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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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niemals die Verantwortung für Mella übertragen dürfen. Wobei es wahrscheinlich keinen großen Unterschiedgemacht hätte, wenn er das Mädchen selbst eskortiert hätte. Wer hätte gedacht, dass Mella, so völlig ohne Gedächtnis, wegrennen würde? Warum um Himmels willen hätte sie das tun sollen? Ihre Handlungen waren komplett unvorhersehbar. Aber das war Schnee von gestern. Er musste jetzt aufpassen. Ysabeau und die anderen Mitglieder der Tafel konnten jeden Augenblick auftauchen. Keiner von ihnen kannte alle Einzelheiten seines Plans, und er wünschte, dass das auch so blieb. Er wollte insbesondere die Existenz des Klons geheim halten. »War zu dem Zeitpunkt noch jemand anderes in der Kutsche?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Aisling.
    Hairstreak überdachte die Lage. Mella war vielleicht weggerannt   – auch wenn er beim besten Willen nicht ergründen konnte, warum   –, aber das würde die geklonte Mella niemals tun: Sie war immer ein Muster an Gehorsamkeit gewesen. Ihr war wahrscheinlich durch die ganze Warterei langweilig geworden und sie war davonspaziert. Was bedeutete, dass sie sich hier irgendwo auf dem Gelände befand, womöglich sogar im Gebäude. Er musste sie finden, bevor irgendjemand anders es tat. Es war wichtig, dass sie erst an die Öffentlichkeit trat, wenn er sicher sein konnte, dass die echte Mella tot war. Er blickte sich um.
    »Wo sind meine Wächter?«, fragte er.
    »Ich habe sie dem Mädchen hinterhergeschickt, das geflohen ist«, sagte Aisling. »Sie sind ihr in den Wald gefolgt.« Sie zögerte. »Wie das andere Mädchen.«
    »Welches andere Mädchen?«
    »Ich habe ein anderes Mädchen gesehen, das aus dem Gebüsch gekrochen ist und ihnen in den Wald gefolgt ist. Keine Ahnung, wo die herkam.«
    Das war der Mella-Klon. Das musste sie sein   – ein anderes Mädchen war schlicht und einfach nicht da. Jetzt waren also beide Mellas im Wald. Das hier verwandelte sich allmählich in einen Alptraum. Was, wenn er den Klon verlor? Was, wenn sie von einem Mantikor attackiert wurde? Er hatte sieperfekt ausgebildet, aber dieses Training hatte Zeit gekostet. Er konnte wirklich nicht noch einmal von vorn anfangen.
    »Lord Hairstreak   …«
    Hairstreak stöhnte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ysabeau eilte auf sie zu, während andere Mitglieder der Tafel hinter ihr herkamen.
    »Ist alles in Ordnung, Lord Hairstreak?«
    Hairstreak traf eine Entscheidung. »Kameradin Ysabeau«, sagte er mit fester Stimme, »wie kontrollieren Sie die Waldmantikore?«
    Ysabeau sah ihn verständnislos an. »Kontrollieren?«, sie runzelte die Stirn. »Mantikore?«
    »Die Waldmantikore«, schnauzte Hairstreak sie ungeduldig an. »Sie sind Teil Ihres Sicherheitssystems. Es muss einen Weg geben, sie zu kontrollieren, damit man ungehindert den Wald durchqueren kann.«
    »Oh, ich verstehe«, rief Ysabeau aus. »Ja. Ja, natürlich. Sie meinen zum Beispiel, wenn unsere Techniker in den Wald müssen, um das gesamte System zu überprüfen. Wir benutzen dazu einen Mantikor-Abweiser.«
    »Ist das ein Zauber?«
    Ysabeau schüttelte den Kopf. »Das ist eine Pfeife. Man hängt sie sich um den Hals, und wenn man auf den Knopf drückt, macht sie ein Geräusch, das die Mantikore nicht mögen.«
    »Und dann bleiben sie weg?«
    »Einzelne Mantikore ja.«
    »Was ist mit der Herde?«
    Ysabeau schüttelte wieder den Kopf, diesmal noch heftiger. »In der Nähe einer Herde darf man sie nicht benutzen. Wenn die Mantikore dicht gedrängt stehen, kommen sie nicht schnell genug von dem Geräusch weg, und dann geraten sie in Panik und zertrampeln sich gegenseitig. Aber im Wald funktionieren sie gut.«
    »Ich brauche zwei Pfeifen«, sagte Lord Hairstreak. »Können Sie mir die besorgen?«
    »Ja, natürlich, Lord Hairstreak.« Ysabeau blickte sich verblüfft um. »Aber   … warum?«
    »Lady Aisling und ich werden einen kleinen Spaziergang machen«, sagte Hairstreak. »Im Wald.«

Fünfundvierzig
    Die vierbeinige Kreatur ragte noch über Mellas Schulterhöhe hinaus. Sie war das bei Weitem Furchterregendste, das sie je gesehen hatte. Sie hatte den Körper eines riesigen Löwen, war gelbbraun und muskelbepackt und hat gewaltige Klauen. Es hätte schlicht ein riesiger Löwe sein können, aber zwei Dinge passten nicht dazu. Erstens ähnelte ihr Hinterteil überhaupt nicht dem eines Löwen. Es verjüngte sich und bog sich zu einem bösartigen Skorpionstachel von der Größe eines Ogerspeers hoch. Zweitens   – und das bekam Mella einfach nicht

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