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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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andächtig vor dem Kunstwerk stehenblieb.
    Cesare trat neben sie; auch er bewunderte die feine Bildhauerarbeit stumm, blickte dabei aber immer wieder zur Seite und betrachtete Serena. Ihm fiel auf, daß sie von Woche zu Woche schöner wurde. Vorsichtig legte er seinen Arm um ihre Schulter. Serena ließ es geschehen, schaute ihn aber nicht an, doch kam sie Cesare unwillkürlich ein wenig näher. Langsam und scheu legte sie ihren Arm um seine Hüften.
    »Wie wunderschön«, bemerkte Cesare und meinte die kunstvolle Steinmetzarbeit vor ihnen. Seine Stimme klang ein wenig zu schrill, und daher verstummte er gleich wieder.
    Serena wandte ihm den Kopf zu, und dann legte sie ihre weichen Lippen auf seinen Mund. Sie hielt die Augen geöffnet und schaute Cesare in die Augen, während sie sich küßten. Alles wird gut, sagte sie sich und spürte, wie ihr Herz raste.
    Als sie sich wieder voneinander lösten, waren sie für einen Moment befangen, doch dann sprang Cesare lachend von dem Tempelgesims herunter und rannte zum Tiber. Serena folgte ihm und versuchte ihn zu überholen. Vom hohen Ufer blickten sie auf den grünen Fluß, der sich müde durch sein Bett schob, das zu weiten Teilen trocken dalag.
    »Komm«, rief Cesare und lief den Fluß hinauf, »ich zeige dir mein Lieblingsversteck am Pincio.«
    Übermütig liefen sie den Tiber entlang und dann hinüber auf die Piazza del Popolo und rannten fast in ihre Freunde hinein.
    »Was macht ihr denn hier?« fragte Luigi und musterte die beiden eingehend; er lächelte, denn Serena und Cesare erröteten, als seien sie bei einem Diebstahl ertappt worden. »Wir haben Neuigkeiten; wir wissen inzwischen, daß Ennea bei der Porta del Popolo die Stadt verlassen hat. Wahrscheinlich ist er die Cassia hinaufgegangen; aber er hat mindestens vier Stunden Vorsprung. Was sollen wir tun?«
    »Wir folgen ihm«, antwortete Serena, ohne lange nachzudenken.
    Sehr zur Verwunderung des Torwächters rannten die fünf aus der Stadt.
    Meile um Meile marschierten sie, so schnell sie konnten, bis sie bei La Storta eine Rast einlegten. Am Wegrand stand die Ruine eines kleinen Eremitenklosters aus alter Zeit, und sie setzten sich in dem halbverfallenen Oratorium nieder. Aber Cesare trieb eine innere Unruhe; er erhob sich und schlich in die Kapelle.
    Vorsichtig schob er die Zweige des wilden Weines beiseite und stieg langsam über wucherndes Wurzel- und Rankenwerk. In der schattigen Kapelle sah er einen von welkem Laub bedeckten Altar und schlug unwillkürlich das Kreuzzeichen. Schon wollte er umdrehen und nach Serena schauen, als er um die Ecke ein Geräusch hörte; es war, als würde jemand röcheln.
    Langsam schlich Cesare zurück und verständigte die Freunde. Sie sprangen auf und rannten ungestüm in die Kapelle; als sie um eine Mauerecke bogen, schraken sie heftig zusammen: In einer Nische lag ein Mann in einer Lache von Blut und starrte sie aus schreckgeweiteten Augen an.
    »Was ist geschehen?« fragte Cesare.
    »Ich bin überfallen worden«, flüsterte der Sterbende unter Aufbietung aller seiner Kräfte. »Ich habe … eine geheime Botschaft für den Grafen Orsini. Ein Priester hat … mich gepackt und … ausgeraubt … vom Weg gezerrt … Wo ist mein Pferd …?« Seine Stimme versagte; aus seinem Mund quoll Blut.
    Cesare beugte sich nah an den Sterbenden und forderte ihn leise auf, weiterzusprechen, doch in den Augen des Mannes formte sich eine angstvolle Frage, dann schlossen sich seine Lider. Der gequälte Körper erschlaffte.
    »Kommt, wir durchsuchen ihn«, forderte Luigi die anderen auf, doch alle zuckten zurück.
    Luigi packte den Toten und drehte ihn um; in seinem Rücken steckte ein Messer. Scheinbar ohne jede Furcht durchsuchte der Junge alle Taschen des Mannes und wurde schließlich fündig. Aus seiner Hose zerrte er einen zerknitterten Brief hervor, der das päpstliche Siegel trug, und hielt es mit einem Ruf des Triumphes in die Höhe.
    Cesare schaute die anderen an. »Und was tun wir jetzt?«
    »Nun muß uns Jakob helfen«, erwiderte Serena.
    Jakob saß in der hintersten Reihe der Kapelle des Camposanto und hatte die Augen geschlossen. Immer noch wirkte das Gespräch mit dem Kanzler des Vatikans bedrohlich nach, und aus seinem Gespräch mit Garilliati war er auch nicht schlau geworden. Der Bankier hatte über Zusammenhänge in der Kurie gesprochen wie andere über ein beiläufiges Treffen mit Freunden und dabei versucht, Monsignore Trippa in ein denkwürdig schlechtes Licht zu

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