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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Pharisäer«, zischte Trippa.
    »Bist du zufrieden mit den Ergebnissen deiner Ermittlungen?« fragte Frangipane, an Jakob gewandt. Der Bischof schien beschlossen zu haben, Trippas Beschimpfung zu ignorieren; er tat ganz so, als befände der Monsignore sich nicht mehr im Raum. »Weißt du, was ich dir übelgenommen habe? Daß du mich nicht unterrichtet, sondern mir mit dem Straßenjungen eine Komödie vorgespielt hast. Beinahe wäre ich darauf hereingefallen. Aber nachdem du Ennea hast verhaften lassen, dachte ich mir, ich sollte mich einmal mit Garilliati unterhalten, und da stellte sich heraus, daß er niemals einen Pferdeburschen von Ambrogio Farnese unter seinen Helfern hatte. Er konnte mir die Namen aller Diener aufschreiben, die auf seinem Fest zugegen waren. Was meinst du, kannst du die Liste gemeinsam mit mir überprüfen?« Der Bischof lächelte ihn überlegen an. »Jakobus, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst mich nicht unterschätzen? In dir lese ich einfacher als in einem alten Evangeliar, so deutlich schreiben sich deine Gedanken in dein Antlitz.« Er erhob seinen Becher. »Wegen des Anstifters«, fuhr er nach einem tiefen Schluck von dem süffigen Wein fort, »bin ich ganz deiner Meinung; aber ich möchte es bewiesen haben, und du wirst mir dabei helfen; einverstanden?«
    Jakob nickte betreten.
    »Den Monsignore brauchen wir dazu nicht; er soll sich seinen Urkunden widmen und besser darauf achten, daß in der Kanzlei keine gefälschten Siegel verwendet werden.« Mit einem spöttischen Augenzwinkern schaute der Bischof wieder Trippa an.
    Der Monsignore hatte die ganze Zeit schweigend zugehört, doch nun rief er mit hochrotem Kopf: »Das werdet Ihr mir büßen, Exzellenz; Ihr werdet noch wünschen, lieber Eure Zunge verschluckt als jenen Satz gesagt zu haben.«
    »Alles eine Frage der Zubereitung, mein Lieber«, entgegnete Frangipane voller Ironie.
    Trippa stürmte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. »Was für eine Schlange!« Frangipane lachte lauthals. »Keine Zunge in ganz Rom ist so gespalten wie seine. Ich hoffe, du glaubst ihm kein Wort. Du mußt deine Freunde erkennen, Jakobus, und nicht beim leisesten Windhauch umknicken wie ein schwacher Halm. – Was hat dich wirklich bewogen, Ennea hinter meinem Rücken zu verhaften?«
    »Ich hatte Angst, Ihr würdet Euren Diener zu heftig verteidigen, und ich wollte ganz allein die Wahrheit ergründen.«
    »Und«, fragte Frangipane lauernd, »ist es dir gelungen?«
    »Nicht ganz; nur in dem Punkt, daß Ennea die Huren ermordet hat, habe ich Gewißheit. Unsicher bin ich, inwieweit Ihr ihn für Eure Zwecke eingesetzt habt.«
    »Worin begründet sich dein Zweifel?«
    »Ihr habt Ennea erklärt, Ihr würdet ihn laufenlassen aus Dankbarkeit für den Mord an Orsini; und Ihr selbst wart es, gemeinsam mit Casale, der Ennea zu Orsini geschickt hatte, weil der alte Kardinal eine Vorliebe für Männer hegt.«
    »Das alles hat dir mein Kaplan gestanden?« Frangipane wirkte überaus erstaunt.
    »Ich muß daraus folgern, daß Ihr von Anfang an die Absicht hattet, Orsini zu töten; Ennea war Euer Werkzeug.«
    »Du beschuldigst mich des Mordes an Orsini?«
    Jakob nickte ernst. »Worüber ich mir allerdings den Kopf zerbreche«, fuhr er ungerührt fort, »ist, worin Euer Vorteil liegt. Wollt Ihr mir weiterhelfen?«
    »Auf Chigis Fest konnte ich Gentile Orsini zuflüstern, Ambrogio Farnese sei der Anstifter zum Mord«, erwiderte der Bischof mit einem maliziösem Lächeln. »Das habe ich alles bis ins kleinste geplant, und wenn der Mistkerl von der Cestius-Pyramide eines Tages tot in seinem Bett liegt, kannst du mich wieder des Mordes bezichtigen, denn selbstverständlich hat sich Orsini zu meinem Werkzeug machen lassen und wird er Ambrogio vergiften. – Ich muß sagen, deine Kombinationsgabe ist bewundernswert.«
    »Exzellenz«, stellte Jakob nüchtern fest, »Eure Erklärung klingt schlüssig und vernünftig. Selten hätte sich jemand geschickter gerächt. Sollte Ambrogio Farnese in nächster Zeit eines unnatürlichen Todes sterben, bezeugte ich vor jedem Tribunal Eure mittelbare Täterschaft.«
    »Bravo!« Der Bischof klatschte in die Hände. »Du solltest dich wirklich darauf besinnen, auf meine Seite zu kommen; der Kaiser braucht solche Männer wie dich.«
    Als Jakob sich, nicht ohne den Bischofsring zu küssen, verabschiedete, spürte er, wie sehr ihn dieses Katz-und-Maus-Spiel angestrengt hatte. Kaum zurück in seiner Zelle, sank er auf seine

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