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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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vermutete, dass diese Männer den Ort einfach gefunden und für sich übernommen hatten.
    Ash war mit seiner Zunderbüchse inzwischen erfolgreich gewesen und hatte zwei Lampen entzündet. Eine davon brachte er zu mir herüber, um einen besseren Blick auf mich werfen zu können. Ich nutzte die Gelegenheit, um mir einen besseren Blick auf ihn zu verschaffen. Ich wollte mir sein Gesicht einprägen, die Gesichter aller. Das seine erschien verhärtet, sowohl durch das Wetter als auch durch ein schwieriges Leben, und möglicherweise durch ein noch schwierigeres Naturell. Er grinste auf mich herunter, mit einer bösen Genugtuung, die hätte komisch sein können, wäre nicht die Trostlosigkeit meiner Situation gewesen. Ich fand ihn nicht im entferntesten amüsant.
    »Er is' 'n Weichling, das garantier' ich. De musstes' ihn nich' so hart schlag'n, Drummond. Wir hätt'n ihn mit 'nem Stück Schnur fesseln könn' und ihn herführ'n wie'n Lamm.«
    »Ha!«, sagte Drummond.
    »Blassgesichtiger Torybastard«, fuhr Ash fort. »Der is' weich wie 'ne Schnecke von dem tollen Leben mit dem Gold von seinem Papi un' all sei'm Trinken un' Rumhuren.«
    »Wo bin ich?«, fragte ich, in dem Wunsch, das Thema zu wechseln. Meine Stimme klang dünn, war kaum mehr als ein Flüstern. Die Stimme eines Fremden. Die Furcht, die beiseite zu schieben mir eine gewisse Zeit gelungen war, begann zurückzusickern, nun, da ich mich selbst nicht wieder erkannte. Ich versuchte vorzugeben, dass sie nicht existierte, und konzentrierte mich darauf, nützliches Wissen zu sammeln.
    »Du bis' bei uns, das is' alles, was de wissen musst.«
    »Wir müssen uns immer noch in Nassau County befinden«, bemerkte ich schwach.
    »Ha!«, sagte Drummond.
    »Wir ha'm hier 'n richtig dummen Torybastard, nich', Jungs?«, meinte Ash, indem er sich ausführlich zu Drummonds kurzem, aber informativem Kommentar äußerte. Also war ich in Suffolk County, Meilen von zu Hause fort. Wie viele Meilen?
    »Ich muss noch immer dort sein«, beharrte ich. »Wir können nicht so weit gereist sein.«
    »Fünfzehn Meilen, als war's 'n Inch. Vielleicht auch mehr.« Er war stolz auf seine Leistung und voller Verachtung für meinen Unglauben.
    »Das ist lächerlich.« Aber ich drängte ihn nicht weiter, damit sie nicht bemerkten, was ich damit beabsichtigte. »Was wollen Sie von mir? Warum haben Sie mich hierher gebracht?«
    »Was wir woll'n, is', dass du tust, was dir gesagt wird, dann muss Drummond dir nich' das Herz rausschneiden und dir geben.«
    »Ha!«, sagte Drummond.
    Das war nicht gerade sehr beruhigend, aber zumindest planten sie nicht, mich geradewegs zu töten. Wenn ich andererseits nicht vor Sonnenaufgang hier herauskäme, würden sie sich diese Mühe überhaupt nicht machen müssen.
    »Ich mag die Reiterstiefel«, meinte ein dünner Kerl, der durch seine scharf geschnittene Nase sprach.
    »Verschwinde, Abel, ich hab' schon gesagt, dass ich die will, un' jeder weiß das«, behauptete ein anderer Mann, der ihm ähnlich genug sah, um sein Bruder zu sein.
    »Deine Latschen sin' zu groß dafür!« »Sin' se nich'! Du kriegst sein' Umhang, ich krieg' seine Stiefel!« Dieser Erklärung folgte eine lärmende Rauferei. Ash beobachtete die Kontrahenten mit Abscheu.
    »Die beiden sollten Kain un' Abel heißen, nich' Abel un' Seth«, knurrte er Drummond zu, der zum ersten Mal nicht »Ha!« sagte, sondern einschritt und die beiden grob trennte. Er hob beide am Kragen hoch, schüttelte sie tüchtig und ließ sie dann fallen. Für den Augenblick war der Streit vorüber, und ich entspannte bewusst meine eingerollten Zehen. Ich empfand kein Bedürfnis danach, in bestrumpften Füßen nach Hause zu wandern.
    Die Tür öffnete sich, und der andere Kerl, der fast so groß war wie Drummond, kam herein. Ich fragte mich, ob er bei dieser Bande das Sagen hatte, da niemand von den anderen besonders mit Intelligenz gesegnet war. Er teilte barsch mit, dass die Pferde versorgt waren, und trat dann zu Tullys dilettantischem Feuer, um sich die Hände zu wärmen.
    Es waren also sechs. Entmutigend selbst, wenn ich im Vollbesitz meiner Kräfte gewesen wäre, jetzt so gut wie unmöglich.
    »Wie spät ist es?«
    Meine Frage amüsierte sie. Es gab keine Uhr in der armseligen Hütte, und es hatte hier wahrscheinlich auch noch nie eine gegeben.
    »Sonne geht in 'n paar Stunden auf, nehm' ich an«, meinte Ash.
    »Ich hab' Hunger«, jammerte Tully.
    »Dann koch' was!«
    Tully gehorchte und stocherte in den Vorräten herum, die

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