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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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ein Stück Holzkohle gefunden und drückte sie mir in meine schlaffe rechte Hand.
    Einige Minuten später war das Schlimmste überstanden, und ich stellte fest, dass ich wieder sehen konnte, allerdings nicht gut. Das Licht der Laternen schien mir unerträglich hell zu sein. Ich konnte kaum die Augen öffnen. Ash drängte mich ungeduldig zur Arbeit. Ich fühlte nach dem Blatt Papier. Die Holzkohle glitt mir aus den Fingern, und ich hatte Mühe, sie wieder aufzuheben.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte ich. »Ich kann nicht. Es ist zu viel.«
    »Du schreibst das, sage ich.« Schon wieder Ash. Gott, was für eine elend kratzende Stimme dieser Mann hatte.
    »Ich kann nicht. Einer von Ihnen muss es tun. Ich bin zu schlimm verletzt.«
    »Aber nich' so schlimm, dass de reden kanns'? Schreib', verdammt, oder Drummond fängt mit'm Schneiden an.«
    Ich stöhnte, und es gelang mir, die Holzkohle festzuhalten. Trotz all der Beschwerden trug ich ein warmes und gutes Gefühl des Triumphes in mir. Ashs Beharren darauf, dass ich das Schreiben erledigen solle, bedeutete, dass niemand von ihnen dazu in der Lage war. Niemand von ihnen hatte als Reaktion auf meine Mitleid erregende Szene auch nur die kleinste Anstalt gemacht, es zu übernehmen. Nicht, dass ich schauspielerte.
    »Was möchten Sie mitteilen?«, fragte ich kaum hörbar.
    »Das hier is' für dein' Papa. Sag' ihm, dass de gefangen worden bis'.« Das war einfach.
    Lieber Vater, ich wurde entführt...
    Mühsam kratzte ich mit der Holzkohle auf dem Papier, indem ich klar und leserlich zu schreiben versuchte, dies aber außerordentlich schwierig fand. Das Papier war von einer billigen, groben Sorte; selbst wenn ich eine richtige Schreibfeder und Tinte gehabt hätte, wäre es nicht einfach gewesen. Ich nahm mir Zeit. Die anderen starrten auf jede meiner Bewegungen, als führte ich einen magischen Ritus aus. Bedeutungslose Symbole für sie, mögliche Hilfe für mich.
    »Ja ... was noch?«
    »Wenn er dich lebend wiederhaben will, muss er dem Mann, der ihm das Blatt gibt, sechshundert Pfund in Silber oder Gold geben.«
    Ich schrieb. Werde ca. 15 Meilen von zu Hause in Suffolk von Montagu-Haus-Dieben festgehalten ...
    Pause.
    »Der Mann wird nich' verfolgt, oder wir schneiden dir den Hals durch.«
    ... versuche zu entkommen. Haltet den Mann fest und fragt ihn aus.
    »Unterschreiben.«
    Jonathan.
    Ash nahm das Blatt und sah es sich mit selbstgefälligem Vergnügen an. »Da isses, Leute, 'n sauberer Hunderter für jeden von uns.«
    Ich begrub mein Gesicht in meinen Armen, um mich nicht zu verraten, obwohl es wirklich zu sehr schmerzte, zu lächeln.
    »Aye, aber kriegen wir das auch? Was is', wenn Knox nich' zurückkommt?«
    »Du sags', dass ich 'n Dieb bin, Abel?« Knox, der große Kerl, der sich um die Pferde gekümmert hatte, knurrte Unheil verkündend.
    Abel wich zurück. »Nee, das mein' ich nich', aber was is', wenn dir was passiert?«
    »Nix passiert. Ich komm' zurück mit dem Geld, un' wehe, ihr denkt was anderes, oder ich falte euch falschrum.« Seine Größe verlieh ihm mehr als die nötige Fähigkeit, diese Drohung ausführen zu können.
    »Abel, sattel' ihm 'n Pferd«, ordnete Ash an. »Aber ja 'n frisches.«
    Eng eingewickelt in meinen Umhang, ging Abel hinaus.
    »Wie lang brauchste?«, fragte er Knox.
    »Für den Weg nich' lang. Für's Warten aufs Geld, weiß nich'. Ihr müsst halt warten, bis ich wieder da bin. Passt gut auf de Straße auf. Wenn ihr Soldaten seht, ab ins Boot, und haut ab. Ich treff euch dann später. Mit dem Geld«, fügte er betont hinzu, um andere mögliche Zweifler zu beruhigen. Bald darauf verschwand er.
    Ich behielt meinen Kopf unten und ruhte mich aus.
    Die Länge der Zeit zwischen den Übelkeitsanfällen erhöhte sich, und die Übelkeit verging ein wenig schneller, aber ich ließ mir kein Anzeichen von Erholung anmerken, sondern demonstrierte ihnen weiterhin, wie ungeheuer schlecht es mir ging. Ein Mann in meiner schlechten Verfassung würde nicht als Bedrohung angesehen werden, und ich hoffte, ihre Wachsamkeit werde nachlassen.
    Tatsächlich schien es bereits so zu sein. Nahrung und Getränke wurden herumgereicht, und sie gaben sehr überzeugend vor, dass ich nicht existierte, während sie sich hervorragend um ihr eigenes Wohlbefinden kümmerten. Niemand machte sich die Mühe, mich überhaupt anzusprechen. Diese Tatsache allein hätte mich über mein endgültiges Schicksal aufgeklärt, hätte ich dies nicht bereits selbst herausgefunden. Sie

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