Der Elfenpakt
mir klar, dass es kein Unbeweglichkeitszauber sein konnte. Es ist, als würde die Blume dich in eine Hülle stecken, die sich außerhalb der Zeit der anderen befindet, und man kann durch die Gegend rasen und alles Mögliche tun, während sie noch auf das nächste Ticken der Uhr warten. Wenn es nicht aufgehört hätte, ehe ich ankam, könnte ich mich jetzt nicht mit Ihnen unterhalten.«
»Wächter …«, sagte Fogarty.
Madame Cardui ergriff das Wort: »Du hast dich mit Kaufmann Ogyris’ Wächtern angelegt?« Sie blickte zum Fenster hinüber und lächelte. Sie befanden sich in einem Privatgemach des Palastes, von dem man den Rosengarten überblickte.
»Noch ein diplomatisches Desaster«, bemerkte Fogarty trocken, obwohl er nicht ungehalten wirkte.
Madame Cardui wandte sich wieder an Pyrgus. »Übrigens, mein Lieber, was hast du mit Kitterick angestellt?«
»Oh«, sagte Pyrgus peinlich berührt.
»Oh?«, fragte Madame Cardui und hob eine Augenbraue.
»Ich habe ihn … na ja … dort gelassen.«
»Weil er sich außerhalb deiner Zeit befand?«
Pyrgus wusste nicht so recht, wie er es formulieren sollte. Schließlich sagte er: »Ehrlich gesagt, nein, Madame Cardui. Ich meine, wahrscheinlich befand er sich wirklich … außerhalb meiner Zeit, das habe ich nicht überprüft. Ich habe«, es fiel ihm schwer, es zu sagen, »ihn irgendwie vergessen.« Es war ihm furchtbar peinlich, aber die reine Wahrheit. Ihm waren so viele Dinge durch den Kopf gegangen, als er das Ogyris-Anwesen verlassen hatte. Er blickte Madame Cardui verlegen an und wartete darauf, dass sie jeden Moment explodierte.
Aber sie sagte nur: »Geht es ihm gut?«
Es wird ihm gut gehen, solange Kaufmann Ogyris nicht überraschend nach Hause kommt, dachte Pyrgus. Laut sagte er: »Er ist wahrscheinlich schon wieder auf dem Rückweg. Kitterick passt gut auf sich auf.«
»Nun ja, so viel ist sicher.«
»Wie lange dauert das?«, sagte Fogarty plötzlich mit fragendem Blick.
Pyrgus sah ihn verständnislos an. »Was?«
»Diese Zeitpause«, sagte Fogarty ungeduldig. »Darüber reden wir doch hier, oder? Wie lange? Eine Minute, fünf Minuten? Ein paar Stunden?«
»Ich weiß nicht«, sagte Pyrgus. »Für mein Gefühl war es überhaupt keine Zeitspanne.«
»Und wie viele von diesen Blumen waren dort?«
»Oh, Dutzende«, sagte Pyrgus. »Hunderte. Vielleicht tausend.«
»Du hast keine mitgebracht, nehme ich an?«
Pyrgus schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Fogarty.«
»Und den Rest hast du nicht etwa zerstört?«
Pyrgus dachte an das demolierte große Gewächshaus. »Ich … ich hab das Gebäude zerstört, in dem sie wachsen, deswegen kann Kaufmann Ogyris bestimmt keine mehr züchten, bevor er es wieder repariert hat. Aber die Blumen sind nicht verwelkt oder so. Ich denke, das Schlimmste, was passiert sein kann, ist, dass sie aufhören zu wachsen. Ich bin sicher, dass sie nicht völlig eingehen werden, jedenfalls nicht so schnell – sie sind immerhin aus Bergkristall.«
Mr. Fogarty schien gar nicht richtig zuzuhören. »Du hast also nicht herausgefunden, wo Blue ist?«
»Nicht genau«, sagte Pyrgus eifrig. »Aber nun wissen wir immerhin, wie Henry sie entführen konnte. Er muss eine dieser Blumen zerbrochen haben, und die Hülle hat nicht nur ihn, sondern auch Blue eingeschlossen. Wenn man erst einmal darin steckt, kann man überall hingehen und alles Mögliche tun. Niemand kann einen aufhalten.«
»Aus welchem Grund sollte er Blue denn entführen?«, überlegte Madame Cardui. »Ich bin sicher, dass er ihr nichts antun würde. Meinst du nicht auch, mein Lieber?«
Fogarty erhob sich plötzlich. »Okay, kommt mit, ihr beiden.«
»Wohin gehen wir denn, Liebster?«
Fogartys Miene wirkte grimmig. »Ich brauche dich als Leiterin des Geheimdienstes an meiner Seite, Cynthia. Und dich, Pyrgus, als Kronprinzen oder als Bruder der Kaiserin oder wie dein offizieller Titel nun gerade lautet. Wir werden uns mit den Generälen treffen und versuchen, sie zum Anhalten des Countdowns zu überreden. Wenn die Nachtelfen Blumen besitzen, die die Zeit anhalten können, wäre es glatter Selbstmord, sie morgen anzugreifen. Unsere Streitkräfte würden bis auf den letzten Mann ausradiert werden.« Er schritt zur Tür.
»Alan …«, sagte Madame Cardui sanftmütig.
»Was denn?«, knurrte Fogarty ungeduldig.
Ihr Blick wanderte über sein Nachthemd und die Bettschuhe. »Ich denke, in den Kaiserlichen Gewändern dürftest du überzeugender wirken, mein
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