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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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wie ein drei Tage alter Fisch; daher wandte sich Jakob wieder ein wenig mehr Flaminia zu, als Diener zwei große Kupferplatten brachten und auf Holzgestelle legten, auf denen bereits einige Köstlichkeiten angerichtet waren. Besonders delikat sah ein aus feinen geschichteten Steinpilzen angerichteter Salat aus.
    Ein zweiter Diener näherte sich und schenkte Frangipane aus einem irdenen Krug Wein in seinen Becher. Jakob bedeutete dem Lakaien, auch ihn zu bedenken, doch der Mann tat, als hätte er sein Zeichen nicht bemerkt. Statt Jakob einen Becher zu kredenzen, drehte er sich um und eilte überaus hastig davon.
    Frangipane hatte den Becher bereits zum Mund geführt und am Wein genippt, als Jakob auffiel, daß dem Diener dicker Schweiß auf der Stirn gestanden hatte, als würde er vor Angst beinahe umkommen. Mit einem Satz sprang Jakob auf und entriß dem Bischof den Becher.
    »Was fällt dir ein, Mönch?« Frangipane war ehrlich entrüstet.
    »Verzeiht, mein Bischof, aber ich fürchte um Euer Leben. Der Wein könnte vergiftet sein«, erwiderte Jakob atemlos und rannte, den Becher in der Hand, dem Diener nach; doch der Bursche hatte den Felsensaal längst verlassen und war im Getümmel verschwunden.
    Unschlüssig stand Jakob vor der Treppe; den Becher hielt er immer noch in der Hand, als Frangipane neben ihm auftauchte.
    »Wie kommst du zu deiner Vermutung, jemand könnte mich vergiften wollen?« fragte der Bischof mit zitternder Stimme.
    »Nun, ich bin mir keineswegs sicher, aber der Diener benahm sich in meinen Augen verdächtig. – Geht es Euch gut?«
    Frangipane nickte. Er schien sich zu beruhigen. »Du siehst Gespenster, mein Sohn.«
    »Mag sein, aber es ist besser, ich sehe Geister als Tote. – Schaut, da unten liegt ein Hund; dem werde ich ein wenig von dem Wein geben. Dann werden wir bald sehen, ob alles in Ordnung ist.«
    Frangipane schüttelte belustigt den Kopf und begleitete Jakob die Treppe hinunter. Neben dem Tor lag ein schwarzer, zottiger Hund, der mit einem Lederriemen an einen Haken gebunden war.
    Als er Jakob auf sich zukommen sah, erhob er sich, knurrte und zog die Lefzen hoch. Ein guter Wachhund, dachte Jakob, er wird aus meiner Hand nichts annehmen. Trotzdem hielt er ihm den Weinbecher hin, und zu seiner Überraschung schlabberte der Hund mit einer immer länger werdenden Zunge gierig nach der Flüssigkeit. Das durstige Tier vergrub seine Schnauze beinahe in dem Becher.
    »Willst dir mit meinem guten Wein einen Hund heranziehen«, lästerte der Bischof und wollte schon kehrtmachen, als der Hund auf einmal zu winseln begann und sich hinlegte. Schwer hob und senkte sich der Brustkorb des Tieres. Sein Winseln schwoll zu einem Jaulen an, daß alle Gäste im Hof zu ihnen herüberblickten. Weißer Schaum quoll aus dem Hundemaul. Das Tier wimmerte und schlug mit der Rute den Boden, zuerst schnell, dann langsamer und langsamer. Zuletzt stieß die gequälte Kreatur ein pfeifendes Winseln aus, das durch Mark und Bein ging, erzitterte am ganzen Leib, streckte sich lang aus und verschied.
    Frangipane war zunehmend blasser geworden; mit Schweißperlen auf der Stirn und vor Schreck geweiteten Augen verfolgte er den Todeskampf des Hundes.
    »Mir wird übel«, keuchte er dann und übergab sich. Jakob stützte ihn und führte ihn auf eine Steinbank im Hof. Einen Augenblick später stand Garilliati bei ihnen.
    »Was ist geschehen?« fragte ihr Gastgeber besorgt.
    »Exzellenz hat Verdorbenes genossen. Wir brauchen einen Medicus.«
    »Nein«, raunte Frangipane. »Bringt mich zum Borgo. Bitte, Jakobus.« In seinen Augen lag ein angsterfülltes Flehen.
    »Gewiß«, erwiderte Jakob und schob seine massige Schulter unter Frangipanes Achsel.
    Garilliati schnippte mit den Fingern, und sofort tauchten drei seiner Wachleute auf. »Begleitet Exzellenz Frangipane zu seinem Haus«, wies er sie an und trat nah zu Jakob. »Sorgt, daß er gut in sein Haus gelangt, und sucht mich morgen vor der Vesper auf, dann bekommt ihr das Geld.«
    Jakob nickte und verließ mit dem stöhnenden Bischof das Fest. Er war froh, daß sie von den drei Söldnern begleitet wurden. Mit einem kranken Mann an der Seite konnte man in Rom nachts leicht zum Opfer eines Überfalls werden. Allerdings wunderte er sich, daß Garilliati ihnen keine Kutsche zur Verfügung gestellt hatte. Plötzlich wurde Claudias Bild vor seinen Augen lebendig, wie sie ihn vor wenigen Stunden hochmütig nach einer Kutsche gefragt hatte. Auffällig, wie sehr sich ihr Verhalten

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