Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
Vom Netzwerk:
als eine Gefahr für unser Land betrachtet, aber die Tatsache, dass Sie hierhergefunden haben, in unser Regierungszentrum   – wenn auch ungeplant, das nehmen wir dankbar zur Kenntnis   –, zeigt natürlich, dass auch ein Feind auf diesem Wege eindringen könnte. Ein gedungener Mörder vielleicht, oder, offen gesagt, eine ganze feindliche Armee. Ich weiß, dass das jemandem, der so jung und unschuldig ist wie Sie, unwahrscheinlich vorkommen muss, aber glauben Sie mir   …« Sie ließ den Satz unvollendet und fügte dann hinzu: »Wie auch immer, dieses spezielle Schlupfloch wird in Kürze für immer geschlossen sein und   …«
    Houndstooth blickte von seiner Medaille auf. »Erledigt, Kamerad Führerin.«
    »Ah, bitte sehr: Schon geschlossen! Und das alles verdanken wir nur Ihnen, Prinzessin Mella.« Ysabeaus Lächeln verschwand abrupt. »Und jetzt«, sagte sie streng,«möchte ich, dass Sie mir sagen, was Sie von unserer Diskussion im Beratungszimmer mitgehört haben.«
    Mella erstarrte. Diese Frage war so unvermittelt gekommen, dass sie sie völlig überrumpelte. Sie hatte lange gebraucht, um sich selbst davon zu überzeugen, dass das Gerede von einem Angriff auf das Reich unmöglich das
Elfenreich
gemeint haben konnte, und es war ihr beinahe gelungen, das Ganze zu verdrängen. Zumindest bis sie wieder zu Hause wäre, wo sich dann jemand anders den Kopf darüber zerbrechen konnte. Aber jetzt lag plötzlich etwas in Ysabeaus Tonfall, das klarmachte, dass die Debatte, die sie mitgehört hatte, der Tafel der Sieben beinahe noch wichtiger war als die Sicherheitslücke; und wenn man bedachte, wie paranoid die Sieben wegen ihrer Sicherheit waren, dann musste etwas noch Wichtigeres wirklich ungeheuer wichtig sein. Dies, dachte Mella, war nicht der Zeitpunkt, noch weiter bei der Wahrheit zu bleiben. Sie musste lügen, und zwar überzeugend lügen, sonst saß sie unglaublich tief im Schlamassel. Sie öffnete den Mund, aber bevor sie etwas sagen konnte, sagte Tante Aisling laut: »Also ich habe natürlich gar nichts gehört.«
    Ysabeau drehte sich langsam zu ihr um. »Ach ja?«
    »Ich war in dem anderen Raum da oben, ziemlich außer Hörweite. Also, wir konnten Stimmen hören, aber nicht, was sie sagten. Ich versuchte, Mella zu erklären, dass es ein privates Treffen sein könnte, aber sie ist die Tochter ihres Vaters und
ziemlich
sturköpfig, also   … ich möchte Ihnen versichern, dass ich selbst nichts gehört habe und dass Mella mir außerdem nichts von dem gesagt hat, was sie eventuell gehört hat. Nicht das
Geringste

    Vielen Dank, Tante Aisling!
, dachte Mella. Zu Ysabeau sagte sie: »Ich habe tatsächlich auch kaum etwas gehört. Irgendetwas über Kürbisse, oder? Ich bin mir nicht sicher.Ehrlich, wir waren so verwirrt darüber, wo wir wohl gelandet waren und wie wir vielleicht wieder zurückkämen   …«
    »Kürbisse?«, wiederholte Ysabeau. Aus einem Zucken ihrer Lippen wurde ein Lächeln und dann ein Lachen. »Kürbisse!«, rief sie wieder aus. Ihre Kameraden fielen in das Gelächter ein, sodass der Raum einen Augenblick später regelrecht davon widerhallte.
    »Nein, ehrlich   …«, protestierte Mella. Dann war der unverkennbare Geruch von
Lethe
in ihren Nasenlöchern   – sie hatte es selbst oft genug benutzt, um den Duft sofort zu erkennen   –, und Mellas Stuhl fiel krachend um, als sie versuchte, aus dem Zimmer zu rennen. Aber bevor sie noch die Tür erreicht hatte, hatte sie schon vergessen, warum sie eigentlich lief, vergessen, wo sie war, vergessen, wer sie war, und sowieso alles vergessen, was sie gesehen und gehört hatte, seit sie in Haleklind angekommen war.

Dreiunddreißig
    »Du darfst nicht sterben, mein Liebling«, flüsterte Henry.
    »Meine Liebste, bitte stirb nicht. Oh, Blue   …« Tränen liefen ihm die Wangen hinunter. Er barg ihren Kopf in seinem Schoß und streichelte ihr langes rotes Haar. »Verlass mich nicht, Blue   – ich kann ohne dich nicht leben.«
    Er saß auf einem Felsvorsprung, der Teil einer Felsnase war, die sich in den Wildmoor Broads wie der Bug eines großen Schiffes erhob. Blues Körper lag lang ausgestreckt da wie jemand, der von einer Felskuppe gestürzt war. (Gestürzt und
gestorben
, wie Henrys Verstand hartnäckig behauptete.) Sie waren von einem Meer von Schwarmkraut umgeben, das kochte, schäumte und sich in ihre Richtung krümmte, aber nicht auf den Felsen vordrang, nicht darauf vordringen konnte.
    Auf dem Felsen war Blut, sogar ziemlich viel

Weitere Kostenlose Bücher