Der Engel Der Kurie
Schar von Söldnern, die an ihren Wappen unschwer als Wachleute der Colonna zu erkennen waren. Die Gruppe ritt auf die Porta del Popolo zu.
Luigi verpaßte Cesare einen Stoß in die Rippen. »Schau, sie reiten die Cassia hinaus; wetten, das hat etwas mit unserem Fall zu tun.«
»Dem dicken Bischof wird der Boden zu heiß.« Cesare rieb sich die Hände. »Wir sollten Jakob verständigen und das Stadttor im Auge behalten.«
Schon in aller Frühe hatte Jakob Bischof Frangipane aufgesucht, um ihn zu fragen, ob er noch im Besitz der Namensliste sei, die Garilliati ihm gegeben habe.
Frangipane zeigte sich überrascht; rote Flecken überzogen sein Gesicht. »Du stehst zu deinem Wort?« fragte er.
Jakob sah ihn verständnislos an.
»Du hast gestern gesagt, du lieferst mir den Beweis, wer der Giftmischer ist«, erklärte der Bischof und holte das Papier aus seiner Schreibstube. Fein säuberlich standen an die zwanzig Namen auf der Liste. Jakob las sie laut vor, blickte Frangipane an und sah ihn bei jedem Namen den Kopf schütteln, bis er schließlich rief: »Den Silvio Lucini kenne ich; er arbeitet bei Trippa in der Schreibstube als Kopist. Manchmal setzt ihn der Monsignore für Fälschungen ein.«
»Ihr meint, Trippa fälscht Urkunden?«
»Selbstverständlich fälscht er; das ist seine größte Einnahmequelle.«
»Seid Ihr sicher? Könnte es nicht sein, daß Trippa seine Scudi auf andere Weise erwirbt? Lustvoller?«
»Großer Gott!« entfuhr es dem Bischof. »Denkst du an das Haus bei San Giacomo? Ich kenne die Gerüchte, doch aus den Büchern ergibt sich eindeutig, daß dieses Haus der Justina gehört, und selbst die Nachforschungen von Casale konnten nichts Gegenteiliges zutage fördern. – Weißt du Näheres?«
»Nein«, log Jakob, »aber ich habe einen Hinweis erhalten, den ich nicht auf die leichte Schulter nehme. Ich hatte gehofft, Ihr würdet mir mehr sagen können. – Doch es hat sein Gutes, daß Ihr auch nicht alles wißt, denn es gibt mir die Möglichkeit, Euch zu verblüffen. Ich werde weiterforschen, das verspreche ich Euch, und den Giftmischer finden. – Übrigens: Ist es wahr, daß Napoleone Orsini neben einem gesattelten Pferd schläft?«
»Wie kommst du darauf?« rief Frangipane ungehalten.
Jakob lächelte und antwortete, er brauche Sicherheiten, ehe er sich auf die Seite der Colonna stelle, und da seien mögliche Verbündete von großer Bedeutung. Es gebe Leute, die behaupteten, Napoleone habe die Seiten gewechselt; er könne das nicht glauben, denn er wisse genau, in welch hoher Gunst der junge Orsini beim Heiligen Vater stehe. Dann zögerte Jakob, ehe er weitersprach: »Ich habe einflußreiche Männer sagen hören, Napoleone würde im Notfall den Papst aus der Stadt befreien, weshalb er seit Tagen neben einem gesattelten Pferd schlafe.«
Frangipane musterte Jakob durchdringend, ehe er wie beiläufig feststellte: »Das ist dem Heißsporn zuzutrauen.«
»Dann hätte der Mord an seinem Großonkel den Colonna keinerlei Vorteil gebracht«, redete Jakob weiter. »Wozu diente dann dieses Verbrechen?«
»Du gibst wohl nie auf«, knurrte Frangipane. »Aber schlag dir das aus dem Kopf; es ist ein Hirngespinst; Ennea hat auf der Folter phantasiert, wie beinahe alle, die heftig aufgezogen werden. Ich habe ihm niemals für den Mord an Orsini gedankt und würde es nie tun. Deine Frage ist vollkommen berechtigt; es macht keinen Sinn, Orsini zu töten, und du solltest hinter den Hurenmorden nicht mehr sehen, als sie sind: Ausgeburten eines kranken Geistes, der die Menschen für ihre Lust bestrafen will.«
Jakob gab sich scheinbar geschlagen. »Dann werde ich mich auf die Suche nach dem Giftmischer machen; vielleicht weiß Trippas Kopist etwas.« Er trank seinen Becher aus und ging; als er bereits an der Tür stand, drehte er sich um: »Falls Euch Orsini neben dem gesattelten Pferd etwas bedeutet, solltet Ihr Maßnahmen treffen; Ihr wißt schon, wie ich das meine.«
Im Hinausgehen nahm Jakob aus den Augenwinkeln wahr, wie sich Frangipane das Kinn rieb, und da wußte er, daß der Bischof in den gesamten Plan eingeweiht war.
Auf dem Weg von Frangipanes Haus hinunter zur Engelsbrücke lief er Trippa in die Arme, der ihn freundlich wie nie in den letzten Wochen grüßte und einlud, mit ihm den Kanzler zu besuchen. Glücklicherweise seien alle Mißverständnisse zwischen ihm und den Farnese ausgeräumt, und es treffe sich bestens, wenn sie nun zu dritt die letzten Folgerungen aus den Ermittlungen zögen
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