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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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keine hundert Meter mehr entfernt. Mella blickte wieder verstohlen nach links. Jetzt konnte sie die entfernten Bäume sehen,hochragende Formen vor dem heller werdenden Himmel. Das war vielleicht nicht mehr als ein Hain oder eine kleine Schonung, aber falls das der Rand eines Wäldchens oder besser noch eines großen Waldes war, würden die Bäume ihr Schutz gewähren. Wenn sie sie erst einmal erreicht hatte, hatte sie eine ausgezeichnete Chance zu fliehen.
    Und was dann?
, flüsterte ein dünnes Stimmchen in ihrem Kopf.
Du hast kein Gedächtnis mehr
. Mella schob die Bedenken beiseite. Sie würde sich über
Und was dann?
später Gedanken machen. Im Moment musste sie sich darauf konzentrieren, vom gruseligen Onkel Hairstreak und dieser Tante Aisling wegzukommen.
    Sie traf ihren Entschluss. Sie würde nach links rennen. Sie würde zwischen den ersten beiden Wachhäuschen hindurchrennen, schnell rennen, bis sie die Ziersträucher erreichte, sie dann als Deckung nutzen, bis sie die Bäume erreichte. Selbst wenn Aisling ihr sofort folgte, war Mella jünger und leichter und garantiert schneller. Aber sie glaubte nicht, dass Aisling sie verfolgen würde. Irgendwie kam sie ihr ein wenig zu   … verweichlicht vor, ein bisschen zu sehr besorgt, sich womöglich ihre schönen Sachen schmutzig zu machen. Mella vermutete, dass Aisling, wenn sie überhaupt irgendetwas tat, um Hilfe rufen würde, und wenn die Hilfe dann kam, wäre Mella schon lange weg.
    Als sie die ersten beiden Wachhäuschen passierten, ergriff Aisling wieder ihren Arm, und an ihrem Griff war überhaupt nichts Verweichlichtes.
    »Alles in Ordnung«, sagte Aisling beruhigend, wobei ihre Stimme vor Verlogenheit regelrecht troff. »Da ist jemand im Ouklo, den ich eben noch zu deinem Onkel bringen muss. Du kannst so lange warten, dann bringen wir dich nach Hause und machen dich wieder gesund.«
    Am Ouklo standen vier Wächter! Ihre schwarzen Uniformen trugen die gleichen Insignien, die Lord Hairstreak auf seinem Gewand hatte. Die Wachen waren ihr vorher gar nicht aufgefallen: Sie standen hinter dem Ouklo und wurdenvon seinem Rumpf verdeckt. Wie sollte sie denn jetzt entkommen? Die Wachen würden sie sofort verfolgen   – durchtrainierte, starke junge Männer, die wahrscheinlich mit Netz- und anderen Fangzaubern ausgestattet waren. Und wie konnte sie sich aus Aislings festem Griff herauswinden? Mit einer Überraschungsattacke konnte sie sich vielleicht befreien, aber wenn es ihr beim ersten Versuch nicht gelang, würde es zu einem Gerangel kommen. Wenn Aisling die Wachen rief   – und natürlich würde Aisling die Wachen rufen   –, schwand jede Chance auf Entkommen.
    Die schwarz uniformierten Wächter rückten vor, um Aisling in Empfang zu nehmen. Merkwürdigerweise wirkten sie fast bedrohlich, aber sie traten sofort zurück, als Aisling ihre rechte Hand öffnete, um ihnen eine Autorisationsmünze zu zeigen. Mella drang der Geruch nach Magie in die Nase, und die Münze bewies, dass Aisling ohne jeden Zweifel von Lord Hairstreak autorisiert war, dem echten und einzigen Hairstreak. (Wer auch immer Lord Hairstreak sein mochte, die Wächter akzeptierten ihn ohne Murren.) Mella wurde zum Flieger geschubst, Aisling hielt sie immer noch fest im Griff, und die Wächter umringten sie jetzt, sodass es keine Möglichkeit zur Flucht gab. Die Tür des Fahrzeugs öffnete sich.
    »Mella!«, rief Tante Aisling. Der Name klang seltsam vertraut.
    Mella stürzte hinein, schoss durch das Gefährt und stob auf der anderen Seite wieder durch die Tür hinaus. Im Vorbeirennen hatte sie jemanden gesehen, der zusammengekauert dasaß. Aber sie hatte keine Zeit für irgendetwas anderes, als hinter sich die Tür zuzuschlagen, über den Rasen zu rennen und hinter den Sträuchern abzutauchen, und dann schoss sie wie eine beschwingte Gazelle auf die Baumlinie zu.
    Sie hatte fast schon den Wald erreicht, als die blöde alte Tante Aisling endlich daran dachte, Alarm zu schlagen.

Einundvierzig
    Irgendwo hinter ihr war das laute Krachen eines Astes zu hören. Mella spürte, wie ihr das Herz in die Hose sank. Sie war sich ihres Erfolgs so sicher gewesen, als sie die Bäume erreicht hatte. Es war nicht nur eine Baumreihe, kein Hain, auch kein Wäldchen, sondern genau das, worauf sie gehofft hatte: der Rand eines richtigen Waldes   – eines Waldes, der ihr tausend Schlupflöcher gewähren würde. Natürlich gab es Verfolger. Sie hatte gehört, wie die Wächter durchs Gebüsch brachen, aber als

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