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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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wollten sich nicht mit jemandem anfreunden, der sterben würde.
    Eine Stunde verstrich langsam, oder auch mehr. Es war schwer zu sagen. Ich bewegte mich nicht und wurde auch nicht dazu aufgefordert. Tully ergriff Besitz von dem Bett und begann zu schnarchen. Die anderen suchten sich ebenfalls Schlafstätten und redeten noch miteinander, bevor sie eindösten. Ein Thema war natürlich die Frage, was sie mit dem Geld aus dieser Entführung unternehmen würden; dann erwärmten sie sich für das Thema, gingen zu anderen Schandtaten über und verglichen sie hinsichtlich Profit und Anstrengung. Sie hatten bereits alle möglichen Arten von Dingen gestohlen, Leute geschlagen und sogar getötet, die versucht hatten, ihnen Widerstand zu leisten, und alle betrachteten es als gut erledigte Arbeit, denn – abgesehen vom Profit – sie taten es für einen guten Zweck. Jeder einzelne Schaden, der einem loyalen Untertanen des Königs zugefügt wurde, wurde als gerechter Schlag für die Freiheit gesehen, und je mehr Schaden zugefügt wurde, desto besser.
    Ich hatte mich nicht gerade vor dem Krieg versteckt, der in der größeren Welt, jenseits meines kleinen Teils davon, vor sich ging, aber zum größten Teil war er bisher für mich nicht sehr real gewesen. Ich hatte andere Sorgen, die mich beschäftigten, und der Konflikt war etwas, das andere Leute anging, meilenweit entfernt. Diese Männer zwangen mich, den Krieg als etwas Näheres und folglich wesentlich Bedrohlicheres wahrzunehmen. Unser großes Haus mit all seinen Menschen, Läden vor den Fenstern und fest verschlossenen Türen war keine sichere Festung gegen solche brutalen Kerle. Wenn sie das haben wollten, was wir besaßen, würden sie es sich einfach nehmen. Sie waren nicht intelligent, doch sie verfügten über eine niedrige, instinktive Gerissenheit, die mir einen eiskalten Schauder über den Rücken jagte.
    Ich hob meinen Kopf und zwinkerte, vorsichtig wegen des Schmerzes. Er war noch da und trommelte wie Donner während eines Gewitters, aber nicht mehr so schlimm, wie es gewesen war. Ich wollte mich nicht mit Gewalt dazu bringen, aber mit dem kommenden Sonnenaufgang hätte ich vielleicht keine Wahl mehr. Mich aufzulösen war der vorherrschende Gedanke in meinem Kopf. Wenn ich stark genug dazu wäre, würde ich meine größte Sorge hinter mir lassen. Dann konnte ich einfach inmitten ihrer Verwirrung nach draußen schweben und von hier verschwinden.
    »Wird bald hell«, sagte Ash. Er und Drummond hatten den Tisch mit mir geteilt, auch wenn keiner von ihnen mir viel Beachtung geschenkt hatte, seitdem ich die Nachricht geschrieben hatte.
    »Aye.« Drummond blickte mich an, kühl und gleichgültig. Mir gefielen die Möglichkeiten, die dies implizierte, nicht; ich zog Ashs rohen Hass dieser völligen Gefühlskälte vor. »Soll'n wir nich' auf Knox warten?«
    »Wir ha'm drüber geredet. Egal, ob er das Geld kriegt oder nich', dieser Kerl muss weg, da war'n wir uns doch alle einig.«
    Mein Magen drehte sich um. Heftig.
    Drummond seufzte. »Is' dann wohl besser, wir tun's jetzt, solang' die andern schlafen.«
    Ich hatte ein solches Gerede erwartet, aber dies machte es nicht leichter, es zu hören.
    »Die müssen sich dran gewöhn'«, entgegnete Ash. »Das hier is' 'n Krieg, keine verdammte Teegesellschaft für feine Toryschlampen in Samt un' Seide.«
    Nicht jetzt, noch nicht, schrie ich in meinem Inneren. Ich war noch immer zu schwach und fast erstarrt vor Angst.
    Ich sah mich nach ihnen um und versuchte genügend Konzentration aufzubringen, um sie zu beeinflussen. Welcher? Ich konnte nicht beide nehmen. Zu spät suchte ich mir Ash aus, doch er war bereits aufgestanden und lief herum. Drummond folgte ihm.
    Zu spät...
    »Auf mit dir«, sagte Ash.
    »Warten Sie – ich kann Ihnen mehr Geld geben.«
    »Oh, aye?«
    »Ich habe selbst Geld, getrennt von dem meines Vaters. Sie können das Doppelte verdienen.«
    »Un' haben das doppelte Risiko. Nee danke. Was wir kriegen, is' genug für uns.« Er zog seine Pistole heraus und bohrte sie mir in die Rippen. »Los, komm'. Auf mit dir.«
    »Vielleicht sind die anderen nicht Ihrer Meinung. Möchte der Rest von Ihnen das Geld verdoppeln?«
    Seth und Abel sahen verdrießlich, aber interessiert aus, jedoch nicht genug, um Ashs Autorität in Frage zu stellen. Tully schnarchte weiter. Drummond hatte das Angebot gehört, aber mit einem verächtlichen Schnauben des Unglaubens zurückgewiesen. In dieser Gruppe würde es keine Entzweiung durch

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