Der Elfenpakt
fragte Pyrgus unsicher: »Glauben Sie, dass die Generäle es ernst meinen?«
»Sie meinen es ernst«, sagte Fogarty. Er drehte sich nach Madame Cardui um. »Hast du die Wilden kontaktiert?«
»Ich möchte wirklich nicht, dass du sie so nennst, Lieber.«
»Hast du die Waldelfen kontaktiert?«, korrigierte sich Fogarty.
»Glaubst du wirklich, dass es zum Krieg kommt?«
»Du hast die uniformierten Jungs doch gehört. Von Sonnenaufgang an befinden wir uns im Kriegszustand. Wir haben versucht, es zu verhindern, Cynthia. Du hast Kleopatra doch verständigt?«
Madame Cardui senkte den Blick und nickte. »Ich habe letzte Nacht eine Botschaft an sie losgeschickt. Kleopatra war so freundlich, umgehend zu antworten.«
»Wovon du mir nichts erzählt hast.«
»Mein Lieber, wann hätte ich denn Gelegenheit dazu gehabt? Du warst noch im Bett, als Pyrgus mit seinen Neuigkeiten kam, und dann sind wir sofort in die Kommandozentrale gegangen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Auf jeden Fall hilft es uns sowieso nicht weiter. Königin Kleopatra lässt uns ihr größtes Bedauern ausrichten, aber sie ist der Meinung, die gegenwärtige politische Lage sei eine Angelegenheit zwischen Licht- und Nachtelfen. Für die Waldelfen sei sie nicht von Belang, daher hat sie es offiziell abgelehnt, uns ihre Streitkräfte zur Verfügung zu stellen.«
Fogarty schnaubte. »Kannst du irgendwie dafür sorgen, dass ich Königin Kleopatra heute noch treffe?«
»Du wirst sie nicht umstimmen, Alan. Ich kenne sie sehr gut.«
»Ich will gar nicht versuchen, sie umzustimmen«, sagte Fogarty. »Wenn sie uns nicht unterstützen will, dann will sie uns eben nicht unterstützen. Aber vielleicht hat sie ja irgendeine Ahnung, wo Blue sein könnte – die Waldleute wissen eine ganze Menge über Verstecke. Und sie könnte uns eventuell behilflich sein, an die Zeitblumen heranzukommen. Oder sie zu zerstören.«
Sie erreichten die Erdoberfläche und stiegen aus dem Schacht. Pyrgus wirkte plötzlich ganz lebhaft. »Sie meinen so etwas wie ein Kommando-Unternehmen auf allerhöchsten Befehl, Mr. Fogarty?«
»Etwas in der Art.« Fogarty bemerkte Madame Carduis Blick und fügte hinzu: »Versteh doch, ab morgen befinden wir uns im Krieg. Wir müssen einfach langsam mal überlegen, wie wir ihn gewinnen können.«
»Geniale Idee!«, erwiderte Pyrgus begeistert. »Ich werde das Kommando leiten!«
»Nein, das wirst du nicht!«, sagten Fogarty und Madame Cardui wie aus einem Mund.
FÜNFUNDSECHZIG
D ie wollen von uns beiden ein Kind?« Henry nickte unglücklich. Blue starrte ihn lange, lange an. So viele Fragen schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf, aber schließlich sagte sie nur: »Wieso denn von uns?«
»Du bist die Kaiserin«, antwortete Henry, etwas zu rasch. »Wenn du einen Dämon zur Welt bringen würdest, wäre er automatisch der Thronfolger. Sobald er erwachsen ist.«
Irgendetwas verschwieg er ihr. »Und warum du?«, fragte Blue. »Warum kein …«, sie dachte an Black John, an sein Fell, seinen Schweif und seine Klaue in ihrer Hand, » …richtiger Dämon?«
»Ich bin ja ein Dämon, wenn sie dieses Ding einschalten. Nur meine Gestalt verändert sich nicht. Sie dachten, du würdest einen … jemanden in dämonischer Gestalt … nicht akzeptieren. Ehrlich gesagt, dachten sie, du würdest vielleicht merken, dass es ein Dämon in meiner Gestalt ist. Deswegen haben sie das Implantat vorübergehend abgeschaltet.«
»Sie hätten mich doch zwingen können«, bemerkte Blue kühl.
»Nein, hätten sie nicht«, sagte Henry ernst. »Nicht zu so etwas. Die Implantate wirken bei Elfen nicht.«
Das war eine interessante Information. Aber sie hätten ihr ohnehin kein Implantat eingepflanzt – sie wollten eine Elfenmutter, keine Dämonin, die nur wie eine Elfe aussah. Dennoch waren die Dämonen in der Lage, bei anderen Wesen bis ins Gehirn vorzudringen – egal, ob man nun ein Mensch oder eine Elfe war. Warum aber konnten sie sie, Blue, dadurch nicht kontrollieren?
Zögernd fragte sie: »Was ist mit … Besessenheit?«
»Das bringt keinen Elf dazu, etwas zu tun, was gegen seine tiefsten Moralvorstellungen verstößt«, sagte Henry. »Sie können dich zwar ruhig stellen oder dich zu bestimmten Dingen bringen, hierhin und dorthin zu gehen zum Beispiel. Mit den Menschen ist es anders – mit uns können sie alles machen.«
Mr. Fogarty war von einem Dämon besessen gewesen, als er ihren Vater umgebracht hatte. Menschen konnten sie also ganz nach Belieben
Weitere Kostenlose Bücher