Der endlose Tod
und stellte sehr überzeugend Schmerz und zärtliche Sorge zur Schau.
Doch sie ignorierte ihn und sah wieder mich an, um mich anzuflehen, die Dinge wieder gutzumachen.
»Wenn ich es ändern könnte, würde ich es tun. Du weißt das.«
Und diese Bekräftigung sorgte dafür, dass sie noch kleiner wirkte. Elizabeth kauerte sich zusammen, nicht fähig, den Kummer noch länger zurückzuhalten. Sie gab es auf, ihn zu bekämpfen, und die Tränen und Schluchzer brachen sich Bahn und machten sie für eine Weile hilflos, als ihre Emotionen sie überwältigten. Falls sie den kleinsten Zweifel an der Wahrheit hegte, musste sie nur Norwood ansehen. Er blieb ruhig und gab nicht den kleinsten Protest, dass er unschuldig sei, von sich. Ebenso wenig zeigte er irgendeine Geste des Mitgefühls für die Menschen, die er so herzlos verletzt hatte, und nicht das geringste Schamgefühl für irgendetwas davon. Wenn überhaupt, schien er angewidert von dieser Wendung der Ereignisse zu sein.
Seelenlos und herzlos, der Bastard.
Ich legte meine Arme um Elizabeth und bot ihr so viel Trost, wie ich nur konnte, doch so krank es mich auch machte, ihn nur anzusehen, nicht ein einziges Mal wandte ich meine Augen von Norwood ab.
»Was sollen wir tun?«, fragte Elizabeth.
Der erste aufwühlende Schock war der schlimmste gewesen, aber Elizabeth war eine starke Frau. Sie hatte sich vorläufig erholt, putzte sich die Nase, trocknete sich die Augen und wappnete sich, um die gesamte Geschichte zu hören, welche hinter dem Brief steckte. Ich erzählte ihr alles, einschließlich dessen, was Caroline mir mitgeteilt hatte. Die Tatsache, dass ich von ihr so viele Informationen erhalten hatte, verwirrte und ängstigte Norwood. Als es vorbei war, sprach Elizabeth die Frage aus, die mich ebenfalls zu plagen begonnen hatte, während ich sprach.
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Wir müssen es Vater sagen. Er wird uns helfen, uns etwas auszudenken.«
»Ich wüsste nicht, wie.«
Ich wusste es ebenso wenig, aber das brauchte ich ihr nicht zu sagen. »Er wird uns helfen.«
Sie nickte schwach und akzeptierte es, ohne wirklich darüber nachzudenken. Um so besser. »Was ist mit Caroline?«
Norwoods Augen flackerten und schärften sich.
»Sie wird uns keine Schwierigkeiten bereiten, das verspreche ich«, sagte ich.
»Gehe nach oben. Ziehe dir Reitkleidung an. Ich werde dich nach Hause bringen. Wir werden mit Vater sprechen.«
»Und was passiert mit ihm?« Sie starrte Norwood an.
»Er wird noch hier sein, wenn wir zurückkommen. Dafür werde ich sorgen.«
»Du wirst...«
»Ich werde tun, was notwendig ist. Nun geh!«
Elizabeth erhob sich, einen Augenblick lang steif wie eine alte Frau, sodann schwankend, als würde sie im nächsten in Ohnmacht fallen. Doch dann riss sie sich zusammen und ging zu Norwood hinüber. Auf seinem Gesicht war kein wirklicher Ausdruck zu erkennen, nur eine Spur von Wachsamkeit, sonst nichts. Sie blickte ihn von oben bis unten an, einen großen und gut aussehenden Mann, Ehemann für einen Monat, Betrüger für ein ganzes Leben.
Sie schlug ihn und spuckte ihm dann ins Gesicht.
Er zuckte zusammen, zeigte aber sonst keine Reaktion. Ich stand direkt hinter Elizabeth, und Norwood musste sehen, dass sein eigener Mord in meinen Augen zu lesen war, welcher auf ihn warten würde, wenn er es wagte, ihr auch nur ein Haar zu krümmen. Er war nicht einmal versucht, den Speichel fortzuwischen.
Elizabeth drehte ihm den Rücken zu und verließ den Raum durch die andere Tür des Salons, welche in die Küche führte. Ich fragte mich, warum sie diesen Weg gewählt hatte, bis ich das sanfte Plätschern von Wasser hörte. Ja, sie würde zuerst ihr Gesicht waschen, das war ein Teil ihres Neubeginns. Ich hörte ihren leisen Aktionen zu, bis sie sie beendet hatte und langsam die Dienstbotentreppe zu ihrem Zimmer hinaufstieg. Als ihre Schritte verklungen waren und eine Tür geschlossen wurde, sagte ich zu ihm, er solle sich hinsetzen, aber Norwood blieb stehen, um so besser in der Lage zu sein, Argumente zu seinen Gunsten vorzubringen.
»Hören Sie«, sagte er. »Ich weiß, es war ein Schlag für Sie, aber es besteht keine Notwendigkeit, dass dies noch weiter führt. Sie haben mich ertappt, und wir alle wissen es, aber möchten Sie, dass der Rest des Landes es ebenfalls erfährt? Wollen Sie wirklich, dass Elizabeth sich dem Skandal stellen muss, den Fingern, die auf sie zeigen, dem Getuschel?«
»Sie ist ihnen doch völlig gleichgültig, also
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