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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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fühlst du dich auch nicht mehr so verwirrt und elend.« Sie war überraschend stark. Mella stellte fest, dass sie aus der Kammer regelrecht abgeführt wurde, dass Aisling dabei
en passant
Lord Hairstreak den Rücken streichelte, und fragte sich, ob sie sich wehren sollte, entschied sich aber einstweilen dagegen. Was sollte es bringen, in einer kleinen Kammer eingesperrt zu bleiben? Wenn sie mit Aisling ging, gab es immer die Möglichkeit zu fliehen. Tatsächlich (plötzlich kam ihr der Gedanke) konnte sie sie vielleicht, wenn sie so tat, als würde sie den beiden ihre Geschichteabkaufen, in falscher Sicherheit wiegen, was ihr die Flucht sicher ein bisschen leichter machen würde.
    Sie hatte sich gar nicht wirklich gewehrt, aber jetzt gab sie jeden Widerstand auf und überdeckte ihr Misstrauen mit einem plötzlichen Lächeln. »Danke, Tante Aisling«, sagte sie fröhlich. »Das wäre wunderbar.« Es gelang ihr sogar, in Richtung Ihrer merkwürdigen Lordschaft ein zweites Lächeln zu verströmen, wobei sich Aislings Griff auf der Stelle lockerte. Diese Frau war eine Idiotin. Solange Hairstreak sie nicht begleitete, sollte es ein Leichtes sein, ihr zu entkommen.
    Zu Mellas Freude kam Hairstreak tatsächlich nicht mit. Aisling führte sie aus der Kammer und einen Korridor entlang. Auch der Wächter vor ihrer Tür begleitete sie nicht. Die Sonne kletterte gerade über den Horizont, als sie nach draußen kamen, und Mella entdeckte, dass sie ein riesiges, allein stehendes Gebäude verließen. Aisling nahm wieder ihren Arm. »Nur einen Augenblick   …« Sie standen oben an einer kurzen Steintreppe und sahen zu, wie bewaffnete Soldaten einer nach dem anderen ihren Posten verließen und etwas formten, was Mella zunächst für eine Eskorte hielt. Aber zu ihrer Überraschung marschierten sie einfach davon und verschwanden, ohne ein einziges Mal in ihre Richtung geblickt zu haben. Während sie verschwanden, sagte Aisling: »Jetzt komm   …«
    Das Ouklo war nicht zu übersehen. In der frühen Morgensonne glänzte seine Goldverkleidung kupfern. Mella leckte sich die Lippen. Vielleicht war dieser Hairstreak tatsächlich ein Lord: Er war auf jeden Fall extrem reich, wer auch immer er nun war. Aber dass er ein Lord war, bedeutete nicht, dass er ihr Onkel war, und falls er doch ihr Onkel war, bedeutete das nicht, dass er die Wahrheit sagte. Ihr Misstrauen verstärkte sich. Hairstreak hatte etwas an sich, das sie ganz einfach nicht mochte. Und dieses Missfallen erstreckte sich auch auf Aisling. Außerdem, wenn die beiden nicht verheiratet waren   …
noch nicht
… wie konnte sie ihre Tante sein und Hairstreak ihr Onkel? Mella runzelte die Stirn. Nun, daskonnten sie sehr wohl, ganz einfach. Sie konnte die Schwester ihrer Mutter oder ihres Vaters sein, ohne mit Hairstreak in irgendeiner Weise verbunden zu sein. Und Hairstreak konnte der Bruder ihrer Mutter oder ihres Vaters sein oder ein Stiefbruder oder selbst ein Freund der Familie   – manchmal gab man den Freunden der Familie den Ehrentitel eines »Onkels«. Und es spielte eigentlich auch überhaupt keine Rolle, weil an Onkel Hairstreak und Tante Aisling etwas absolut
gruselig
war.
    »Komm jetzt«, sagte Aisling wieder, diesmal voller Ungeduld.
    Mella ging mit ihr mit. Sie konnte sehen, dass Aisling von dem Ouklo beinahe geblendet war und nicht bloß im wörtlichen Sinne. Sie sah aus wie ein Kind, dem man eben das tollste Spielzeug auf der ganzen Welt gezeigt hatte. Gold schien sie offenbar aus der Fassung zu bringen, zumindest die Menge Goldes, mit der man das Fluggerät verkleidet hatte. Was bedeutete, dachte Mella, dass sie verwundbar war, weil abgelenkt.
    Mella blickte sich um. Eine gerade Straße führte von der Eingangstreppe weg. Zu ihrer Rechten lagen offene Felder. Zu ihrer Linken, hinter den verlassenen Wachhäuschen, war Rasen, einige Ziersträucher und dahinter eine Baumreihe. Weder die Straße noch die offenen Felder würden ihr irgendeine Deckung geben, aber das Terrain zu ihrer Linken sah vielversprechender aus. Sie fragte sich, warum die Wachposten abgezogen waren. Offenkundig ging hier mehr vor, als sie verstand, aber jetzt war nicht die Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Jetzt war die Zeit, sich bei ihren Schutzgöttern zu bedanken, dass keine Soldaten sie verfolgen würden   … zumindest nicht, bis Aisling die Wachen alarmierte. Aber bis dahin hätte sie vielleicht schon einen guten Vorsprung.
    Sie gingen bis zum Fuß der Treppe. Das Ouklo war

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