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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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verlieren.«
    »Das wirst du auch nicht«, versicherte Henry. »Und du kannst auch aufhören, dir Sorgen über einen internationalen Zwischenfall zu machen, der einen Krieg auslösen könnte. Diese Anzüge sind mit allerneuester Technologie ausgestattet. Man wird uns nicht bemerken. Sobald wir drin sind und Mella gefunden haben, haben wir sie innerhalb von Minuten aus der Gefahrenzone herausgebracht.« Er sah Vanelke an. »Und zwar garantiert zu hundert Prozent.«
    Inzwischen war der größte Teil von Henrys Körper verschwunden und Blue beugte sich vor, um ihn auf seinen im Raum schwebenden Kopf zu küssen. »Pass einfach nur auf«, flüsterte sie.
    »Das werde ich«, versprach Henry. Er drehte sich um und fragte sich, wo Pyrgus war, als Madame Cardui sich zu ihnen gesellte.
    »Du kannst den Anzug wieder ausziehen«, sagte sie ernst.
    Er kannte sie lange genug, um auf Anhieb zu wissen, dass irgendetwas überhaupt nicht in Ordnung war. »Was ist passiert?«, fragte er.
    Pyrgus’ Kopf war wieder erschienen und schwebte neben Henry in der Luft. »Was ist los?«, fragte er ebenfalls.
    »Mella ist nicht mehr im Karcist Kreml«, sagte Madame Cardui. Die Wirkung ihres jüngsten Kopfpeelings ließ allmählich nach und sie sah jetzt zunehmend wie eine reife Frau aus. Irgendwie stand ihr das besser als die mädchenhafte Erscheinung vorher.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Blue sofort.
    »Ich habe gerade die Nachricht von meinem Agenten im Kreml bekommen. Sie hatten sie gefangen gehalten, aber jetzt ist sie verschwunden.«
    Blues Gesicht versteinerte. »Das ist nicht irgendeine Form der Verschleierung? Sie haben ihr doch nicht   … Schaden zugefügt und tun jetzt so, als ob   …«
    Madame Cardui schüttelte den Kopf. »Mella ist nicht getötet worden«, sagte sie mit Nachdruck. »Sie scheint geflohen zu sein. Sie haben ihr nichts angetan, eure Majestät. Zumindest   …«
    »Zumindest   …?«
    »Anscheinend haben sie ihr Gedächtnis ausgelöscht. Ich weiß nicht, warum. Möglicherweise hat sie etwas gesehen, das sie nicht sehen sollte.« Madame Cardui zuckte mit den Schultern. »Wenn es eine normale
Lethe
behandlung war, kann man sie leicht rückgängig machen, sobald wir Mella wiederhaben. Wenn nicht   …«, noch ein Schulterzucken, »…   dann müssen wir diese Hürde eben nehmen, wenn es so weit ist.«
    »Wissen wir denn, wo sie jetzt ist?«, warf Pyrgus ein.
    Madame Cardui seufzte. »Nein, mein Liiebah, das wissen wir nicht. Alle meine Agenten in Haleklind sind in höchster Alarmbereitschaft. Wir werden es wissen, sobald sie wieder auftaucht.«
    Blue sagte: »Aber in der Zwischenzeit wandert unsereTochter durch feindliches Territorium und hat keine Erinnerungen mehr   …«
    »Ich fürchte, das ist eine ziemlich präzise Beschreibung der Lage«, sagte Madame Cardui grimmig.

Dreiundvierzig
    »Ich habe Lord Hairstreak nie kennengelernt«, sagte Mella. »Nicht vor der Begegnung heute.« Sie sah ihre Schwester an, die wie ihr Spiegelbild zurückblickte. Die aufgestauten Erinnerungen überfluteten sie jetzt und waren so aufregend, dass ihr fast der Atem stockte. »Meine Eltern haben immer gesagt, er sei ein sehr böser Mann. Nach dem Krieg dachten sie zuerst, dass er tot wäre. Dann haben sie herausgefunden, dass nur noch sein Kopf übrig war, empfanden Mitleid und beschlossen, ihm alles zu vergeben und ihn in Ruhe zu lassen.«
    »Großer Fehler«, murmelte Mella II.
    »Wir haben ihn nie besucht. Zumindest ich nicht. Ich glaube, Blue und Henry hielten mich für zu zartbesaitet, um mit einem Kopf zu sprechen, dessen Adern und Sehnen und ekligen Teile in einem Kubus verschwanden. Sie denken, ich wäre immer noch ein Kind. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie überbehütend die sein können.«
    »Du nennst deine Eltern beim Vornamen?«, rief Mella II ganz offensichtlich überrascht aus.
    »Normalerweise nicht«, sagte Mella. »Und du?« Dann begriff sie plötzlich, was sie da gefragt hatte, und fügte hastig hinzu: »Würdest du das? Vielleicht? Wirst du   …?« Sie verstummte.
    »Ich denke, deine Eltern sind in gewisser Weise auch meine Eltern«, sagte Mella II ein bisschen traurig. »Wenn ich echte Eltern hätte, wenn ich meine echten Eltern kennenwürde, würde ich sie Mutter und Vater nennen. Oder Mama und Papa. Ich würde sie nie mit ihrem Vornamen ansprechen, auch nicht mal zwischendurch.«
    »Dann sind wir uns ja doch nicht so ähnlich«, sagte Mella.
    »Doch, das sind wir!«, sagte Mella II mit Nachdruck.

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