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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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vom Arsch lecken soll, als sich die Tür zum Nebenraum öffnete und dir klar wurde, daß du dich nun fleischlichen Gelüsten hingeben solltest!« Frangipane schüttelte sich vor Lachen. »Es ist ja gut, die Kirche braucht Männer wie dich; nur wenn wir keusche Mönche auf unserer Seite haben, werden wir gegen Luther bestehen; und Gott liebt solche wie dich; du wirst eingehen in das Himmelreich und dereinst auf mich herabblicken, der ich im Fegefeuer Buße tue. – Das muß dich aber nicht überheblich machen!« brauste der Bischof plötzlich auf. »Du tust, was ich will; es hilft uns beiden.«
    »Wahrhaftig, Exzellenz, ich verstehe nicht …«
    »Halt den Mund!« schrie Frangipane, und sein Gesicht lief dunkelrot an. »Wo immer du konntest, bist du entwischt. Im ersten Moment argwöhnte ich gar, du hättest den Giftanschlag selbst vorbereitet, nur um sichergehen zu können, deine Keuschheit nicht in Gefahr zu bringen, aber dann … nein, das traue ich dir nicht zu, es ist nicht deine Art; wahrscheinlich hättest du gestern sogar in den sauren Apfel gebissen und dich wie ein Mann benommen, um deine Tarnung nicht preiszugeben. – Deinen Augen fehlt dieser besondere Glanz, der jeden geilen Mann auszeichnet; dir zeigt sich sündigstes Fleisch, aber dein Blick bleibt so fromm wie beim Gebet zur Jungfrau Maria. Du willst die Weiber nicht nackt sehen, du gierst nicht nach jedem Fetzen blanker Haut, kriechst nicht unter ihre Röcke, um den Ansatz ihres Gewölbes zu erhaschen. Du schmachtest höchstens eine Schönheit an und verlangst danach, sie für Santa Maria Maddalena zu bekehren. Mich täuschst du nicht. Ich bin ein gieriger Wolf, der jede Beute reißt; ich wittere die Lust der Weiber und lechze danach, sie zu stillen. Ich hasse es, wenn mir jemand ins Gehege kommt. Ich rieche jeden Nebenbuhler. Bei dir rieche ich nichts außer Weihrauch. – Ich habe dich sofort erkannt. Du steckst mit diesem feinen Monsignore unter einer Decke und versuchst, den Dirnenmörder zu finden, und ihr habt euch eingebildet, über mich könntet ihr weiterkommen. So ein Unsinn!« Er lachte bitter und schwieg.
    Jakob schlug die Augen nieder und wagte nicht, etwas zu erwidern. Es beschämte ihn, daß er offenkundig so leicht zu durchschauen war.
    Plötzlich stand Frangipane auf und streckte Jakob seine rechte Hand entgegen. »Versprich mir, daß du meinen Attentäter suchst«, bat er mit überraschend weicher Stimme, und dann, nachdem ihm Jakob die Hand gereicht hatte, wandte er sich zu Ennea, der die ganze Zeit in der Tür gestanden hatte. »Begleite meinen Freund hinaus.«
    Der Kaplan kam dieser Aufforderung mit leuchtenden Augen nach, doch als Jakob das Zimmer schon verlassen hatte, wandte er sich mit einem Schlag wieder um und schob den verdutzten Kaplan beiseite. Er eilte auf Frangipane zu, der begonnen hatte, im Kaminfeuer zu stochern.
    »Euren Auftrag, Exzellenz«, sagte Jakob mit ruhiger Stimme, »nehme ich an. Doch schuldet Ihr mir einige Erklärungen.«
    Überrascht blickte der Bischof auf. »Sieh an, du bist hartnäckig. Nun gut. Setz dich, wir wollen Wein zusammen trinken.«
    Atemlos trat Ennea wieder ins Zimmer, doch Frangipane wies ihn mit einem Wink hinaus.
    »Also, was willst du wissen?«
    »Zunächst beantwortet mir die Frage: Handelt Ihr mit Engeln?«
    »Ich bin doch kein Krämer«, entgegnete Frangipane unwirsch und lud Jakob mit einer Handbewegung ein, Platz zu nehmen. »Doch will ich dir die Wahrheit nicht vorenthalten: Seit Pompeo wieder mit Clemens im Streit liegt, habe ich die Aufsicht über das Haus am Ponte Sisto übernommen, allerdings nur mittelbar, denn es ist ein Capitaneus prostibuli eingesetzt, der die Geschäfte regelt. Mein Verdienst, wenn ich das unbescheiden ausdrücken darf, liegt in der Vermittlung wohlhabender Kunden. Mir scheint, das Haus ist allmählich dem Casale ein Dorn im Auge, denn nach allem, was ich höre, werfen sowohl die Mädchen mehr Zins ab als bei ihm in der Via Sudario als auch der Spielsaal, den ich durch meinen Vorsteher einrichten ließ.«
    »Dann könnte dem Vizedatar durchaus daran gelegen sein, Euch aus dem Weg zu räumen«, bemerkte Jakob. »Mit der Lust kann man in Rom ein Vermögen machen.«
    »Keine schlechte Schlußfolgerung, jedoch kaum zwingend«, erwiderte Frangipane lächelnd. »Sie setzt voraus, daß dem guten Fabricio das Hurengewerbe wichtig ist. Doch er nimmt Lydias Haus nur als Mittel zum Zweck, um geeignete Engel für die Herren mit den besonderen Wünschen an der

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