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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Blut. Es war sein eigenes: An seinem Unterarm fehlte ein Streifen Haut und an seinem Gesicht, seinen Beinen und Händen waren Wunden. An Blue war kaum ein Kratzer zu sehen und doch war sie diejenige, die tot war. »Du darfst nicht«, sagte Henry mit Nachdruck. »Deine Untertanen brauchen dich. Ich brauche dich. Du darfst nicht tot sein.« Ihre Augen waren geöffnet, starrten aber leer in den entfernten Himmel. Da war kein sanftes Heben und Senken der Brust, kein Atemhauch aus ihrem Mund. Es gab keinen Herzschlag, keinen Puls.
    Henry spielte in Gedanken immer wieder durch, was passiert war. Es war alles auf einmal gewesen: merkwürdig und gewöhnlich und anfangs auch erfolgreich. Die Zaunschilde hatten funktioniert. Sie hatten sogar großartig funktioniert. Chalkhill musste für diesen besonders starken Zauberbelag eine Menge Geld hingelegt haben, denn das Schwarmkraut konnte ihnen nichts anhaben. Es wusste, dass Blue und Henry dort waren. Es reckte eifrig seine Ranken nach ihnen. Aber dann, einen halben, einen ganzen Meter entfernt, zog es sich ruckartig wieder zurück. Das war Abstandsmagie, ganz besonders teuer. Und Henry hatte gedacht, dass das ihr Freibrief nach Hause war.
    Er hätte es besser wissen sollen. Die Broads hatten schon Hunderte von Leben gefordert. Wenn der Trick, sie zu durchqueren, derart einfach war, hätte ihn irgendjemand anders schon vor Jahren entdeckt.
    Aber er hatte es nicht besser gewusst und jetzt war Blue tot. Er konnte es nicht glauben. Er konnte nicht glauben, wie plötzlich das geschehen war, wie einfach es passiert war. Als er gesehen hatte, wie die Pflanzen reagierten, hatte er sich umgedreht, um Blue anzulächeln. Er erinnerte sich sogar daran, wie er gesagt hatte: »
Das ist ja so einfach. Jetzt müssen wir nur noch eine Straße finden.«
Und dann hatte Blue gesagt:
»Ich glaube
,
ich habe mir die Hand an irgendetwas zerkratzt.«
    Er war ein Idiot, Idiot,
Idiot!
Er konnte den Kratzer aufihrer Hand kaum erkennen, so klein war der. Er wollte ihr beinahe noch sagen, sie solle sich nicht so anstellen, da fiel sie auch schon um. Es war ein grässlicher Sturz, bei dem es ihm kalt den Rücken herunterlief. Kein Stolpern oder Taumeln, sondern ein ungebremstes Umkippen. Sie verdrehte die Augen, sodass sie für einen winzigen Augenblick wie einer von Madame Carduis Zombies aussah, und dann knickten ihre Knie ein und sie fiel wie eine zerknüllte Papiertüte in sich zusammen.
    Der Schild fiel ihr aus der Hand.
    Sofort stürzte sich das Schwarmkraut auf sie. Ihr Rücken blieb geschützt, aber die Wedel zuckten bösartig nach ihrer Vorderseite und ihrem Gesicht, und sie zeigte keinerlei Reaktion, als sie sie erwischten.
Sie muss schon tot gewesen sein
, dachte Henry jetzt. Aber in dem Augenblick dachte Henry gar nichts, sondern handelte bloß. Er stürzte brüllend vorwärts und holte blindlings mit seinem Messer aus. Blätter und Stängel flogen, und das Schwarmkraut, das den Angriff spürte, wandte sich in seine Richtung. Er spürte Hunderte winziger Stiche, als es begann, ihm die Haut von Armen und Beinen zu reißen. Irgendetwas bohrte sich in seinen Arm und Blut rann aus der Wunde, aber er ignorierte das. Indem er sein Schild einsetzte, schob er sich zwischen das Schwarmkraut und Blue, packte sie am Arm und hob sie hoch.
    Etwas in ihm hoffte, dass sie vielleicht stehen könnte, womöglich sogar gehen, wenn er sie stützte, aber sie war eine tote Last. »Aaaahh!«, schrie Henry und holte wieder mit dem Messer aus. Das Schwarmkraut fiel ein wenig zurück, kreiste sie dann aber ganz langsam ein   – wie ein Tier, das nach einer Schwachstelle für einen Angriff sucht. Henry schwang sich Blues Körper über die Schulter, schwankte ein wenig und stand schließlich mit beiden Beinen fest auf der Erde. Er stürzte vorwärts, verzweifelt darum bemüht, dem Schwarmkraut zu entrinnen und einen sicheren Platz zu finden, an dem er Blue wiederbeleben konnte.
    Danach war es alles nur noch ein Albtraum, an den er sichbloß vage erinnern konnte, ein Meer von Schwarmkraut, ein Wald von Schwarmkraut, in dem er sich, kratzend und Hiebe austeilend, bewegte, von schierer Verzweiflung getrieben und halb verrückt vor Trauer und Angst, bis er abrupt und aus schierem Glück auf diese Felskante gelangte.
    Vorsichtig legte er Blue auf den Boden und stand einen Augenblick lang keuchend da. Er bemerkte sein eigenes Blut auf seinem Gesicht, seinen Beinen und seinem Körper. Im Vergleich zu ihm sah Blue vollkommen

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