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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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Pritsche und schlief ein.
    Ennea war wie vom Erdboden verschwunden, und der Kanzler selbst zeigte sich höchst besorgt. Der Governatore, der am nächsten Morgen in den Vatikan einbestellt worden war, konnte keine Erklärung über die Umstände der Flucht angeben; er war jedoch gleichfalls bestürzt und bot an, mit seinen Sbirri und mit Mitgliedern der Bürgermiliz nach dem Flüchtigen innerhalb und außerhalb der Stadtmauer suchen zu lassen.
    Der Kanzler winkte ab; in diesen unruhigen Zeiten sei es aussichtslos, den Entlaufenen zu finden; wenn der Täter nur einigermaßen Vernunft walten lasse, werde er sich in Gegenden flüchten, welche die Kaiserlichen unter Kontrolle haben, und dann könne man seiner sowieso nicht mehr habhaft werden. Allerdings wünschte er mit Nachdruck, die Art und Weise der Flucht aufzuklären und für die Zukunft sicherzustellen, daß dergleichen nicht mehr vorkomme.
    Teofani sicherte dies unterwürfig zu und atmete erleichtert auf, als er von Farnese entlassen wurde.
    »Wir werden unsere geheimen Leute unterweisen, nach dem entlaufenen Kaplan Ausschau zu halten«, bemerkte der Kanzler, nachdem der Governatore gegangen war. »Ich möchte Ennea seiner gerechten Strafe zuführen; außerdem brauchen wir ihn noch als Zeugen gegen Casale; Ambrogio sagte mir, du hättest einige entscheidende Aussagen noch nicht aus dem Mörder herausbekommen.«
    »Ich bin nicht genau im Bilde, wovon Ihr sprecht, Exzellenz.«
    »Du solltest eine Aussage beibringen, wonach Casale bezichtigt werden kann, der Drahtzieher hinter all den Verbrechen zu sein; Ambrogio hat sich deutlich genug ausgedrückt. – Und falls wir Ennea nicht ergreifen, wirst du den Zeugen abgeben, den wir brauchen!«
    Ottavio Farnese betrachtete damit ihre Unterredung als beendet; während er Jakob seinen Ring entgegenstreckte, blätterte er bereits in Urkunden, die auf seinem Pult lagen. Verwirrt verließ Jakob den Kanzler.
    Als Jakob neben dem Obelisken des Caligula stand und ihn ehrfürchtig anblickte, spielte er mit dem Gedanken, seinen Ordensgeneral aufzusuchen und um sofortigen Dispens für die Rückkehr nach Bayern zu bitten. Zu deutlich war die Drohung der Farnese; unmöglich konnte er dieses Ansinnen übergehen, aber noch unmöglicher schien es ihm, für die Farnese zu lügen. Der Eid vor Gericht war heilig, und er durfte selbst dann nicht schwören, wenn er zwar von der Richtigkeit der beschworenen Aussage überzeugt war, aber in Wahrheit die ausgesagte Tatsache nicht selbst wahrgenommen hatte.
    Woher nahm Farnese die Sicherheit, ihm einen Meineid zuzumuten? War es die Macht seines Amtes, oder wähnte er sich im Besitz weiterer Druckmittel?
    Jakob fröstelte, obwohl die Sonne den Platz vor Sankt Peter bereits in mildes Morgenlicht hüllte, und er beschloß, sich mit den Kindern zu treffen; sie waren seine einzigen Verbündeten.
    Cesare fluchte wie ein Rohrspatz, als er die schlechte Nachricht vernahm, und fragte, ob Serena es schon wisse; er zeigte sich rührend besorgt um die Freundin, der doch so sehr daran gelegen war, daß dem Mörder Gerechtigkeit widerfuhr. Als Jakob verneinte, beruhigte sich Cesare und brütete stumm vor sich hin. Auch Luigi, Filippo und Massimiliano machten betretene Gesichter, und beinahe schien es, als hätten die Jungen ihren Mut verloren. Doch nach einer Weile gab Luigi sich schon wieder kämpferisch.
    »Wir dürfen nicht lamentieren«, stellte er herausfordernd fest, »sondern müssen überlegen, wie wir den Flüchtigen fassen können. Er ist entweder noch in der Stadt, dann werden wir ihn finden, oder er ist geflohen, dann sollten wir zumindest herauskriegen, wohin.«
    »Wie wollt ihr das anstellen?« fragte Jakob unsicher.
    »Laß uns nur freie Hand«, erwiderte Luigi in dem ihm eigenen gönnerhaften Ton, den Jakob mittlerweile kannte und der ihm verriet, daß Luigi bereits einen vielversprechenden Gedanken verfolgte.
    Sie vereinbarten, sich übermorgen in der Frühe auf dem Palatin an der Stelle zu treffen, wo Jakob seit einiger Zeit in der Frühe so gern saß. Dann verließ Jakob die Jungen und ging hinüber in die Strada del Popolo, um dem Bankier Garilliati einen Besuch abzustatten.
    Serena saß mit Giovanni, Apollonia und einigen Mädchen in der Küche bei ihrem kargen Frühstück, als Cesare hereinstürmte und sie bat, mit ihm zu kommen. Apollonia brummte beim Anblick des Jungen, nickte Serena zu und nahm, als wollte sie zeigen, daß sie gut auf Serena verzichten könne, den kleinen Giovanni in den

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