs rechte Händchen dafür hab.« Sie grinste Pyrgus an und fügte hinzu: »Gela kennt dich also, da hattse echt Glück!«
Während die beiden ihr durch einen mit Steinplatten gefliesten Korridor folgten, immer dem Duft nach Gebackenem hinterher, zischte Pyrgus Kitterick zu: »Ich wusste ja gar nicht, dass du Ogyris’ Dienerschaft kennst!«
»Sie ist keine Bedienstete«, flüsterte Kitterick zurück. »Sie ist seine Frau.«
»Seine Frau?«, rief Pyrgus aus, dann wiederholte er flüsternd: »Seine – Frau? Das ist Gelas Mutter! «
»Ja, Sir. Genoveva, Sir. Eine sehr nette Frau. Mit einem wunderbaren Händchen für Scones, wie wir, denke ich, gleich feststellen werden. Sie heirateten, als sie sechzehn war und er fünfundzwanzig. Noch bevor er Haleklind verließ und vermögend wurde. Glücklich wie zwei Muscheln im Sud, scheint mir. Halekehen sind häufig so. Hat was mit der Bodenbeschaffenheit zu tun, glaube ich.«
»Wieso backt sie denn selbst?«, fragte Pyrgus neugierig.
Er musste wohl zu laut gesprochen haben, denn Genoveva rief über ihre Schulter nach hinten: »Weil’s keinen Diener im ganzen Land gibt, der’s mit meinen Scones aufnehmen könnte. Sagt jedenfalls Zosine Typha. Ich persönlich glaub ja, das is bloß ’n Trick, damit ich nicht abhaue!« Sie kicherte.
»Woher kennst du sie denn?«, flüsterte Pyrgus Kitterick zu.
»Ich fürchte, mir steht nicht frei, es zu sagen, Sir.«
Pyrgus zwinkerte ihm zu, dann sagte er: »Oh. Irgendein Auftrag für Madame Cardui?«
»Etwas in der Art, Sir.«
»Aber du kennst sie gut?«
Kitterick lächelte ein wenig, wobei er seine Giftzähne einzog. »Sehr gut, Sir. Ausgesprochen gut.«
Pyrgus wollte bereits den Mund öffnen, um Kitterick weiter zu bedrängen, besann sich dann aber eines Besseren. Stattdessen sagte er: »Meinst du nicht, du könntest sie dazu bringen, dir etwas über die Kristallblumen zu erzählen?«
»Seien Sie nicht albern, Sir«, erwiderte Kitterick höflich. »Sie ist ihrem Ehemann gegenüber extrem loyal. In gewissen Dingen. Im Übrigen bezweifle ich, dass sie etwas darüber weiß. Halekmänner sind notorische Chauvinisten. Sie erzählen ihren Frauen überhaupt nichts. Ein Charakterzug, den ich an ihnen immer sehr geschätzt habe.«
»Ihr zwei könnt ruhig aufhören,
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