Der endlose Tod
ab und ging leise zur Vordertür, löste mich auf und schlüpfte durch die enge Öffnung über der Türschwelle, um mich im Haus wieder zu materialisieren. Zwar hatte ich keinen Plan, keine Idee, was ich tun wollte, nur blindes Vertrauen, dass der richtige Weg sich schon zeigen werde, nun, da ich hier war.
Ich begab mich in den Salon, machte mich mit der Zunderbüchse am Kamin zu schaffen und hatte bald darauf zahlreiche Kerzen überall im Raum entzündet. Ich wollte eine Menge Licht haben. Als ich damit fertig war, ging ich hinaus zum Treppenabsatz und rief den Namen meiner Schwester. Ich konnte mich nicht überwinden, zu ihrem Schlafzimmer hinaufzugehen.
Einen Moment später erklang Norwoods Stimme. »Jonathan? Mein Gott, Mann! Was machst du hier? Ist Caroline etwas passiert?«
»Jonathan?«, rief Elizabeth zögernd.
»Komme herunter, bitte«, sagte ich in einem sanfteren Ton. Ich sprach nicht mit ihm. Einen winzigen Moment lang wäre ich beinahe geflohen. Ich war im Begriff, jemandem, den ich innig liebte, einen schrecklichen Schmerz zuzufügen. Vielleicht sollte ich warten, bis ich Vater zu Hilfe bei mir hatte.
»Was zum Teufel soll das, Mann?«, verlangte Norwood zu wissen, wobei er zutiefst gekränkt klang.
Nein. Ich überwältigte meine Zweifel. Keine Stunde mehr mit ihm.
Kurze Zeit später kamen sie herunter, Elizabeth in eine Art losen Morgenrock gehüllt, den sie über ihrer Nachtkleidung trug, Norwood noch immer angezogen, bis auf seine Jacke und Weste. Sie eilten in den Salon und hielten inne, die Gesichter voller Sorge und Neugier und auch einem Hauch Ärger über diese unorthodoxe Störung.
»Was gibt es, Jonathan?«, fragte Elizabeth, indem sie zu mir herüberkam.
»Ja«, meinte Norwood. »Geht es um den Krieg? Was ist los?« Er hielt abrupt inne und starrte die Pistole in meiner Hand an. Es war Carolines Waffe. Ich richtete sie auf den Boden, aber er fragte sich eindeutig, warum sie in meinem Besitz sei.
Elizabeth bemerkte es ebenfalls. »Was gibt es? Was ist los? Gab es Schwierigkeiten auf der Straße? Ist es Vater? Ist er krank oder verletzt?«
»Nein, nichts dergleichen. Ich habe etwas erfahren, das du wissen musst.«
»Was erfahren?«
Ich zog den Brief hervor. »Dies traf von Oliver ein. Es steht auf der obersten Seite.« Dies war eine feige Art, es ihr mitzuteilen, aber hätte ich versucht, die Worte auszusprechen, wäre ich auf der Stelle daran erstickt.
»Wirklich, Jonathan«, meinte Norwood. »Was ist denn so wichtig, dass du zu dieser Zeit herkommen musstest? Wo ist Caroline?«
Elizabeth nahm den Brief, hielt ihn so, dass der Kerzenschein auf die belastende Seite fiel, und las die Worte. Dann gab sie ein stöhnendes Keuchen von sich und ließ sich schwer in einen der Sessel fallen. »Mein Gott...«
»Elizabeth?« Norwood war durch ihr Unvermögen zu antworten unsicher geworden und drehte sich zu mir um. »Höre einmal, Jonathan, ich werde nicht dulden, dass du einfach hier hereinplatzt und herumstehst, ohne ein Wort der Erklärung.«
»Seien Sie still.«
Er lief rot an. »Und ich werde nicht dulden, dass jemand in meinem eigenen Haus so mit mir spricht, selbst wenn du mein Schwager bist!«
»Sie sind kein Verwandter von mir, und sie wissen es. Seien Sie still, oder ich werde Sie töten.«
Sein Mund klappte auf, doch nichts kam heraus. Er sah, wie ich aussah, und endlich, endlich begann ihm die wahre Bedeutung, die hinter meinen Taten stand, zu dämmern.
»Elizabeth?« Ich ging zu ihr zurück. Sie sah kleiner aus als vorher und zitterte, als sei sie bis auf die Knochen durchgefroren. Der Brief in ihrer Hand wurde so geschüttelt, dass sie die raschelnden Seiten gegen die Lehne des Stuhles drücken musste, um in der Lage zu sein, sie noch einmal zu lesen. Sie würde ihn mehrmals lesen müssen, genau wie ich.
Sie sah mich an. »Es entspricht der Wahrheit, nicht wahr?«
»Ja, es tut mir Leid.«
»Es ist kein dummer Scherz von Oliver ...«
»Nein. Ich habe ihn Caroline gezeigt. Ich sorgte dafür, dass sie mir alles erzählte. Sie ... war nicht in der Lage zu lügen. Sie und Norwood sind verheiratet.«
Sie ließ den Brief fallen und blickte an mir vorbei, nicht ihren Ehemann an, sondern den Mann, der sie betrogen hatte. Ihre Augen verschwammen und trübten sich durch die Tränen, die in ihnen aufstiegen.
»Wie konntest du nur?«, fragte sie mit einer gebrochenen Stimme, die mich direkt ins Herz traf.
»Wie konnte ich was? Elizabeth ...«Er streckte die Hand nach ihr aus
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