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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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große Glocke hänge. Meine Art von Festen ist einzigartig in Rom und erfordert einen besonderen Schutz für meine Gäste. Vielleicht hätte ich dich früher ins Vertrauen ziehen sollen. – Jetzt ist alles schwierig geworden, denn die Farnese halten mich für einen Verräter, der nun gegen sie mit Casale paktiert und für die Zukunft darauf vertraut, daß die Colonna an die Macht gelangen.«
    Der Monsignore trank erneut von seinem Wein und sah Jakob nachdenklich an.
    »Ich bin aber kein Parteigänger der Colonna, sondern bleibe den Farnese mein Leben lang verbunden – solange sie mich nicht verstoßen. Ich habe Anspruch auf eine besondere Behandlung; zu viel habe ich für die Farnese getan. Trotzdem ließen sie es an der nötigen Unterstützung fehlen, als ich das Amt des Notarius cancellariae erwerben wollte. Ich mußte mir anderswo Unterstützung suchen und fand sie wider Erwarten bei Fabricio Casale. Er verlangte nicht viel, nur manchmal eine falsche Beurkundung oder die Fälschung einer Urkunde, alles kaum von Belang, und kein einziger Vorgang war jemals gegen die Farnese gerichtet. – Du siehst, ich bin kein Verräter, und ich wünsche mir, daß du dies Ambrogio Farnese wissen läßt.«
    »Ihr treibt ein doppeltes Spiel; dafür habe ich Euch schon länger in Verdacht. Wie kam es, daß Ihr immer als erster von den Morden unterrichtet wurdet?«
    »Der Governatore hatte vom Kanzler persönlich Anweisung erhalten, wenn Huren ermordet werden, die Kurie zu unterrichten und alles zu unternehmen, um öffentliches Aufsehen zu unterbinden; und meine Kanzlei wurde als diejenige Stelle benannt, die zu unterrichten war. Du siehst, es läßt sich ganz einfach erklären. Hattest du etwa mich im Verdacht, hinter den Morden zu stehen?«
    »Es gab Augenblicke, da gingen mir solche Gedanken durch den Kopf«, gab Jakob zu. »Doch hielt ich Euch niemals ernsthaft für den Dirnenmörder.«
    Trippa blickte nachdenklich auf seine wie stets tadellos gepflegten Lederschuhe. »Daß ich ein doppeltes Spiel gespielt habe, lieber Bruder, ist so wahr, wie es falsch ist. Müssen wir unser Leben so einrichten, daß die Feinde unserer Freunde auch unsere Feinde sind? Oder ist es nicht christlicher gedacht, möglichst alle Menschen als Freunde aufzufassen? Handelten alle wie ich, lösten sich die Feindschaften unter den Menschen auf, und wir lebten weit mehr in Christi Sinne zusammen als heute. Aber ich gebe es zu: Ich bin in einem gewissen Sinne ein Verbündeter von Fabricio Casale geworden und nenne ihn einen Freund; doch das gilt nicht, wenn es gegen die Farnese geht; dann verhalte ich mich neutral, und im Zweifel stünde ich auf der Seite der Familie Farnese; und niemals, verstehst du, niemals wäre ich ein Parteigänger der Colonna.«
    »Warum habt Ihr mich von Anfang an auf Bischof Frangipane angesetzt? Hattet Ihr ihn in Verdacht, oder seid Ihr ihm feindlich gesonnen?«
    »Er ist als Herr von Ponte Sisto sehr darauf bedacht, ein gutes Geschäft zu machen. In der Tat hielt ich es für möglich, daß er hinter den Morden steckt, um den unliebsamen Konkurrenten Casale auszustechen. Und immerhin führte dich mein Hinweis letztlich zu dem wahren Täter. Schade, daß Ennea entkommen ist. – Aber nun habe ich dir deine Fragen beantwortet; laß mich die meinen stellen.« Trippas Ton wurde fordernd und barg eine versteckte Drohung. »Was hat Ennea wirklich gestanden?«
    »Er hat die Morde gestanden, einen nach dem anderen, wenngleich erst unter der Folter.«
    »Das ist mir zu einfach. – Warum hat er Orsini getötet?«
    »Er wollte den alten Lustmolch ebenso wie die Huren bestrafen und ein Zeichen setzen gegen die Verderbtheit der Welt. Letztlich kam es ihm darauf an, daß Frangipane die Botschaft verstand; Ennea wollte seinen eigenen Herrn bekehren.«
    »Und zum Dank befreit der Herr seinen Diener?« fragte Trippa voller Sarkasmus. »Willst du mir das als deine Wahrheit verkaufen?«
    »Was ist Wahrheit?« erwiderte nun Jakob.
    Trippa sah sich mit eigenen Worten geschlagen; er rang mit sich, doch dann trug er Jakob seine Vermutung vor, wonach Frangipane Ennea als Werkzeug benutzt und es vor allem auf den Tod Kardinal Orsinis abgesehen hatte.
    »Frangipane ist ein übler Parteigänger der Colonna; hinter allem, was in der Stadt zugunsten der Colonna geschieht, steckt dieser verlogene Dickwanst«, erklärte Trippa, und Jakob wunderte sich, wieviel Haß aus diesen Worten sprach. »Allein, mir leuchtet der Zweck nicht ein, den Orsinis Tod

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