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Der Engel Der Kurie

Titel: Der Engel Der Kurie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Brun
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aufgetan, das mit meiner Unpäßlichkeit zu tun hat.«
    »In der Tat; ich glaube, ich habe den Boten gefunden, der das Gift brachte. – Morgen um die Mittagsstunde werde ich mit dem Knaben bei Euch sein; es ist mir Ernst, Euren Auftrag zu erfüllen.«
    »Von wem stammt das Gift?« raunte Frangipane ihm zu.
    »Ich bin mir noch nicht ganz sicher, daher nur so viel: Er befindet sich unter den Gästen.«
    Der Bischof verzog das Gesicht. »Das glaube ich dir gern. Heute ist schließlich alles versammelt, was sich gut Freund und was sich spinnefeind ist. Doch gib mir wenigstens einen Hinweis. Ich platze vor Neugier.«
    »Der Verdacht kann sich als vollkommen falsch erweisen«, wich Jakob wiederum aus, denn er hatte Angst vor der Lüge, die er Frangipane auftischen mußte. Er argwöhnte in der Tat, der Anschlag auf den Colonna-Freund hatte seinen Urheber im Kreis der Farnese, doch hatte er außer diesem Argwohn keinerlei Hinweise. Was, wenn er sich täuschte? Und wie ginge Frangipane mit der Behauptung um, dieser oder jener habe das Gift geschickt? Der Bischof konnte überaus jähzornig sein; im schlimmsten Fall ginge er auf den Verdächtigen los, und es käme zu einem Kampf. »Ihr wäret voreingenommen gegen eine Person, die sich möglicherweise als vollkommen unschuldig erweist.«
    »Nichts werde ich mir anmerken lassen; ich will nur wissen, wen du in Verdacht hast!«
    Jakob sah Frangipanes Augen. »Ambrogio«, flüsterte er, »Ambrogio Farnese.«
    Der Bischof stand wie versteinert. Allmählich wechselte seine Gesichtsfarbe, bis er mit hochrotem Schädel vor Jakob stand und wie ein an Land geworfener Fisch nach Luft schnappte. Jakob befürchtete einen schlimmen Zornesausbruch.
    »Das habe ich mir gedacht«, murmelte Frangipane und atmete tief durch. »Bring mir morgen die Beweise, und dein Lohn wird fürstlich ausfallen. – Aber nun«, und schon klang seine Stimme gefaßt, »wollen wir in den Speisesaal hinübergehen, damit wir nichts versäumen.«
    Für das Festmahl war in unterschiedlichen Sälen gedeckt worden. In jedem Raum fand sich ein Zeremonienmeister, der die Sitzordnung anwies, so daß die vielen Menschen genau bemessen nach Stand und Bedeutung ihre Plätze fanden. Jakob saß ein wenig links von Frangipane und wurde dem Bischof offensichtlich als dessen Adjutant zugeordnet. Ihre Plätze befanden sich am unteren Ende der zentralen Festtafel, in deren Mitte Chigi mit mehreren Kardinälen saß; ihnen schräg gegenüber fand sich Ambrogio Farnese und hob, als er sie erblickte, huldvoll die Hand zu einem herablassenden Gruß. Frangipane seinerseits entbot Ambrogio ein leichtes Kopfnicken und zeigte eine dermaßen freundliche Haltung, daß sich Jakob über so viel Kunst der Verstellung nachhaltig wunderte. Die Schar der Gäste war illuster, jedoch gab der Heilige Vater sich nicht die Ehre; allerdings saß Chigi zur Rechten Kanzler Ottavio Farneses. Außerdem waren weitere hohe Purpurträger gekommen: der Kardinal Pucci, einer der eifrigsten Parteigänger von Clemens im Konklave, der Kardinal Soderini, lange Zeit ein Gegenspieler der Medici, der junge Kardinal Valle sowie Kardinal Gentile Orsini, der Neffe des ermordeten Aldobrandino. Auch einige Erzbischöfe und jede Menge Bischöfe waren anwesend, so daß man mit Fug und Recht behaupten konnte, Chigi habe ein Fest für die Kurie ausgerichtet, von dem ganz Rom noch wochenlang sprechen sollte.
    Vor jedem Platz war ein Silberteller mit dem Wappen der Chigi aufgelegt und kunstvoll mit Blumengestecken verziert; silbern blitzten das Besteck und die Weinbecher. Jedermann erhielt ein fein besticktes Seidentuch für Hände und Mund, und für je zwei der Gäste standen Lakaien bereit, um von den Köstlichkeiten aufzulegen, die aufgetragen wurden. Zart und fein nahm das Mahl seinen Anfang mit kleinen Muscheln, Garnelen und Tintenfischen, wozu kleine Häppchen von gesüßtem und gerösteten Brot gereicht wurden sowie ein heller, beinahe grüner Wein mit einem Duft von Honig und Zimt. Als nächsten Gang brachten die Lakaien gebratenen Fisch: Lotte und Steinbutt, Scholle und Barsch, in mundgerechte Happen zerteilt und sorgsam von allen Gräten gelöst, angerichtet mit zarten weißen Bohnen und gebratenen Pilzen. Später wurden gefrorene Früchte und als besondere Delikatesse Papageienzungen dargebracht. Schließlich wurden von den Kardinälen auch die ersten Trinksprüche auf den verehrten Gastgeber ausgesprochen, ehe Thunfisch, gedünstet in Blut und dickem Rotwein aus dem

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