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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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fände es einfacher, das zu ertragen, was kommen wird, wenn ich es nicht sehen muss.«
    Er war praktisch sprachlos. »Bei allen ...«
    »Eine letzte Bitte, Sir.«
    Er steigerte sich in eine Flut von Beschimpfungen hinein, und ich zuckte zusammen und klammerte mich an Drummond wie ein Kind, das Schutz sucht.
    »Lass ihn«, meinte Drummond, wie ich es gehofft hatte. Er war ärgerlich, doch nicht auf mich, sondern auf Ash. Ash brauchte mehr Zeit, um seinem Ärger Luft zu machen, als er gebraucht hätte, um meine Bitte zu erfüllen.
    »Was?«
    »Das is' keine große Sache. Er kann dein Tuch nehmen.« Ohne abzuwarten, ließ Drummond mich los und trat zurück.
    Verdammt, ich wollte, dass einer von ihnen zum Haus zurückging, um etwas Passendes zu holen. Sie voneinander zu trennen, hätte die Angelegenheit für mich wesentlich einfacher gemacht.
    »Könnte ich auch einige Bibelverse bekommen?«, fragte ich mit schnell ansteigender Verzweiflung.
    »Ha'm keine, Junge.«
    Nun. Das hätte ich bei einem Haus, in dem niemand lesen konnte, erwarten müssen.
    »Die Augenbinde«, sagte ich. »Bitte ... ich ...«
    Drummond sah Ash erwartungsvoll an. Unter weiteren Flüchen und Klagen band er widerstrebend den Schal los, welcher seinen Hut an Ort und Stelle hielt. Er musste Drummond seine Pistole übergeben, um dies tun zu können.
    Als er zu mir kam, um es mir vor die Augen zu binden, hob ich eine Hand in einer bittenden Geste.
    »Bitte ...«
    »Was noch?«
    »Einen Moment zum Beten. Nur einen Moment, um ein Gebet zu sprechen. Nur einen ...«
    Ich erhielt einen weiteren Fluch als Antwort, doch er erhob sonst keinen Widerspruch.
    Ich ließ mich auf ein Knie herabsinken. Drummond war nun zu weit entfernt, als dass ich ihn hätte erreichen können, aber Ash stand direkt vor mir und hielt den Schal umklammert, ungeduldig, die Aufgabe endlich zu beenden und aus der Kälte herauszukommen. Ich beugte meinen Kopf.
    »Vater unser, der du bist im Himmel, vergib mir meine Sünden ...«, begann ich, und ich meinte es so, wie ich es sagte. Solche Taten auszuführen, während man sich mitten im Gebet befand, war ganz sicher eine Sünde, aber ich hatte keine andere Wahl mehr. Sicherlich würde Gott es verstehen.
    Ich rammte meine Faust in Ashs Leiste.
    Er schrie nicht; ich nehme an, die Schmerzen waren zu groß, als dass er sie hätte in Töne umsetzen können, doch sein Gesicht war beredt genug, als er sich im Schnee zusammenkrümmte. Dann vergaß ich ihn, als Drummond auftauchte.
    Er hielt die Pistole im Anschlag, und es bestand keine Möglichkeit, dass er mich auf einer so kurzen Distanz verfehlte. Er stand kaum zwei Yard entfernt und hielt sie auf meine Brust gerichtet. Die Mündung war so groß wie das Tor zur Hölle, doch ich musste die Augen von ihr lösen, um Drummond anzusehen. Im Gegensatz zu der Demonstration, die ich zuvor gezeigt hatte, würde ich meinem Tod ins Auge blicken, sollte es das sein, was mich erwartete. Ich hatte schon andere Verletzungen überlebt, doch nun war ich sehr schwach und nicht sicher, was als Nächstes passieren würde. Ich wappnete mich für den Schuss, indem ich ihn anstarrte und zu sehen versuchte, ob sich hinter seinen Augen eine Seele verbarg.
    Er feuerte nicht, sondern starrte nur. Wir starrten uns gegenseitig stundenlang an, so schien es zumindest, und ich konnte mir nicht vorstellen, warum er wartete. Er schenkte Ash keine Beachtung, der zwischen uns lag, sich zusammenrollte und vor Qualen ächzte; alles, was er tat, war, mir in die Augen zu sehen, ohne zu zwinkern, wie ein Irrer.
    Hoffte er, ich würde um mein Leben betteln? Warum war er so still? Schwieg er, damit ich die Nerven verlor? Was–?
    Dämmerung. Nun war es heller als ... Licht. Genug Licht, dass er klar sehen konnte. Mich sehen konnte. Damit ich...
    In plötzlicher Erkenntnis taumelte ich auf die Beine und befahl Drummond, seine Waffe fallen zu lassen. Er gehorchte. Der Ausdruck seiner gleichgültigen Miene blieb der gleiche wie zuvor, hart wie Stein ... vielleicht ein wenig ausdruckslos um die Augen. Das war für mich der Grund für die Verzögerung gewesen; ich kannte ihn nicht gut genug, um innere Veränderungen wahrzunehmen, als meine Beeinflussung ihn übernommen hatte.
    Mein Hunger, der von so vielen Ablenkungen außer Kraft gesetzt worden war, bahnte sich nun seinen Weg zurück. Heißhunger. Unbestreitbar.
    Ich wankte um Ash herum, bis ich dicht vor Drummond stand. Ich sagte ihm, er solle die Augen schließen. Er tat es. Darauf riss

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