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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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sofort um und rannte dabei fast in das Mädchen hinein.
    Das Mädchen stand auf dem Pfad und war nur ein paar Meter entfernt. Jedes Geräusch, das sie beim Näherkommen verursacht hatte, war vom Lärm des Wasserfalls überdeckt worden. Sie war ungefähr in Mellas Alter und hatte eine ähnliche Figur. Sie stand ganz still da, ihr Gesicht lag im Schatten und sie starrte Mella direkt an. Zwei Worte kamen Mella sofort in den Sinn: wilde Elfe. Oder Waldelfe, wenn sie es höflicher ausdrücken wollte. Das musste eine Waldelfe sein. Waren Waldelfen gefährlich? Sie war sich nicht sicher, aber diese hier schien zumindest nicht bewaffnet zu sein, und immerhin war sie auch keine von Hairstreaks Wächtern.
    Mella beschloss (einstweilen) nicht wegzulaufen. Sie erstarrte ebenfalls und rührte sich nicht, dachte dann einen Augenblick darüber nach und rief schließlich zögernd: »Wer bist du?«
    Das Mädchen trat vor, sodass das Sonnenlicht auf sein Gesicht fiel. »Hallo, Mella«, sagte sie leise und benutzte den Namen, den Aisling gerufen hatte, als sie durch den Flieger gerast war. »Hab keine Angst.«
    Aber Mella hatte Angst. Mella hatte plötzlich sehr viel Angst. Sie drehte sich um und rannte weg. Sie rannte zwischen den Bäumen hervor und am Seeufer entlang, während ihr das Donnern des Wasserfalls in den Ohren dröhnte. Aber das Mädchen rannte ihr hinterher, war immer nur einen Schritt oder zwei hinter ihr und ließ sich nicht abschütteln. Schließlich blieb Mella atemlos stehen und drehte sich um. »Hau ab!«, schrie sie. Hier im vollen Sonnenlicht gab es keinerlei Irrtum. Das Mädchen, das Mella folgte, war Mella. Mella wurde von sich selbst verfolgt, war von sich selbst gestellt worden. »Warum nennst du mich Mella?«, fragte sie aufgewühlt.
    »Weil das dein Name ist   – weißt du das nicht mehr?«, sagte Mella. Sie lächelte. »Meiner auch.«
    »Mein Gedächtnis ist mit
Lethe
ausgelöscht worden. Ich weiß nicht, wer ich bin.«
    »Du bist die Elfenmenschprinzessin Culmella aus dem Elfenreich«, sagte Mella. »Kurz Mella. Deine Mutter ist die Kaiserin Holly Blue. Dein Vater ist der Kaiserliche Prinzgemahl Henry. Erinnerst du dich jetzt wieder?«
    Mella schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie kläglich.
    »Glaub’s mir, ich lüge nicht«, sagte Mella.
    »Wer bist du   – meine Doppelgängerin?«, fragte Mella. Sie wusste, dass man Doppelgänger erschaffen oder heraufbeschwören konnte, und wenn man seinem Doppelgänger begegnete, dann bedeutete es, dass man sterben würde.
    Mella schüttelte den Kopf. »Ich bin deine Schwester«, sagte sie. »Ich bin dein Zwilling. Onkel Hairstreak hat mich gemacht. Ich bin dein Klon.«
    Onkel Hairstreak? Der Mann, dem sie instinktiv misstraut hatte? »Was ist ein Klon?«, fragte sie.
    »Ich glaube, das ist ein Zauber aus der Gegenwelt.«
    »Es gibt keine Magie in der Gegenwelt.«
    Mella zuckte mit den Schultern. »Dann ist es vielleicht eine wissenschaftliche Entdeckung. Onkel Hairstreak hat mich aus einer Locke deines Haars gemacht. Er hat auf jeden Fall Magie benutzt, damit ich wachse. Ich bin du, Mella. Alle meine Körperzellen sind deine Zellen. Ich bin die zweite Mella.«
    »Du bist Mella II?«
    »Er nennt mich Mella.« Mella II streckte die Hand aus und ergriff ihre. Diesmal versuchte Mella nicht, wegzulaufen. »Sein Plan ist es, dass ich deinen Platz einnehme, deshalb nennt er mich Mella. Unser Onkel Hairstreak ist ein böser Mensch.«
    Meinen Platz einnehmen? Laut fragte Mella: »Ist er wirklich unser Onkel?«
    »Er ist tatsächlich dein angeheirateter Großonkel zweiten Grades. Seine Schwester war mit dem Vater deiner Mutter verheiratet, bevor er die Mutter deiner Mutter heiratete. Ich denke, man könnte ihn auch meinen Vater nennen, weil er mich gemacht hat, aber er hat mich immer dazu ermuntert, ihn Onkel zu nennen. Übrigens, wenn er mein Vater ist, dann bist du, glaube ich, meine Mutter.«
    »Deine Mutter?«
    Mella II zuckte mit den Schultern. »Es war dein Haar.«
    »Ich möchte nicht deine Mutter sein.«
    »Ich will das auch nicht. Ich hätte es lieber, wenn du meine Schwester wärst.«
    Mella sagte: »Ich verstehe gerade gar nichts, überhaupt nichts.« Ein Teil des Problems war ihr fehlendes Erinnerungsvermögen, aber sie hegte den Verdacht, dass sie selbst dann Probleme hätte, etwas zu verstehen, wenn sie sich an alles erinnern würde. Aber zumindest war ihre Angst inzwischen fast verflogen.
    »Du musst das nicht verstehen. Du musst mir bloß vertrauen. Ich

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