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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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werde dir helfen, es zu verstehen.«
    Sie waren langsam weitergegangen, Hand in Hand am Seeentlang. Jetzt, da ihre anfängliche Panik nachließ, entdeckte Mella, dass sie Mella II vertraute. Es war etwas Instinktives, wie ihr Misstrauen gegenüber Onkel Hairstreak und Tante Aisling.
    »Ist Aisling wirklich meine Tante?«
    Mella II nickte. »Du hast eine Tante, die Aisling heißt. Sie ist die Schwester deines Vaters.«
    »Ich mag sie nicht.«
    »Anscheinend mag er sie auch nicht.«
    »Kennst du meinen Vater?«
    Mella II schüttelte den Kopf. »Ich kenne überhaupt niemanden, außer Onkel Hairstreak und ein paar Diener und jetzt dich. Aber ich weiß eine Menge über viele Leute, weil Onkel Hairstreak glaubt, dass ich blöd bin.«
    »Warum? Warum sollte er glauben, dass du blöd bist?«
    »Weil ich blöd war, als er mich gemacht hat. Ich bin nicht so aufgewachsen wie du. Er hat mich geklont   – dich geklont, meine ich   – und dann einen Wachstumszauber benutzt. Daher hatte ich keine Kindheit. Ich bin von der Geburt gleich ins Teenagealter gekommen. Ich sah so aus wie du, aber ich war bloß eine Hülle. Dann hat er ein Bildungszauberprogramm benutzt, damit ich alles Nötige wusste   – über unsere Mutter und unseren Vater und den Palast und so weiter   –, aber das hatte natürlich nichts mit Lebenserfahrung zu tun. Weil er mich geheim halten musste, konnte er mich nicht einfach in die Welt entlassen. Aber ich durfte sein Gut durchstreifen, mit seinen Dienern Umgang haben und so weiter   – Leuten, denen er wirklich vertraute   –, damit ich mich wohlfühlte. Er hätte nie gedacht, dass ich seine privaten Aufzeichnungen lesen und herausfinden würde, was er vorhatte.«
    »Ich hätte das auch getan«, sagte Mella.
    »Ja, ich weiß, dass du das getan hättest. Du bist ja ich. Und ich bin du. Irgendwie jedenfalls. Das ist das andere, an das er nie gedacht hat. Ich war immer nett zu ihm, und er hat immer gedacht, ich wäre bloß ein blöder Klon, der genau das tun würde, was er ihm sagte. Er hat nie geglaubt, dass ich michmit dir identifizieren könnte, sobald ich von dir erfahren hatte. Er hätte nie gedacht, dass ich von dem, was er mit dir vorhatte, entsetzt gewesen wäre. Aber ich war es, weil es so war, als würde er mir das antun.«
    Mella runzelte die Stirn und fragte: »Was hat er denn geplant?«
    Mit einem Stirnrunzeln sagte Mella II: »Das ist alles so kompliziert. Hör mal, ich habe gesagt, du musst mir vertrauen. Vertraust du mir?«
    Ohne das geringste Zögern nickte Mella: »Ja, das tue ich. Ich weiß nicht, warum, aber ich tue es.«
    »Ich weiß, warum. Weil du irgendwie ich bist und ich bin irgendwie du. Es ist beinahe so, als wäre man dieselbe Person in zwei Körpern. Wenn du dir selbst nicht trauen kannst, wem kannst du dann trauen?«
    »Ja, wem?«, stimmte Mella zu. Sie stellte fest, dass sie mit vielem, was Mella II sagte, einverstanden war. Wenn sie bloß verstand, was hier vor sich ging, dann würde es ihr vielleicht sogar gefallen, dieselbe Person in zwei Körpern zu sein.
    Mella II sagte: »Ich habe viel Zeit damit verbracht, in Lord Hairstreaks Parks herumzuspazieren und Bücher aus seiner Bibliothek zu lesen. Es gibt Beeren, die die Wirkung von
Lethe
aufheben. Mehr oder weniger. Ich habe etwas darüber in einem Kräuterbuch gelesen. Er hatte einen Baum mit diesen Beeren in seinem Garten und ich war neugierig.«
    »Du hast nicht zufällig welche dabei?«
    Mella II schüttelte ihren Kopf. »Nein, aber ich habe ein paar im Wald gesehen. Wir könnten zurückgehen   …«
    Sie verschwieg etwas. Mella wusste es sofort. »Was verschweigst du mir?«
    Mella II sah gequält aus. »Also, eigentlich empfehlen sie die Beeren nicht als Heilmittel gegen
Lethe
– normalerweise injiziert man Elementargeister ins Blut, die einem die Kristalle aus dem Gehirn graben. Früher haben die Leute diese Beeren benutzt, aber heute macht man das nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Die Dosierung ist ein bisschen schwierig. Wenn man zu wenig Beeren nimmt, klappt es nicht. Aber wenn man zu viel nimmt, sind sie giftig.«
    »Man wird krank?«
    »Man stirbt.«
    Einen Augenblick später sagte Mella: »Diese Beeren   – glaubst du, du findest sie wieder?«
    Zusammen gingen sie zurück in den Wald, und es war wirklich schön, eine Schwester zu haben. Mella empfand Mella als ihre Schwester: Das Wort Klon kam ihr kalt und unpersönlich vor, und Zwilling, auch wenn sie Zwillinge und absolut identisch waren, war auch

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